Eberhard der Heilige
Zimbeln ertönen und Pauken erschallen,
Jubel durchrauschet die gastlichen Hallen,
Freundlich bewirthet auf Heidelbergs Veste
Drängen sich wacker die stattlichen Gäste;
Köstliche Mahlzeit und fürstlich Gelag.
Edele Ritter und züchtige Frauen,
Zierliche Mädchen, gar minnig zu schauen,
Lieben und scherzen im Pfälzischen Hause,
Spotten der Zeiten ermahnenden Drang
Jubelnd von dannen mit Spiel und Gesang.
Eberhard einzig, er schleichet sich leise
Fort aus der Freuden berauschendem Kreise;
Suchet der Jüngling, die Schritte zu lenken;
Dort, wo ihn Einsamkeit friedlich umweht,
Liegt er oft Stunden im frommen Gebet.
Konrad, der Gründer der Pfälzischen Staaten,
Tapfer in Schlachten und bieder im Leben,
Wußte dem Glauben er Früchte zu geben;
Darum erwählt er zum Lehrer fortan
Klüglich den Söhnen den heiligen Mann.
Sollte kein heuchlerisch Wesen erkalten;
Darum verbot er mit ernstlichen Worten,
Frömmelndes Treiben an jeglichen Orten:
„Saget ihr tausend Gebete auch her,
Aber nicht gleich sind des Lebens Gestalten,
Wie sich die Herzen verschieden entfalten:
So auch dem Ritter war kräftiges Streben –
Diesem nur heilige Sehnsucht gegeben;
War ihm des Lebens entzückender Preis.
Darum erbauet in einsamer Stille,
Daß er das Sehnen des Herzens erfülle,
Einen Altar sich der Jüngling behende,
Zündet der Kerzen hellflammendes Licht,
Knieet dann nieder und betet und spricht:
„Ewige Liebe, du Lieb’ sonder Gleichen,
Habe Erbarmen und gib mir ein Zeichen,
Oder soll brünstig hieher wiederkehren?
Liegt doch mein Herz nun im Kampf mit der Pflicht.“
Und er erhebt sich und löschet das Licht.
Siehe, der Gott, zu dem fromm er sich wendet,
Denn so oft er zum Altare noch schreitet,
Findet er immer die Kerzen bereitet
Leuchtend in wunderbar strahlender Pracht,
Hell durch des Waldes grün dämmernde Nacht.[1]
- ↑ Pfalzgraf Konrad übertrug, der Sage nach, die Erziehung seiner Söhne Konrad und Friedrich dem heiligen Eberhard von Stalecke, der sich eine Kapelle in der Nähe des Königsstuhls erbaut haben soll und so fromm war, daß die Engel ihn mehrmals von Heidelberg nach Stalecke, (der früheren Residenz der Pfalzgrafen) und von Stalecke nach Heidelberg zurücktrugen. Ein zweites Wunder erzählt obige Legende von H. Rau.
(Siehe J. Baaders „Sagen der Pfalz und des Odenwaldes.“)