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Ein Kämpfer für das Kaiserhaus

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Titel: Ein Kämpfer für das Kaiserhaus
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19–20, S. 292–296; 310–313
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[292]

Ein Kämpfer für das Kaiserhaus.

Mit dem Abschlusse des Pariser Friedens von 1815 glaubte man für immer die schweren Wolken beseitigt, die Europa mit so vielen und großen Leiden überschüttet. Nun droht uns doch von gleicher Seite das gleiche Unheil. Fast scheint es, daß Fürsten und Völker diese zweite Katastrophe erdulden müssen, weil sie die erste vergessen und nicht gelernt haben, auf welchen Grundlagen ihre Freiheit, ihr Wohl, ihre Größe ruhen. Da ist es Zeit, daß man, wo die Gespenster der Vergangenheit spuken, auch ihre großen Gestalten aus dem Grab beschwöre, um sich durch sie in einer haltlosen Gegenwart für die Kämpfe, die vielleicht nahe bevorstehen, zu stärken. So steig denn aus den Gewölben deiner Gruft bei den Franziskanern zu Innsbruck, steig empor, du alter Rothbart mit der Kutte und dem Säbel in der Hand, wie du einst gestritten gegen die Horden und Heere der Nation, welche sich rühmt, an der Spitze der Civilisation voran zu schreiten. Solche Erinnerungen thun noth, wenn wir damit auch nicht sagen wollen, daß die da drüben über dem Rhein die schlimmsten Feinde des deutschen Vaterlandes sind. Die größten haben wir näher zu suchen.

Da lebte zu St. Martin im Pusterthale ein Bäuerlein auf seinem Hofe und mochte oft genug bedenklich den Kopf schütteln, wenn es sah, wie seine sieben rüstigen Kinder die Schüssel mit Schwarzplenten fast eben so schnell leerten, als sie aufgesetzt worden. Der Aelteste, der Hans, hatte einen offenen Kopf, und da meinen in Tyrol die Leute, daß ein solches Büblein nothwendig Priester werden und so seinem Hause die höchste Ehre auf Erden verschaffen solle. Hans, geboren am 28. October 1776, machte sich in seinem siebzehnten Jahre auf und trat als Schüler in das Gymnasium zu Botzen, obwohl er eigentlich lieber mit dem Stutzen in der Hand den Gemsen nachgestiegen wäre oder vor der Scheibe um das Best gerittert hätte. Bald sollte er jedoch die Bücher in den Winkel werfen und die Waffen tragen. Im Jahre 1796 bedrohte der Franzose die Grenze Tyrols, Haspinger zog mit den Schützen aus, der Feind gab ihm jedoch keine Gelegenheit, sich als Krieger zu erproben, und es blieb beim müßigen Vorpostendienste im Thale von Ampezzo, bis der Sieger von Arcole die Oesterreicher zurückwarf. Auch jetzt suchte der Feind die Berge Pusterthals nicht heim. Ungeduldig beschloß Haspinger, der um jeden Preis einen Franzosen beim Kragen packen wollte, allein auf die Streife zu gehen, und schlich wie ein Wolf auf den einsamen Gebirgspfaden zwischen Tyrol und Venetien lauernd umher. Endlich begegnete er einem welschen Bauer. Seine erste Frage war nach dem Feinde. Jener zeigte auf einen Baum, unter dem ein französischer Officier stand, beschäftigt, die Gegend zu recognosciren. Der junge Schütz schlich hinter ihm heran, trat plötzlich vor und setzte ihm den Stutzen auf die Brust. Betroffen übergab ihm der Officier den Degen und wollte ihm auch seine goldene Taschenuhr überreichen, Haspinger wies sie zurück, indem er nicht der Beute wegen, sondern das Vaterland zu vertheidigen ausgezogen sei. Er führte nun den Gefangenen, welcher sehr über die Verwegenheit erstaunt war, mit der er fern von den Seinen sich mitten unter den Feind geschlichen, nach Tyrol zurück und übergab ihn dem Commandanten des österreichischen Militairs, dem Fürsten Reuß.

Die Ehre blieb nicht aus; es wurde ihm die silberne Tapferkeitsmedaille zugeschickt, als er wieder nach Botzen zurückgekehrt war. Doch sollte er nicht lange auf den Bänken des Gymnasiums Schulstaub schlucken; im Frühling des Jahres 1797 bedrohten die Franzosen neuerdings Südtyrol, und ein Aufruf des Landesguberniums führte die Schützen auf’s Neue in den Kampf. Joubert rückte mit großer Macht gegen Brixen vor, seine Avantgarde überschritt die Klause und eilte bis in die Nähe von Sterzing. Dort bewahrt noch in der Capelle am Wege ein schlichtes Bild mit der Unterschrift:

„Bis hieher und nicht weiter
Kamen die französischen Reiter.“

die Erinnerung an dieses Ereigniß. Sie mußten umkehren! Als Joubert am 2. April vorrückte, waren die Höhen bereits ringsum von Schützen besetzt, ein wüthendes Gefecht, dessen heftigste Angriffe um das Dorf Spinges hin und her wogten, entspann sich und dauerte im tiefen Schnee von 9 Uhr Morgens bis 5 Uhr Abends. Als den Schützen die nassen Gewehre versagten, ertönte der wilde Ruf: „Dreinschlagen, dreinschlagen!“ Mit aufgehobenem Kolben tobte der Landsturm daher und warf Alles vor sich nieder. Da fiel Reinisch, der kühne Schmied von Bolders, gleich Winkelried die Brust von Bajonneten durchbohrt, nachdem er zuvor mit einem [293] Morgenstern neun Franzosen den Schädel eingeschmettert; da stritt das Mädchen von Spinges und stieß mit der Heugabel jeden Feind, der sich zum Angriff auf die Mauer des Friedhofes emporschwang, hinunter, daß er nichts mehr bedurfte als des Todtengräbers. Haspinger that auch mit, wie sich das von selbst versteht, er ging jedoch, als die Friedensunterhandlungen eingeleitet wurden, wieder nach Botzen zurück. Im Jahre 1799 fing der Kriegstanz neuerdings an; Massena besetzte Graubündten; sein Untergeneral Dessolles schlug am 25. März den österreichischen Gamaschenhelden Laudon, obwohl dieser, von Schanzen gedeckt, eine unverhältnißmäßige Ueberzahl Geschütz und Soldaten besaß, bei Taufers in einer halben Stunde so, daß er eiligst davonlief, seinen Degen, welcher noch im Kloster Marienberg als Andenken aufbewahrt wird, weg warf und in der Tracht eines Bauers über die Gletscher nach Innsbruck floh, wo er endlich verschnaufte. Diese Niederlage ist eine der schmählichsten, welche das Protectionssystem hochadeliger Herren über Oesterreich gebracht; der schlichte Verstand der Tyroler Bauern hielt sie für einen Verrath, weil er die kolossale Dummheit der Generale nicht anders begreifen konnte.

Haspinger im Kampfe.
Originalzeichnung von H. Plüddemann.

