Ein Gedenktag der „Gartenlaube“
[596] Ein Gedenktag der „Gartenlaube“. Vor gerade zwanzig Jahren erschien in Nr. 36 Jahrgang 1865 der „Gartenlaube“ eine kurze Erzählung „Die zwölf Apostel“, die mit großem Beifall von der deutschen Leserwelt aufgenommen wurde. Es war dies die erste Novelle der später als Romanschriftstellerin so berühmt gewordenen E. Marlitt.
Ernst Keil erkannte schon aus diesem ersten Werke der noch unbekannten Verfasserin ein Talent ersten Ranges, das Außergewöhnliches zu schaffen versprach und das er an seine im raschen Steigen begriffene „Gartenlaube“ zu fesseln beschloß. Sein Scharfblick täuschte ihn nicht, denn schon im nächsten Jahre erschien die „Goldelse“, jener tiefempfundene und von echter Poesie durchwehte Roman, welcher E. Marlitt nicht nur im Sturm die Herzen der deutschen Leser und Leserinnen eroberte, sondern ihren Ruhm sogar in fremde Länder und über das ferne Meer trug.
Seit jener Zeit ist E. Marlitt während der langen Spanne von zwanzig Jahren der „Gartenlaube“ treu geblieben und schmückte und bereicherte unser Blatt mit elf Romanen und Erzählungen, die sämmtlich trotz der großen Verbreitung durch die „Gartenlaube“ auch in Buchform einen nach Hunderttausenden zählenden Leserkreis fanden.
Wie jeder hervorragende Autor hat auch E. Marlitt ihre Gegner, aber der Kreis ihrer Verehrer und Freunde ist stets ein ungewöhnlich großer geblieben. Die letzteren, die auch zu den Freunden der „Gartenlaube“ zählen, werden mit uns gewiß gern die Freude dieses Gedenktages theilen und der ihnen so lieb gewordenen Verfasserin noch lange Jahre rüstigen und freudigen Schaffens von Herzen wünschen.