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Du klagst, und fühlest die Beschwerden

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Zufriedenheit mit seinem Zustande
Untertitel: Du klagst, und fühlest die Beschwerden
aus: Geistliche Oden und Lieder. S. 91–92
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1757
Verlag: Weidmannische Handlung
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Erscheinungsort: Leipzig
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[91]
Zufriedenheit mit seinem Zustande.

Du klagst, und fühlest die Beschwerden
Des Stands, in dem du dürftig lebst;
Du strebest glücklicher zu werden,
Und siehst, daß du vergebens strebst.

5
     Ja, klage! Gott erlaubt die Zähren;

Doch denk im Klagen auch zurück.
Ist denn das Glück, das wir begehren,
Für uns auch stets ein wahres Glück?

     Nie schenkt der Stand, nie schenken Güter

10
Dem Menschen die Zufriedenheit.

Die wahre Ruhe der Gemüther
Ist Tugend und Genügsamkeit.

     Genieße, was dir Gott beschieden,
Entbehre gern, was du nicht hast.

15
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,

Ein jeder Stand auch seine Last.

     Gott ist der Herr, und seinen Seegen
Vertheilt er stets mit weiser Hand;
Nicht so, wie wirs zu wünschen pflegen,

20
Doch so, wie ers uns heilsam fand.


[92]

     Willst du zu denken dich erkühnen,
Daß seine Liebe dich vergißt?
Er giebt uns mehr, als wir verdienen,
Und niemals, was uns schädlich ist.

25
     Verzehre nicht des Lebens Kräfte

In träger Unzufriedenheit;
Besorge deines Stands Geschäfte,
Und nütze deine Lebenszeit.

     Bey Pflicht und Fleiß sich Gott ergeben,

30
Ein ewig Glück in Hoffnung sehn,

Dieß ist der Weg zu Ruh und Leben.
Herr, lehre diesen Weg mich gehn!