Endlich raffte sich Feldmarschalllieutenant Bellegarde aus seiner Unthätigkeit auf. Unter Anderm kam es am Wormserjoche zu einem Gefechte, wobei auch die Schützen mitwirkten. Der Eingang eines Passes war durch eine Schanze gesperrt; Haspinger, der Student von Botzen, erstieg zuerst die Höhe, einem Franzosen, der[WS 1] ihn von der Brustwehr hinabstechen wollte, entriß er das Gewehr, schlug ihn damit nieder, erschoß einen Officier und machte einen andern gefangen. Der Feind floh, und er schickte ihm aus dessen eigenem Geschütz, das er rasch gewendet hatte, noch einen Schuß nach. Im Jahre 1802 trat Haspinger in den Orden der Kapuziner und erhielt den Klosternamen Joachim. Als er im Auftrage der Obern am 22. October 1804 von Meran über den Jaufen nach Sterzing wanderte, kam er am Wirthshause des Andreas Hofer vorbei, der, den Bettelmönchen als frommer Herbergvater bekannt, auch unsern Haspinger, als er mit dem Schnappsack über dem Rücken vorbei trottete, einlud und über Nacht behielt. So trafen diese zwei Männer, welche bald ein gemeinsamer Ruhm verherrlichen sollte, zum ersten Male zusammen. Nach dem Kriege von 1805, welcher Tyrol an Baiern brachte, ging Haspinger in das Kloster nach Schlanders.

[294] Die Ursachen, welche den Ausstand von 1809 herbeiführten, sind weltbekannt, es genügt daher, sie hier nur kurz anzudeuten.

Die österreichische Regierung hatte trotz des conservativen Nimbus, mit welchem servile Schreiber sie so gern schmücken, so manchen Eingriff in die Rechte des Volkes gethan, der allgemeine Mißstimmung erregte, sich jedoch sorgfältig gehütet, die Gefühle des Klerus und der Bauern zu verletzen. Im Gegentheile! Man schaffte sogar die heilsamen Reformen des Kaisers Joseph ab; in der Hoffnung, der Tyroler werde beim Läuten der Kirchenglocken vergessen, daß ihm der Fiscus den Seckel leerte und die Regierung ein politisches Recht um das andere fortnahm. Das glückte auch, weil die Baiern in thörichter Nivellirungswuth nichts schonten und so die Mißgriffe der Oesterreicher noch als Vorzüge erscheinen ließen. In neuester Zeit haben Manche, die Verhältnisse der Vergangenheit gründlich mißkennend, den Heldenkampf von 1809 als einen albernen Pfaffenrummel bezeichnet; es giebt jedoch einen Punkt, wo der Kampf für die Religion der Väter ein heiliger wird und Jedermann, möge er nun was immer für einen Standpunkt des Glaubens einnehmen, wenn nur nicht jeder Funken idealer Begeisterung in seiner Brust erloschen ist, an die Seite der Bedrängten tritt. Kaiser Joseph schaffte die Stolgebühren und so manchen Unfug ab; die Folgezeit hat ihn gerechtfertigt, am besten dadurch, daß sie sehnsüchtig einen Mann wie ihn herbeiwünscht; wer wagt es jedoch zu vertheidigen, wenn der baierische Commissär den Prior der Kapuziner zum Frühstücke einlud und ihn hohnlachend im Bett zwischen zwei Schanddirnen liegend empfing, wenn er die geweihten Kirchengeräthe verkaufte, wenn er einem Juden ein Meßgewand über den Rücken hing und ihn sodann vor den Augen des Volkes mit dem spanischen Rohr herumfuchtelte, wenn er die harmlosen Mönche ohne Grund mit Soldaten zusammentreiben und auf die roheste Weise escortiren ließ? Darunter befand sich 1808 auch Haspinger. Trotzig sagte er zum Officier. der die Wache anführte: „Vielleicht dauert es nicht lang, daß ich Euch escortiren lasse!“ Für diese kecke Aeußerung wurde er unter ganz besondere Aufsicht gestellt.

Es war im April 1809. Der Wanderer schreitet durch die Hochthäler, schon umfächeln ihn laue Lüfte, über den schneeigen Kanten der Berge wölbt sich der blaue Himmel, kein Laut unterbricht die Stille; – da jauchzt er unbesonnen auf, Donner antwortet ihm, und er liegt begraben unter dem Sturz der Lawine. So erging es den Baiern. Die Geister der Rache schwebten ob ihren Häuptern, sie ahnten es nicht, denn unter all den Tausenden, Männer, Weiber, Kinder – war kein Verräther. In dieser Skizze können wir den Gang der Ereignisse nur andeuten, sofern wir das Eingreifen Haspinger’s zu schildern haben, welcher als Feldpater mit einigen Schützencompagnien gegen Rusca in das Trientinische vorrückte. Damals schrieb er in sein Tagebuch: „Nun endlich fand Joachim Gelegenheit zu zeigen, welch’ Eifer für das Wohl seines Vaterlandes und geliebten Monarchen in seinem Herzen brannte; er zog unter Anrufung des göttlichen Beistandes und im vollen Vertrauen, daß Gott die gerechten österreichischen Waffen segnen würde, muthvoll mit seinen biedern Landsleuten dem Feinde entgegen.“ Die Schützenhauptleute, welche weniger Kriegserfahrung besaßen, als der Feldpater, überließen diesem gern die Führung der Vorhut. Auf dem Marsche traf er bei Pergine mit einer Schaar von zwanzig Franzosen zusammen, welche sich allsogleich in einen Bauernhof warfen und sich hier mit äußerster Anstrengung wehrten. Als das Feuer verstummt war, drangen die Schützen in das Haus und fanden die tapfern Soldaten alle todt oder sterbend herumliegen. Während dieser Vorgänge hatte der österreichische General Chasteler glücklich sein theueres Haupt nach Kärnthen gerettet. Lefèbvre rückte am 19. Mai bis Innsbruck vor und ließ dort, nachdem ihn Napoleon abgerufen, Deroy mit 7000 Mann zurück, eine Macht, die er ausreichend hielt, Tyrol gänzlich zu unterwerfen. Für schulgelehrte Generäle wäre dieses allerdings mehr als genug gewesen; Buol retirirte eiligst gegen den Brenner und reizte dadurch die zum Widerstand entschlossenen Bauern so, daß ihm einer derselben unter dem allgemeinen Gelächter der Soldaten, welche auch dort, wie 1859, besser waren als ihre hochadeligen Führer, mit einem Faustschlag den Hut in den Schädel trieb. Das Volk erhob sich in den Thälern, über den Brenner zog Andreas Hofer mit den Männern Passeiers und stellte sich, den linken Arm im grünen Hosenträger, an die Brücke bei Matrei, wo sich die Straße theilte, um die Landesvertheidigung zu mustern. Bald den rechten, bald den linken Fuß aufhebend, deutete er an, wo die Hauptleute hinziehen sollten: „Ihr marschirt zum Paschberg,“ sagte er zu Gasteiger, „und wenn’s den Feind trefft, so werft ihn hinab in’s Thal.“ Das war sehr einfach, jedenfalls aber besser, als die Kriegswissenschaft österreichischer Officiere, deren Commando meistens auf Retirade lautete. Der beste Stratege Tyrols war der Zufall und die Verblendung des Feindes, der beste Taktiker Speckbacher, der überall die List des Wildschützen anwendete; Haspinger verstand es vor allen, das Volk fortzureißen und zu fanatisiren. Er war 33 Jahre alt, ziemlich groß gewachsen, das Gesicht grobknochig, die Nase gebogen, unter den buschigen Brauen loderten zwei graue Augen, stets unruhig, bei der leisesten Aufregung aber zornige Blitze schießend, von Mund und Kinn hing in langen Zotteln ein fuchsrother Bart herab. Seine wilde Beredsamkeit, unterstützt von großem Bilderreichthum, gesteigert durch die Gluth mönchischer Ekstase, entflammte die Bauern, daß sie ihm wie einem Propheten blindlings folgten, und selbst die Sterbenden glaubten noch im Schlachtendampf den Himmel offen zu sehen und die Siegeslieder der Engelchöre zu hören. Ein Bauernbube sagte, er möchte gern vorwärts, getraue sich aber nicht, aus Furcht getroffen zu werden. Der Kapuziner ermuthigte ihn: wenn er auf die Mutter Gottes hoffe, könne ihm nichts geschehen. Nun trat der Knabe keck vor und erlegte einen Feind nach dem andern. Die besten Schützen hatten Ladknechte bei sich, denn das Laden des Stutzens erfordert viel Sorgfalt, wenn der Schuß genau gehen soll, und man bedarf daher langer Zeit. Gegen Abend wurden einige Gefangene gebracht, Haspinger erkannte augenblicklich den Officier, der ihn einst escortirt hatte, und erinnerte ihn an jenes traurige Zusammentreffen. Dieser erschrak, der Mönch beruhigte ihn jedoch und ließ dem Ermatteten von seinem Diener Speise reichen.

