Ein Zahlenwunder
[128] Ein Zahlenwunder. Vierundzwanzig Buchstaben sind es, durch deren
Versetzung alle Sprachen der Erde dargestellt werden und, seitdem die
Schrift erfunden ist, alles Schriftliche aller Menschen in allen Sprachen
ausgedrückt wird; die Millionen Bücher aller Bibliotheken der Welt sind
nichts, als die vierundzwanzig Buchstaben in immer neuen Versetzungen,
deren Möglichkeit uns endlos erscheint, obwohl ihre Zahl sich genau berechnen
läßt. Ist das nicht ein großes Wunder? Aber wir spielen mit ihm
durch das ganze Leben, und Geschlechter sterben, ehe Einer an das Wunder
der Sprache denkt und den Stift zur Hand nimmt, um die Zahlenreihe
aufzubauen, die ihm ein einfaches Multiplicationsexempel giebt. Da
2 Buchstaben nur zwei Mal, 3 schon sechs Mal, 4 vierundzwanzig und
5 einhundertundzwanzig Mal versetzt werden können, so finden wir die
Zahl der Versetzungen von 6 Buchstaben, wenn wir die 6 mit der Versetzungszahl
der 5 multipliciren, also 6 × 120 = 720, 7 × 720 = 5040,
8 × 5040 = 40,320, das heißt 8 Buchstaben sind vierzigtausenddreihundertzwanzig
Male zu versetzen u. s. f. Nach dieser einfachen Weise kann Jedermann
selbst die Zahl der Versetzungen aller vierundzwanzig Buchstaben
berechnen, und wenn er nichts davon hat, so ist doch das Erstaunen erlebenswerth,
welche ungeheure Summe schließlich herauskommt, und die große
Beruhigung, daß das Leben der Sprache noch lange keine Erstarrung
wegen Mangels an Neubildung zu befürchten hat. F. Hfm.