Ein Illustrator des Ostens

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Titel: Ein Illustrator des Ostens
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 219
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Portrait von Franz Zveřina (František Bohumír Zvěřina)
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[219] Ein Illustrator des Ostens. Ohne Zweifel wird es das Interesse unserer Leser erregen, Näheres über den Künstler zu erfahren, dessen gewandtem Stifte unser Blatt schon so manches eindrucksvolle Bild verdankt und der auch unsere heutige Nummer mit der hochinteressanten wildromantischen Darstellung einer Borascene schmückt. Franz Zverina, der in Hunderten von Bildern dem deutschen Publicum den europäischen Osten eigenartig und anschaulich geschildert hat, wurde im Jahre 1835 als jüngster Sohn eines mit zwölf Kindern gesegneten Elternpaares zu Hrottowitz in Mähren geboren. Nach Absolvirung der Oberrealschule in Prag trat er daselbst in die Akademie der bildenden Künste ein, und Professor Haushofer und Director Engerth wurden seine Lehrer. Schon früh zeigte er ein besonderes Talent für die Wiedergabe östlicher Landschaften und Nationaltrachten, wobei es ihm an Gelegenheit zu eingehenden Studien nicht fehlen konnte, verlebte er doch seine Jugendzeit zu einem großen Theile in Mähren, in der Slovakei und in Ungarn. Im Jahre 1859 ward er Hülfslehrer an der Realschule in Kuttenberg und wirkte später als Lehrer an Gymnasium und Realschule in Görz, Marburg und Brünn, während er gegenwärtig in Wien dem Lehrfache obliegt.

Zverina ist ein vielgewanderter Mann; er hat die Welt mit offenen Augen durchstreift und als echter Künstler das Geschauete sich zu eigen gemacht und in eigenartigen Gestalten ausgeprägt. Bereits in seinem neunzehnten Lebensjahre besuchte er die Hohe Tatra, Polen, Ungarn und Südrußland, wo er bis in die nogaische Steppe vordrang. Später bereiste er nicht nur alle Provinzen des völkerreichen Oesterreichs, sondern ging auch nach Italien, Dalmatien, Montenegro, der Herzegowina, Albanien und Griechenland, um stets mit reicher künstlerischer Ausbeute heimzukehren. Seine Originalzeichnungen publicirte er in den bedeutendsten deutschen, slavischen und englischen Blättern, und erst vor Kurzem, im August 1880, stellte er in Wien über 200 Zeichnungen und Aquarellen aus, die in fast allen Blättern mit Beifall besprochen wurden.

Zverina, von Hause aus unbemittelt, erhielt zu seinen künstlerischen Studien und Reisen nie ein Stipendium. Nur seine zähe Energie und vielseitige Sprachkenntniß machten es ihm möglich, unwirthliche und wenig bekannte Gegenden ohne fremde Hülfe zu durchstreifen. Die türkischen Balkanprovinzen durchwanderte er – um nur ein Beispiel seiner Thatkraft anzuführen – theils als Franziskaner-Laienbruder verkleidet von Kloster zu Kloster, theils als Rhapsode mit der Gusla (Violine), welches Instrument er, bereits über dreißig Jahre alt, in seiner unglücklichsten Lebensperiode erlernte, als ihn das Unglück einer zweijährigen hartnäckigen Augenkrankheit getroffen hatte. Gegenwärtig arbeitet er an einem größeren illustrativen Werke „Montenegro“, nach dessen Beendigung er seine Studienreise nach dem Kaukasus und den centralasiatischen Steppen auszudehnen gedenkt.