Das war nur ein Vorspiel gewesen, die Schlacht begann erst vier Tage später, am 29. Mai. Vorher entfernte Haspinger einige Schützenhauptleute, die sich feig benommen, auch einige Compagnien waren davon gelaufen. Dessenungeachtet belief sich die Macht der Tyroler auf beiläufig 20,000 Mann, Der Kapuziner befehligte den linken Flügel bei der Gallwiese und stürmte wüthend vor. Da traf ihn eine Flintenkugel aus nächster Nähe in der Magengegend, so daß er wankte. Die tödtliche Wirkung ward gehemmt durch ein metallenes Kreuz, welches er in einem Säckchen eingesteckt hatte. Es wurde zersplittert, die platt gequetschte Kugel fiel unschädlich zu Boden. Bei den Bauern machte dieser Vorfall einen mächtigen Eindruck, jeder glaubte an den sichtbaren Beistand des Himmels und drängte vorwärts. Bald entspann sich ein heftiges Handgemenge. Ein feindlicher Soldat rannte mit gefälltem Bajonett auf Haspinger los, laut ausrufend: „Hab’ ich Dich, Du Schwanz!“ Dieser lenkte kaum mit dem Stocke den Stoß ab; ein Schütze, der die Gefahr bemerkte, schoß über seine Schulter den Soldaten nieder und versengte dabei dem Pater den rothen Bart. Der Feind gewann Raum, die Schützen begannen zu weichen. Da lief Haspinger herbei und schrie: „Haltet Ihr so Wort? Habt Ihr vergessen, daß Ihr mir, als ich Euch die Generalabsolution ertheilte, zugesagt, den letzten Tropfen Blut für Religion und Kaiser zu opfern? Lebt wohl, ich gehe dem Feinde allein entgegen und werde Euch, wenn ich falle, vor dem Richterstuhle Gottes verklagen!“ Die Tyroler ermannten sich; gegen Abend war der Sieg erfochten. Haspinger war todtmüde; die rauhe Kutte hatte ihn an mehreren Stellen aufgeschunden, er sank ohnmächtig zusammen und mußte eine Strecke getragen werden.

Am nächsten Morgen hatte er sich jedoch erholt und marschirte zu Innsbruck ein, welches der Feind aufgegeben harte. Streng der Ordensregel gehorchend verfügte er sich in das Kapuzinerkloster, wo ihm der Provincial, wenig erbaut von seinen blutigen Thaten, welche mit dem Friedensamte des Priesters im Widerspruche standen, heftige Vorwürfe machte. Haspinger nahm sie demüthig an, sich erbietend, dem klösterlichen Gehorsam Folge zu leisten und in die Zelle zurückzukehren. Als dieses der Sandwirth hörte, eilte er allsogleich zum Provincial und forderte ihn auf, den Mönch herauszugeben. „Wenn Alles für das Vaterland Opfer bringt, das Weib den Mann, Eltern den Sohn, so könnt Ihr Kapuziner schon auch was thun; ist’s Euch nicht recht, so werde ich nicht lange fragen und den Joachim doch behalten!“ Der Vorsteher konnte sich nicht weigern, Joachim kniete nieder, empfing den Segen und gleichzeitig [295] ein schwarzes Kreuz, wie man es in die Hände der Sterbenden zu legen pflegt.

Ein österreichischer Officier, erstaunt über den glänzenden Erfolg des Treffens, fragte den Kapuziner, wo er denn das Kriegführen gelernt habe. Dieser erwiderte kurz angebunden: „Von den Oesterreichern nicht, von den Franzosen.“ Vorläufig bedurfte er jedoch seiner Kunst nicht mehr, das Land war frei und blieb es, bis in Folge des Waffenstillstandes von Znaim sich neuerdings die Schaaren der Feinde heranwälzten.

Hofer rief das Volk zu den Waffen, Haspinger bot zu Clausen von der Kanzel die Schützen auf und war bereits am Morgen des zweiten August schlagfertig, um gegen Brixen aufzubrechen. Tyrol schien jedoch verloren; Lefèbvre hatte Innsbruck besetzt und seine Colonnen schon bis Sterzing vorgeschoben, man redete von Frieden, und die Führer der Tyroler begaben sich auf die Flucht. Nur der Kapuziner verlor den Muth nicht, entschlossen, den Kampf mit einem Häuflein Schützen aufzunehmen und dem General Royer gegenüber jeden Vortheil des Bodens zu benutzen. Von dem Felsen, auf dem jetzt die Wälle der Franzensveste trotzen, zieht sich ein enger Paß gegen Mittewald, überall treten die Berge nahe an die brausende Eisack, bei Spinges überspannt sie, hoch über dem Abgrund schwebend, die Laditscher Brücke. Diese Schlucht endet erst nach anderthalb Stunden bei Sack, unweit Mittewald; wie Oasen mitten unter düstern Föhren und Felsen breitet sich hier und da ein grüner Fleck aus, auf dem ein Wirthshaus steht, so bei Oberau. An der schmalsten Stelle erinnert ein Kreuz aus Stein an die Vernichtung der unglücklichen Weimaraner, denn auch hier stritten für fremde Botmäßigkeit deutsche Brüder gegen deutsche Brüder. Dieser Ort des Schreckens heißt noch die Sachsenklemme. Am 4. August entspann sich das Gefecht; General Royer ließ drei gefangene Schützen vor den Augen ihrer Landsleute als Rebellen erschießen. Nun folgt die schrecklichste Episode des Kampfes. Besser als jeder Augenzeuge hat sie Immermann in seinem „Trauerspiel in Tyrol“ geschildert, ein Werk, welches lange Zeit für Oesterreich verboten war. Das Volk sollte sich nicht mehr an seine großen Thaten erinnern; allein wenn auch Metternich, der treue Diener des Kaisers Franz, die Polizei erfunden hätte, hätten sie nicht schon vor ihm glückliche Genies erfunden, – über den Trank des Lethe konnte er doch nicht verfügen. So erinnerten sich die Tyroler stets an das, was sie für den Kaiser gethan, besonders im Vergleiche mit dem, was er für sie that, und die Bewilligung neuer Festtage, nebst der Einführung der Jesuiten, befriedigte das fromme Volk doch nicht ganz. Habsburgs Dank oder Undank seinen Völkern gegenüber ist sich aber stets gleich geblieben.

