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Ein Storch! Ein Storch!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: B.
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Titel: Ein Storch! Ein Storch!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 521, 536
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[521]

Aus der Jubiläums-Kunstausstellung in Berlin:
Der Storch.
Nach einem Oelgemälde von H. Salentin.
Holzschnitt nach der Photogravure in „Deutsche Malerei der Gegenwart“. Verlag von F. Hanfstängl in München.

[536] Ein Storch! Ein Storch! (Mit Illustration S. 521.) Wenn die höchste Popularität darin gefunden wird, daß Einen „jedes Kind kennt“, so ist ohne Zweifel der Storch – „Adebar“ sagt der deutsche Norden – das populärste Geschöpf zwischen Alpen und Nord- und Ostsee. Die Legende von dem Kinderbringer wird so leicht nicht aussterben, auf lange hinaus Gevatter Langbein fortfahren, für unsere jüngste Welt ein Märchenvogel zu sein. Und mag der Jagdfreund und Vogelschützler noch so viel über seine Gemeinschädlichkeit deklamiren – wer Herz und Phantasie der Kinder so angelegentlich wie er beschäftigt, zu dem werden die Großen in einem Pietätsverhältnisse verbleiben, das ihm für allerlei Unliebsames respektvolle Nachsicht verbürgt. Ich für meinen Theil möchte keinen Menschen Freund nennen, der, ohne zu zögern, einen Storch zu schießen im Stande ist – diesen würdigen Herrn mit dem scharfen, klugen Auge, mit der imponirenden Bedächtigkeit in jeder Bewegung! Man braucht gar nichts zu wissen von seinem ehelichen Leben, seiner Kindererziehung, seinen Reisevorbereitungen: auf den bloßen Anblick hin wird jeder Beobachter versucht sein, ihn für eine achtunggebietende Persönlichkeit in Federn zu halten, welche nicht daran denkt, der Menschheit eine höhere Rangstufe zuzugestehen. Mir zum wenigsten kommt – in Erinnerung an das bekannte Hauff’sche Märchen – jeder Storch wie ein verkappter Kalif vor.

Und nun versetze man sich erst in die Seele der Kinder! Da wandern just ihrer zwei im Walde, gegen den sumpfigen Waldweiher hin – – pst! und – ah! dort steht er, schwarz und weiß: der geheimnißvolle Vogel! Dicht vor ihnen steht er plötzlich, hebt bedächtig ein rothes Stelzbein, thut einen Schritt – was Wunder, wenn ihnen der Athem stockt, wenn die Kinderaugen ihn verschlingen!

„Adebar, gauder,
Bring mi ’n kleenen – –“

Da fliegt er auf, schwebt breitflüglig zum andern Ufer. „Hest ’n sehn, Lining? Hest ’n ook orndlich sehn? Nu giw Acht, dit Joahr werd dat wat!“ B.