Duo, dreistimmig
Götz von Berlichingen und der General Cambronne
(derselbe, der damals in der Schlacht von
Waterloo nicht gesagt hat wie im Heldengedicht:
„Die Garde stirbt, doch sie ergibt sich nicht!“
„Merde!“) –
dieser General Cambronne und Götz von Berlichingen
trafen sich neulich im Café und täten daselbst singen:
„Wir, die Nationalheiligen zweier Nationen,
haben uns hier pro Nase einen Mokka Dubel bestellt
und betrachten zur Abwechslung einmal den Lauf der Welt.“
Der Götz begann:
„Was hältst du, Bruderherz, von den Demokraten,
vorsichtig,
umsichtig,
kurzsichtig –
„Merde –!“ sagte Cambronne.
Und fuhr fort:
„Was aber hältst du, Bruder, von den preußischen Richtern,
diesen Vollzugsbeamten von Denkern und Dichtern?
und um sich Jammer verbreiten und Klagen.
Wie sie die Wehrlosen fangen in ihren Schlingen…?“
„…!“ sagte der Götz von Berlichingen.
Und fuhr fort:
die in ihren bekleckerten Indianergewändern
den nächsten Krieg vorbereiten? Mit dem Anspruch aufs Pantheon?“
„Ah Merde –!“ sagte Cambronne.
Und fuhr fort:
Jedem ist gerade ein neues Genie geboren,
und besiehst du dir näher die göttliche Ware,
ists ein Genie vom vorigen Jahre.
Haben einen Augenfehler: schielen auf die Kritik
Wär gar nicht übel. Nur:
es ist immer die falsche Konjunktur.
Da sagte es der Götz von Berlichingen.
„Was hältst du aber hingegen von den Parlamenten?
Mit ihren Kommissionssitzungen und ihren Re- und Korreferenten?
Bruder, sag mir, ist es bei euch das gleiche
wie in unserm republikanischen Kaiserreiche?
ist aber nur eine politische Schwerindustrie.
Gut vor hundert Jahren. Heute: so alt, so alt –
Kluge verlangen eine neue Staatengestalt.
Dumme beharren bei ihrem kindlichen Eifer –
Wir haben sie. Prost, lieber Bruder, du!
Was sagen nur unsre respektiven Wähler dazu –?
Pfeift das nicht alles auf dem vorletzten Loche:
Demokraten,
Offiziere,
Richter –
Was sagen sie überhaupt zu dieser Epoche –?“
Da standen beide auf: der Götz und der General Cambronne
Jeder sagte seinen Spruch. Die Tassen bebten. Und allen schien,
als werde hier einem Weltenwunsch Ausdruck verliehn…
„Sag ihnen allen, sie könnten mich und so weiter beklecken!“
steht Theobald Tiger und gibt seinen Segen dazu.