Immermann giebt den Sachverhalt ganz genau, wenn er Mayer erzählen läßt:

Wir lagerten bei Laditsch.
Da hörten wir, der Royer zieh’ heran
Durchs Felsenthal. Was sollten wir beginnen
Allein mit uns und schwächer in der Anzahl?

5
So sprachen wir den Berg um Hülfe an,

Und redlich hat der Berg sie uns geleistet.

Wir klimmten in der Felsensäulen Mitte,
Da grade, wo sie ob der Brücke hangen,
Die schmal und spärlich überbaut den Fluß,

10
Und lösten alte Lärchen aus den Wurzeln,

Und hoben Felsenblöck’ aus ihren Betten,
Und rammten in das Erdreich schwache Pfeiler,
Und legten erst die Lärchen auf die Pfeiler,
Und schoben dann die Blöcke auf die Lärchen.

15
Jetzt luden unsre guten Büchsen wir

Und hingen still wie Gemsen an den Zacken.

Nicht lange drauf, da kamen hergezogen
Die hüpfenden Franzosen in der Tiefe.
Sie trippelten in Hasten über’s Brücklein

20
Und sahen aus von oben klein wie Mäuse.

Und als die rechte Zeit gekommen war,
Gab ich das Zeichen mit der Jägerpfeife,
Und unsre Buben löseten die Stützen.

Da hob der Berg zu dröhnen und zu wandern an,

25
Und ging als wie ein rollend Weltgericht

Hinunter in die Tiefe! – Allsobald
Klang ein erschrecklich Wimmern aus dem Schlunde,
Geschrei und Heulen, wie dicht bei uns, tönte,
Drauf stieg ein Dampf empor und rollte qualmend

30
Die Schlucht bedeckend bis zu unsern Füßen.

Wir aber schossen durch den Dampf hinab,
Daß, wer noch lebt’, empfing vom Blei sein Grab!

Wie nun der Staub verzogen war, so stiegen
Wir von dem Grat und gingen zu den Feinden.

35
Da sah’n wir nichts als Stein gethürmt auf Stein,

Gebrochne Augen, rauchendes Gebein!
Die Brücke lag in Trümmer und die Eisack,
Von wild verschränkten Todtengliedern starrend,
Sprang wie ein rasend Unthier über’s Schlachtfeld.

Einen echt biblischen Zug hat der Dichter nicht beigesetzt. Als die Steinlawine niedergegangen war und man von oben die ungeheure Verwüstung übersah, fiel Haspinger mit den Schützen auf die Kniee und dankte Gott für den Untergang der Feinde, dann wurde noch ein Gebet gesprochen, daß der Herr ihren Seelen, welche jetzt vor seinem Richterstuhl ständen, gnädig und barmherzig sein solle. Indeß war der Kampf noch nicht beendigt, sondern es wurde, da der Feind noch immer neue Schaaren nachschob, noch lange mit wechselndem Erfolg gestritten. Erst am 5. August Abends gelang es, die tapfern Sachsen im Wirthshause von Oberau, wo sie sich zusammengedrängt hatten, durch einen allgemeinen Sturm zu bezwingen und gefangen zu nehmen. Darauf hielten die Tyroler Kriegsrath, voll Siegesfreude entsandten sie Boten an Hofer, auch ihn zum raschen Vorgehen auffordernd. Denn noch war nicht Alles gewonnen. Am 6. Aug. marschirte das Gros vom Armeecorps Lefèbvre’s zu Sterzing ein. Allsobald beorderte der General einen Studenten, Namens Pichler, nach Mauls mit einem Schreiben, worin er verlangte, die Schützen möchten das Gewehr strecken. Haspinger schlug es ab. Da bestimmte der Herzog von Danzig den nächsten Morgen zum Angriffe, Haspinger wurde davon durch einige Zeilen der Nagelwirthin, wo jener im Quartier lag, verständigt. Es gelang den Baiern unter Wittgenstein, im Engpasse vorzudringen; Lefébvre rückte freudig nach, dabei über die Sachsen schimpfend, daß sie Tags zuvor als Feiglinge unterlegen seien. Da konnte sich ein deutscher Officier nicht halten und rief ihm zu: „Marschall, die Tyroler kennen Sie noch nicht!“ Er sollte sie bald darauf kennen lernen. Als sich hinter seinem Rücken zu Mauls Gepäck, Kanonen und Soldaten häuften, wodurch Verwirrung entstand, brach der Landsturm von Rodeneck ein und jagte durch die wuchtigen Kolbenschläge, mit denen er auf die dichten Massen eindrang, Alles in die Flucht, was nicht erschlagen wurde. Der stolze Marschall mußte umkehren; da es nicht möglich war zu Pferd zu entrinnen, stieg er ab und kletterte über das umgestürzte Fuhrwerk in solcher Hast, daß ihm Hut und Mantel entfiel. Er hatte nun das verfluchte Bauernpack kennen gelernt und bequemte sich jetzt sogar zu unterhandeln. Weil aber Haspinger überspannte Forderungen stellte, so fuhr Lefébvre mit seiner gewohnten Derbheit auf und antwortete im gröbsten Casernenstyle:

„Du bist ein rothbarteter Saukerl, bekommen wir Dich, so
lasse ich Dir jedes Haar einzeln ausraufen. Der erste Baum
sei Dein Galgen. Steht Ihr nicht eilends von Eurem Vorhaben
ab, so lasse ich alle Häuser in Brand stecken und werde
das Kind im Mutterleib nicht verschonen.“

Daraus erwiderte Haspinger: „Euer Excellenz! Wenn ich ein Saukerl bin, wie Sie mich gütigst benennen, oder was vielleicht nur irrig geschrieben wurde, so können Sie die angedrohten Grausamkeiten in Ausführung bringen. Ich bin jedoch der Ansicht, daß Sie den Leidenskelch schon voll gefüllt haben und daß Sie durch erneuerte unmenschliche Handlungen die Tyroler nur noch wüthender machen würden. Uebrigens wollen auch wir Ihrem guten Beispiele folgen: morgen mit den ersten Sonnenstrahlen sollen die drei gefangenen Officiere auf unsern äußersten Vorposten aufgehangen, die Mannschaft aber, deren Zahl Sie besser wissen als wir, erschossen werden. Nächstdem sage ich Ihnen zum letzten Male, daß ich eher meinen letzten Blutstropfen für meinen angestammten Kaiser verspritzen, als ihm durch eine Unterwerfung an Sie meineidig werden werde. In einer Stunde hoffe ich Antwort.

