Ein Feind weniger

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Titel: Ein Feind weniger
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 512
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[512] Ein Feind weniger. Es ist eine ziemlich allgemeine Annahme, daß das Leuchtgas, wenn es aus seinen unterirdischen Leitungen entschlüpft und sich im benachbarten Erdreich verbreitet, den etwa da stehenden Bäumen verderblich sei. Man hat in diesem Sinne hie und da schon Maßregeln ergriffen, um die vermeintliche Gefahr abzuwenden, namentlich durch Anlegung von Mauerwerk, welches das Gas von den Baumwurzeln abhalten soll. Es liegt allerdings nahe genug, einen solchen Verdacht auf den bösen Steinkohlengeist zu werfen, der ja alles lebendigen Feind ist und dem Menschen selbst, sei es im plötzlichen Ueberfall oder in schleichender Tücke, an’s Leben geht. Indeß scheint es nun doch erwiesen, daß das Gas wenigstens dem Pflanzenleben nicht schädlich und an dem Eingeben der Bäume unschuldig ist. Herr Dr. Poselger in Berlin hat diese Erfahrung durch Versuche gemacht, die man wohl gründlich nennen kann, und über den Gegenstand eine Denkschrift veröffentlicht. Es wurden im Jahre 1866 in einen länglichen mit Erde gefüllten Kasten acht junge Bäumchen gepflanzt, Linden, Kastanien, Buchen, Eichen und im Sommer des folgenden Jahres, wo sie in bester Vegetation standen, dem Versuche mit Gas unterworfen. Durch die Länge des Kastens zog sich ein Blechrohr, das, soweit es innerhalb lag, mit feinen Löchern durchbohrt war. Wurde nun die eine Mündung mit einem Kork verstopft und in die andere Gas eingeleitet, so mußte dieses nothwendig seinen Ausgang durch die Erdschicht suchen und mit den Wurzeln der Gewächse in directe Berührung kommen.

In dieser Art wurde durch vierzig Juli- und Augusttage experimentirt, täglich speiste der Gummischlauch den Kasten drei Stunden lang mit Gas und die Gewächse befanden sich somit in einem so abnormen Zustande, wie er sich in gleicher Stärke und Dauer durch gelegentliche Gasentweichungen gar nicht bilden kann. Bei alledem zeigten sich die Bäumchen durch das Experiment nicht im geringsten geschädigt oder belästigt, sie fuhren fort, sich frisch und kräftig zu entwickeln, nicht nur durch die ganze Prüfungszeit, sondern auch später und den Sommer 1868 hindurch. Hiernach zu urtheilen, wären die Ursachen des Baumtodes durch die Gasbeleuchtung um keine neue vermehrt worden; sie sind aber für Bäume auf städtischen Promenaden etc. ohnehin häufiger als in der freien Natur. Es kommen dabei in Betracht: schlechter Boden, sei er dies schon gewesen oder dadurch geworden, daß der Baum die Nahrungsstoffe in seinem Bereich mit der Zeit völlig erschöpft hat. In diesem Betracht sind Ummauerungen zur Abhaltung von Gas geradezu schädlich, denn sie hindern den Baum mit seinen Wurzeln nach Nahrung weiter auszugreifen. Mangel an Bewässerung in Zeiten der Hitze ist in nicht wenigen Fällen, besonders wo festgetretene Wege oder Pflasterung den Regen nicht eindringen lassen, ein anderer Grund, daß die Bäume kümmern und zeitig im Jahre das Laub verlieren. Endlich leiden sie da, wo viele Menschen passiren, nur zu häufig durch Verunreinigung, welche die Bäume rinden- und wurzelfaul macht und sie mit der Zeit ebenso zum Absterben bringt, wie dies mit einem in gleicher Weise heimgesuchten Rasen sehr bald geschieht.