Adieu!
J. H.“

Auf diesen Brief, den Schallhammer mittheilt, zog der Marschall gelindere Saiten auf; es erfolgte die Auswechselung der Officiere gegen einige Schützen. Nachts brach Lefébvre von Sterzing auf, um über den Brenner zurückzukehren. Freilich nicht unbemerkt von den Schützen. Diese eilten ihm verstärkt durch die Schaaren Speckbacher’s und Hofer’s nach, überall sandten sie in die langen Heersäulen ihre Kugeln, der Marschall hielt sich nicht mehr für sicher; nachdem er über die gestickte Uniform den Mantel eines gemeinen Soldaten geworfen, ging er wie ein Troßknecht [296] zwischen zwei Reitern, um sich dadurch zu decken. Das war anders als er gehofft; er konnte nachdenken, was sein Herr und Meister zu dieser Niederlage sagen würde. Hätten die Tyroler von Obernberg und Pfitshaus rechtzeitig den Brenner gesperrt, so wäre keine Maus entronnen, und er hätte sich müssen in das Schicksal Dupont’s bei Baylen fügen. So aber fehlte trotz aller Tapferkeit und List im Einzelnen nur zu häufig die Einsicht des Handelns im Großen und Ganzen.

[310] Zu Innsbruck angelangt, wollte sich Lefèbvre nach seiner schmählichen Flucht Ruhe verschaffen. Da kam es am 13. Aug. zu der Schlacht am Berg Isel. Während sich Speckbacher auf dem rechten Flügel unvergängliche Lorbeeren pflückte, führte Haspinger auf dem linken, der sich auf die Höhen ober der Gallwiese stützte, den Befehl. Es ward mit wechselndem Glücke gerungen, als eine frische Colonne Baiern heranzog, um den waldigen Abhang zu stürmen. Haspinger ließ den Fußsteig an geeigneter Stelle mit den über einander geworfenen Leichen der Gefallenen verbarricadiren und legte rechts und links die besten Schützen in den Hinterhalt. Im rechten Augenblicke gab er das Zeichen, die Tyroler erhoben sich vom Boden und warfen den Feind unter großen Verlust in die Tiefe hinab. Wir lesen in Haspinger’s Tagebuch: „Nun trat auf diesem Punkt einige Ruhe ein, welche die Schützen nach dieser grausamen Arbeitsstunde dahin benutzten, ihre durch Hitze und Pulverdampf erstarrten Zungen wieder etwas mit Wein oder Wasser zu laben, den ihnen patriotische Weiber bis auf ihre äußersten Vorwachen zutrugen.“ Auch der Feind rastete, von der Sonnengluth und der Anstrengung des Tages erschöpft. Gegen Abend führte Lefèbvre selbst ein Bataillon des Regiments Habermann zum Sturm, kehrte jedoch, als neben ihm zwei Officiere getroffen vom Pferd sanken, hastig wieder um. Sehr charakteristisch ist eine Episode dieses Kampfes. Der Kapuziner trug einen weißen Stecken, auf dessen Spitze das Bild des Ordensheiligen Antonius geschnitzt war. Er zeigte ihn den Tyrolern mit dem Ausrufe: „Der wird uns führen, der ist unser Commandant!“ Da schlug eine Kugel das geweihte Bild herab, schon stutzten die Schützen und wollten, diesen Zufall als böses Zeichen deutend, davonlaufen. Haspinger erkannte aber sogleich die üblen Folgen, besann sich nicht lange, sprang über einen Zaun, riß ein schweres Feldkreuz aus dem Boden und hielt es den Schützen vor mit den Worten: „Seht, nun ist der Größere unser Commandant! Mir nach, wer’s christlich meint.“ Unter schallendem Jubel drangen die Schützen vor und rollten die Baiern in wilder Flucht über den Berg hinab. Das einbrechende Dunkel der Nacht endete den Kampf, Lefèbvre entschloß sich knirschend zum Rückzug – vor der Canaille, welche er mit seinem Marschallsstab blutig zu züchtigen prahlte.

Die Tyroler verfolgten den Feind an den Flanken des Gebirges, auch hier würde diesem die Besetzung der Defiléen von Schwatz und Bomp mit ausreichender Mannschaft eine Katastrophe bereitet haben, aber auch hier fehlte es an Uebersicht und raschem Entschlusse. Ein großer Theil der Compagnien verlief in die Heimath, am schlechtesten hielten sich die Vinschgauer, welche bei jedem ernsten Gefecht, nach Hofer’s eigenem Zeugniß, durchbrannten; die Oberinnthaler, oder besser gesagt, eine kleine Zahl derselben, beschäftigten sich nicht ungern mit Raub und Plünderung, wobei besonders die Juden zu Innsbruck übel wegkamen. In dem Hause eines solchen hob ein Bauer, als es nichts mehr zu rauben gab, die schwere eiserne Thüre aus und trug sie viele Stunden weit als Beute auf dem Rücken über die Berge. Dort [311] machte ihm jedoch der Ortspfarrer über sein Beginnen so eindringliche Vorwürfe, daß er umkehrte und die Thüre dem Juden wieder an Ort und Stelle brachte. Solchem Unfug trat Haspinger überall streng entgegen. Als ein Schwarm Oberländer die Salzcasse zu Hall erbrechen wollte, lief er mit einigen Passeirern herbei; einer der Räuber schlug das Gewehr auf ihn an, welches sich in dem Augenblicke entlud, als er den Lauf bei Seite drückte. Die Passeirer faßten den Frevler und erschossen ihn vor der Thüre, die andern wurden mit Schub nach Hause geliefert. Bei Brixlegg entspann sich noch ein Gefecht mit der Nachhut des Feindes, welches diesen veranlaßte, das Land so schnell als möglich ganz zu räumen.

Hatte die Noth die Tyroler stark gemacht, so schwächte sie nach dem ruhmvollen Siege Zwietracht und Mangel an verständiger Leitung. Viele Compagnien verliefen, indem sie es den von den Franzosen schrecklich mißhandelten Unterinnthalern überließen, sich selbst zu vertheidigen; was noch von Schützen beisammen blieb, hatte kein Geld, kein Pulver und Blei. Da übernahm Speckbacher das Commando der Vorhut, während Haspinger nach Innsbruck eilte, um dem Obercommandanten die Noth zu klagen. Es ist folgendes ergötzliche Gespräch aufgezeichnet. Hofer antwortete, anstatt zu helfen, auf die Beschwerden des Mönchs: „Gott wird’s bald anders machen!“ Dieser erwiderte darüber aufgebracht: „Du mußt den Leuten nicht immer sagen: Gott wird schon schaffen, Gott wird schon helfen! Du bist Commandant und mußt Mittel schaffen.“ Nun trug Haspinger sein Anliegen vor, Hofer entgegnete: „Ich habe jetzt allzu viele Staatsgeschäfte und kann unmöglich für Alles sorgen.“ Diesen Bescheid wies der Kapuziner zurück: „Bruder, laß die Staatsumwälzungen bei Seit, laß Alles bei der alten vorigen Verfassung und folge mir! Zuerst müssen wir den Feind von unsern Grenzen entfernen, dann unserem in die äußerste Bedrängniß versetzten Monarchen zu Hülfe eilen.“ Der verwegene Mönch hatte nämlich nichts Anderes im Sinn, als schließlich gegen Napoleon selbst zu marschiren. Hofer sah die Gerechtigkeit seiner Vorwürfe ein und beorderte, um ihn zufrieden zu stellen, einige Compagnien in das Unterinnthal. Sie wurden auf Flößen zu Hall eingeschifft und fuhren den ganzen Tag stromabwärts bis Wörgl, wo die Vortruppen Speckbacher’s standen. Es war dunkle Nacht; wie staunte Haspinger, als er nirgends Posten ausgestellt fand, kein Wachtfeuer sah und endlich in den Häusern einige Schützen traf, welche gemüthlich schnarchten, als gälte es ein Scheibenschießen und nicht den Krieg. Das war Speckbacher’s Verwegenheit, die gestraft werden sollte. Der Mönch steckte Schützen in die Montur bairischer Soldaten, ließ sie in das Zimmer schleichen, wo Speckbacher schlief, und seinen Stutzen verstecken. Dann wurde vor dem Hause Alarm getrommelt. Speckbacher fuhr auf, sah betroffen die bairischen Soldaten, schielte in die Ecke, wo sein Stutzen lehnen sollte, und blieb, als er ihn nicht mehr dort erblickte, ruhig liegen, indem er murmelte: „Wie Gott will!“ Nun trat Haspinger ein und las ihm für diese Nachlässigkeit gehörig den Text.

Im September rückte der Mönch, verstärkt durch den Landsturm der Salzburger, in das Pinzgau und erstürmte, trotz der tapfersten Vertheidigung der Baiern, den Paß Lueg am 25. Der Sieg wäre noch vollständiger gewesen, wenn ein Schwarm Schützen, die er zur Umgehung der feindlichen Truppen unter Metz ausgesendet, rechtzeitig eingegriffen hätte. Haspinger war über diese Verzögerung so empört, daß er Metz, als er endlich ankam, vom Pferde riß und mit den Worten in eine Pfütze warf: „Das ist Dein verdienter Platz!“ Am 29. September erreichte er Hallein und damit den Wendepunkt seines Glückes. Während er nach Schladming eilte, um von dort aus Kärnthen und Steiermark aufzubieten, während er schon davon träumte, den Sieger von Wagram selbst gefangen zu nehmen, ließ Lefèbvre am 3. October Hallein überfallen und warf die Schützen mit namhaften Verluste in den Paß Lueg zurück. Dort suchte man sich zu vertheidigen, da jedoch Speckbacher am 17. October bei Loser überrascht und geschlagen wurde, blieb nichts Anderes mehr übrig, als der Rückzug. Haspinger eilte in einem Wagen nach Tyrol zurück und traf am 27. October zu Steinach ein. Unterdeß war General Drouet wieder bis an den Berg Isel vorgedrungen, wo Tyrol seine herrlichsten Siege erfochten; wohl standen noch die alten Felsen, aber in den Tyrolern war der Muth gelähmt, mit dem sie bisher geschlagen. Allmählich hatten sie sich überzeugt, daß für sie, nachdem Oesterreich Frieden geschlossen, keine Aussicht auf den Sieg mehr vorhanden sei; freilich konnten Viele noch immer nicht glauben, man habe sie so schmählich preisgegeben. Daher fochten sie nur mit halbem Herzen, und die dritte Schlacht auf dem Berg Isel endete am 1. November mit rascher Flucht. Droben im Mittelgebirge bei Hötting steht eine Capelle mit dem hölzernen Bild unseres Herrn auf dem Oelberg. Hier fielen die letzten Schüsse. Die Führer der Tyroler beriethen sich trübselig und niedergeschlagen zu Steinach, denn es waren fast unwiderlegbare Berichte über den Abschluß des Friedens eingetroffen. Am 29. October überreichte der Baron Lichtenthurn Andreas Hofer einen Brief des Erzherzogs Johann, welcher den Tyrolern bisher auch gar viele schöne Worte gegeben, denen die That nicht entsprach. Der Prinz bestätigte den Abschluß des Friedens mit dem kühlen Beisatze, der Wunsch des Kaisers gehe dahin, daß die Tyroler sich ruhig verhalten und nicht zwecklos aufopfern möchten. Lichtenthurn war von Jugend auf mit der Fallsucht behaftet; als er seine Trauerpost mittheilen wollte, stürzte er zu Boden und erlag einem sehr heftigen Paroxysmus. Haspinger, dessen religiöse Begeisterung unter dem einbrechenden Unglück in wilden Fanatismus umgeschlagen war, erkannte darin die Strafe Gottes, welche, wie einst den Ananias, so jetzt den Baron als Ueberbringer einer lügenhaften Botschaft treffe. Wüthend zerriß er die baierischen Friedensproclamationen und hetzte die Leute zum Widerstande. Hofer wollte auf Zureden Roschmann’s mit den Pferden, die er einem feindlichen Oberst abgenommen, nach Innsbruck fahren, um sich Drouet zu stellen. Da stürzte der Mönch in das Zimmer, überschüttete die Anwesenden mit Schimpf und Drohungen, indem er alle Nachrichten für Prellerei erklärte und für diese Behauptung mit seiner priesterlichen Ehre einstand. Hofer stets gewohnt, die Geistlichen als Wesen höherer Art zu betrachten, war ganz verblüfft und gehorchte, trotz aller Gegenvorstellungen von Seiten der Anwesenden, dem Kapuziner, der allsogleich den Wagen umwenden und nach Matrei fahren ließ. Das war der Knotenpunkt im Trauerspiel von Tyrol, hier trat das Volk und einige seiner Helden in die Schuld ein. Dies ist der schwarze Fleck in Haspinger’s Leben, an dem jedoch jene, welche das Vertrauen eines schlichten Volkes für ihre Zwecke ausbeuteten, weit mehr Schuld haben, als er, der ihnen blindlings vertraute.

Lichtenthurn’s Nachricht sollte nicht vereinzelt bleiben. Zwei Bauernburschen fingen einen französischen Courier ab, seine Depeschen verkündeten den Frieden. Das war doch zu bedenklich, auf diese Entdeckung hin trat man in Steinach, wie wir oben angedeutet, zur Berathung zusammen. Als man von Unterwerfung sprach, versuchte Haspinger einige Gegenbemerkungen, wurde aber bald zum Schweigen gebracht. Hofer verhielt sich leidend, er hatte nur den Wunsch, man möge die neue Regierung bitten, den alten Glauben und die Bettelmönche zu schonen, desgleichen auf Erleichterung der Steuern und Abgaben antragen. Schließlich unterfertigte er der Erste das Schreiben an den Vicekönig von Italien mit den Worten: „Nu, in Gott’s Namen, ’s wird unser lieber Herr Gott wohl Alles recht machen!“ Nur Haspinger unterzeichnete nicht. Wäre es bei diesem friedlichen Abkommen geblieben! So ließ sich Hofer noch einmal in den Kampf hinreißen, schwankend und unsicher, wem er glauben solle; auch Haspinger, der auf seiner Flucht in die Schweiz aufgehalten worden war, trat leider noch einmal an seine Seite und nahm an den hoffnungslosen Angriffen theil. Wir wissen, wie die Tragödie endigte – auf den Wällen Mantua’s, wo Hofer’s Leiche ohne Ehren eingescharrt wurde und – soweit es den Kaiser Franz, für den er sein Blut vergossen, betrifft – auch ohne Ehre eingescharrt geblieben wäre, wenn nicht später einige Officiere aus Tyrol auf eigene Verantwortung die Gebeine des Märtyrers ausgegraben und in die Heimath zurückgetragen hätten.

Kehren wir zu Haspinger zurück. Er flüchtete zuerst in die Schweiz, wo er zwar Aufnahme in einem Kloster fand, ihm jedoch bedeutet wurde, er sei hier in großer Gefahr, von den Franzosen aufgehoben zu werden. Wo sich hinwenden? Der kühnste Entschluß ist in solchen Fällen auch der beste. Er erinnerte sich an Schloß Tschengls im Vinschgau, wo er auf einer Wallfahrt den Verwalter kennen gelernt hatte. An diesen wandte er sich hülfeflehend, er möge ihm Unterkunft irgendwo im weitläufigen Gebäude gewähren. Obwohl Leib- und Lebensstrafe darauf gesetzt war, wenn Jemand den Mönch herbergte, ohne ihn auszuliefern, so erbarmte sich doch der wackere Perlinger und sein braves Weib des [312] Unglücklichen und öffneten ihm eine Kammer, wo er nenn Monate elendiglich zubrachte. Endlich wurde auch dieser Aufenthalt verrathen; noch rechtzeitig gewarnt, entfloh Haspinger um Mitternacht am 24. August 1810 über das Gebirg in die Schweiz. Zu St. Maria gewährte ihm der reformirte Pfarrer Püsch acht Tage sichere Unterkunft, dann ging er nach Chur und arbeitete dort als Tapezirer auf dem Schlosse der Gräfin Fuchs. Er hatte sich nämlich zu Innsbruck die Kenntniß dieses Handwerkes, da er bei einem Tapezirer wohnte, einigermaßen angeeignet. Bald darauf schlich er unter tausend Gefahren durch Italien nach Kärnthen. Auf der letzten Station vor der österreichischen Grenze übernachtend, traf er beim Abendessen mit einem französischen Officier zusammen; das Gespräch lenkte sich auf die Kriegsereignisse in Tyrol, und auch vom Mönche ward erzählt. Nachdem Haspinger Tags darauf die österreichische Grenze überschritten, gab er dem Unterofficier, welcher dort die Wache versah, einen Zettel mit seinem Namen darauf, daß er ihn seinem Tischgenossen vom vorigen Abend überreiche. Der Franzose war sehr erstaunt über den gefährlichen Gast, machte jedoch nach einigen Tagen einen kleinen Ausflug in das österreichische Gebiet, um sich mit ihm frei und rückhaltlos zu besprechen. Sie schieden als die besten Freunde.

Zu Wien wurde er in den ersten Tagen des November dem Kaiser Franz vorgestellt. Der Mönch war von Schmerz und Rührung so erschüttert, daß ihm die Thränen aus den Augen stürzten und die Stimme versagte. Nach einigen Tagen wurde er wieder bestellt, er erzählte vom Kriege und bat vor Allem den Kaiser um Hülfe für jene Tyroler, welche in Folge der Zeitereignisse Weib, Kind und Habe zurücklassend hatten flüchten müssen. Die meisten von ihnen erhielten kleine Pensionen; schwerlich aber belief sich die Gesammtsumme dieser „Gnadengaben“ so hoch, als die Pension von zwei Generalen, welche durch ihre Dummheit dem Kaiser Schlachten verloren und über das Reich tausendfaches Unheil gebracht hatten. Haspinger blieb vorläufig im Kapuzinerkloster zu Wien, wurde jedoch bald daraus durch den Erzbischof von Wien aus dem Ordensverbande entlassen und mit einer Pfarrstelle in Niederösterreich betraut. Dort versah er die Seelsorge, stets seiner gefallenen Waffenbrüder im Gebete eingedenk. Nach und nach beschlich ihn jedoch das Alter, und er wurde als dienstunfähig pensionirt. Gern erzählte der Greis von seinen Thaten, dabei ein Glas Wein schlürfend und im Eifer nicht selten vergessend, daß er in seinen alten Tagen weniger vertrage, als einst in der Jugend, wo er in der Stube beim Sandwirth Etschlands Rebenmost trank. Wie funkelte da sein Auge, wie richtete sich seine ganze Gestalt empor! Krampfhaft ballte sich die Faust und die Rede floß mit einem Feuer, daß man sich fast in die unmittelbare Gegenwart jener längst entschwundenen Ereignisse zurück versetzt fühlte. Ein junger Herr, der einmal bei einem solchen Anlasse zuhörte, rief staunend aus: „Nicht möglich, nicht möglich!“ Haspinger erhob sich, ihn mißverstehend, grimmig und gab ihm eine fürchterliche Ohrfeige mit der weisen Lehre: „Jetzt merk Dir’s, Bue, daß es möglich ist.“ In späteren Jahren verwirrte sich das Gedächtniß Haspinger’s, stets erzählte er zwar die nämlichen Abenteuer, verwechselte jedoch Nebenumstände, Zeit und Ort und vergrößerte die Zahlen. Daher mußte man in der Annahme von Thatsachen, welche aus seinen mündlichen Angaben beruhen, äußerst vorsichtig sein; nicht daß er lügen wollte, er war durchaus eine ehrliche Seele, ein kindliches Gemüth, allein er zollte der Schwäche des Alters seinen Tribut. Dies benutzte mancher Strolch, um nachträglich ein günstiges Zeugniß zu erschleichen; Haspinger bestätigte ihm alle erdenklichen Heldenthaten, wenn er nur keck vortrat und ihm in’s Gesicht behauptete: „Du wirst Dich wohl noch erinnern, daß ich damals bei Dir war und dieses gethan habe.“ Der gute Mann, obwohl hundert Mal betrogen, konnte nicht glauben, daß Jemand so schlecht sei, geradenwegs zu lügen.

So erfreute er sich, trotz seiner Schwächen hochverehrt, eines ruhigen Alters. Da brach 1848 der italienische Krieg los, und die Welschen bedrohten die Südgrenze Tyrols. Allsogleich versammelten sich die zu Wien anwesenden Tyroler und bildeten unter Hauptmann Adolph Pichler eine Compagnie, um zum Schutze des bedrängten Vaterlandes unter schwarz-roth-goldener Fahne an die Grenze zu marschiren.

Da trat plötzlich Haspinger in ihren Kreis und rief mit funkelndem Blick: „Ich will auch nochmals ausziehen, besser ist’s, mich trifft eine Kugel, als daß ich so verkomme.“ Er wurde von den Jünglingen mit Enthusiasmus begrüßt und sein Anerbieten, als Feldpater mitzuziehen, freudig angenommen, obwohl eigentlich nicht abzusehen war, was er noch leisten sollte. Auch die Regierung sah es gern, daß der alte Held nach Tyrol ging, sie hoffte, er werde die Bevölkerung zum Kampf gegen die Welschen begeistern. Der Erfolg entsprach freilich dieser Voraussetzung wenig, der alte Geist von 1809 war erloschen, und daran hatte die österreichische Regierung selbst die größte Schuld. Nicht ohne Mühe gelang es, die Schützencompagnien aufzubieten, Begeisterung war wenig zu bemerken. Als Haspinger in das Pusterthal, seine Heimath, gelangte und die Leute hörten, er sei da, kamen sie wohl in das Wirthshaus, wo er übernachtete, um den „alten Rebeller von Anno Neun“ anzuschauen, wenn er aber von diesem Jahr 1809 redete und man solle wie dort in Masse aufstehen, schüttelten die Männer bedenklich den Kopf, und Einer sagte geradezu: „Wofür?“ Die Angabe von Schönhals, Haspinger sei ausgezogen mit flatterndem Bart, ist ganz unrichtig; als Weltgeistlicher hatte er längst Bart und Kutte beseitigt, sein Kinn war völlig glatt, und er trug einen einfachen braunen Rock. Als man dem Feinde näher kam, schnallte er einen alten Degen um und steckte eine Pistole in den Gürtel. Am glänzendsten wurde er zu Klagenfurt empfangen; man führte ihn auf einem mit Laubgewinden verzierten Wagen in den öffentlichen Garten, wo die Studenten von den Bürgern bewirthet wurden. Er weinte helle Freudenthränen. Mehrere Damen baten ihn, er möge ihnen zum Andenken seinen Namen aufschreiben; er kritzelte mit Bleistift: „Joachim Haspinger und der Herzog von Danzing“. Endlich wurde es ihm zu viel, und er rief, als ihm ein Blatt nach dem andern gereicht wurde: „Na na, glaubt ’s denn, ich sei ein Schreiber?“

Am 4. Mai gelangte der Zug nach Roveredo, wo bereits Gerüchte von einem bevorstehenden Angriff verlautbarten. Nach einem altehrwürdigen Tyrolerbrauche berief Haspinger die Compagnie in die Kapuzinerkirche, um ihr die Generalabsolution zu ertheilen. Er hielt dort eine feurige Rede, die ahnen ließ, was der Mann einst in seiner Jugend gewesen sein mußte.

Die schlichten Worte brachten einen so tiefen Eindruck hervor, daß beim Aufbruche die lustigen Gesellen ernst und entschlossen ausrückten. Am 12. Mai traf die Compagnie zum ersten Male auf den Feind, es entspann sich ein kurzes, aber heftiges Gefecht, bei dem der Schütz Friese gerade an der Grenze zwischen Deutschland und Italien von einer Kugel fiel. Er hatte sich beim Plänkeln hinter den Grenzstein gestellt und ward an diesem Platze getroffen. Man trug ihn zurück. Es war ein erhebender Anblick, als der Heldengreis von 1809 den ersten Schützen, der in diesem Kriege getödtet wurde, mit dem schwarzen Priesterornat zum Grabe begleitete und ihm den Segen ertheilte. Die schwarz-roth-goldene Fahne flatterte im Morgenwinde, – das war eine schöne herrliche Zeit voll großer Hoffnungen, sie sind dort in das Grab gesunken, wie das Opfer des Krieges, welches die Schaar der Jünglinge der Erde übergab. Die Angabe, daß Haspinger an diesem oder einem andern Gefechte theilgenommen, ist völlig unwahr; Alter und Gebrechlichkeit machten es unmöglich. Nach der Beerdigung Friese’s veranlaßte der Hauptmann Pichler Haspinger, sich einige Stunden rückwärts zu den Reserven zu begeben, indem er erwog, daß es nicht gerathen sei, den Greis, welcher raschen Bewegungen nicht mehr folgen konnte, den Wechselfällen des kleinen Krieges auszusetzen. Haspinger willigte, von der Triftigkeit dieser Gründe überzeugt, ein. Nachdem die Dienstzeit der Compagnie abgelaufen war, kehrte der würdige Greis nach Wien zurück, verließ jedoch bald die Hauptstadt, um zu Salzburg einen dauernden Aufenthalt zu wählen. Hier feierte er am 9. September 1855 unter ungeheurem Zulaufe des Volkes in der festlich geschmückten Collegienkirche sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum.

Noch waren ihm einige Jahre behaglicher Ruhe vergönnt, endlich unterlag auch er am 28. Jan. 1858 dem Tode, welchem er so viele Opfer vorausgesendet. Ruhig erlosch sein Dasein, wie Hofer treu und fromm verschied er in festem Gottvertrauen. Als der letzte Vertreter einer großen Zeit stieg er in das Grab, die Erzählungen seines beredten Mundes verklangen dem jüngeren Geschlechte, dem die Empfindungen von 1809 fremd geworden, wie Märchen der Vorwelt. In der Hofkirche zu Innsbruck steht das Denkmal des Sandwirthes. Aufmerksamer als Kaiser Franz ordnete Kaiser Franz Joseph an, daß zu seinen Seiten die Gebeine seiner bewährtesten Waffenbrüder ruhen [313] sollten. Man übertrug daher die Leiche Speckbacher’s von Hall, die des Kapuziners von Salzburg nach Innsbruck. Aber auch bei diesem schönen Feste der Erinnerung mußte die österreichische Polizei beweisen, daß sie trotz alledem und alledem auch noch vorhanden sei: Haspinger’s Leiche durfte, um Aufsehen zu vermeiden, erst in dunkler Nacht in die Stadt übertragen werden, und auch hier suchte man den Zutritt möglichst zu hemmen. Ein Veteran, der gekommen war, ihm die letzte Ehre zu erweisen, ging unwillig von dannen, kopfschüttelnd und brummend: „Ja, ja, sie sind halt noch die Alten!“

Ja, es sind noch die Alten, und wenn einst die wahre Geschichte des Jahres 1809 geschrieben werden darf, wird es sich herausstellen, daß die Tyroler stets die Betrogenen waren. Hierbei wäre vor Allem der Schriftwechsel des Erzherzogs Johann mit den Häuptern des Aufstandes von Belang. Im Hause Hofer’s wurden viele dahin bezügliche Actenstücke aufbewahrt, als jedoch die Wittwe des Helden starb, wußte sich der Prinz diese Schriften durch die Hand eines ergebenen Beamten zu verschaffen, und sie liegen nun im Archive zu Brandhof, wo die Einsicht in dieselben schwerlich Jedermann gestattet ist. Der gefeierte Reichsverweser dürfte dann in etwas anderer Gestalt erscheinen, als er sich selbst gern zeigte und als man ihn lange genug der Welt vorgemalt hat.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: er