Ein alter Kämpfer

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Titel: Ein alter Kämpfer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 137, 144
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[137]

Stiftsprobst v. Döllinger.

[144] Ein alter Kämpfer für die Freiheit auf religiösem Gebiete und mit klarem verständigem Blick in die unabweisbaren Forderungen der Gegenwart ist Joh. Jos. Ignaz von Döllinger, dessen Portrait wir heute unsern Lesern bringen. Sein Name ist erst in den jüngsten Tagen aller Orten wieder genannt worden in Folge der entschiedenen, auf die unwiderleglichen Sätze der Vernunft und der Geschichte gegründeten Abwehr, welche er den wahnwitzigen Infallibilitätsgelüsten der römischen Curie zu Theil werden ließ. Freilich ist er mit dieser schon früh genug im Widerstreit gelegen, und wir erinnern in dieser Beziehung nur an die 1861 von ihm gehaltenen Vorträge, worin er die Möglichkeit und selbst Wahrscheinlichkeit einer Säcularisirung des Kirchenstaates und die Folgen, die sich daraus für die katholische Kirche ergeben würden, rückhaltlos besprach, und an die 1863 vor der katholischen Gelehrtenversammlung zu München gehaltene Rede über die „Vergangenheit und Gegenwart der katholischen Theologie“, welche ihm in Rom und Deutschland heftige Angriffe der jesuitischen Partei zuzog. Noch in Aller Gedächtniß ist Döllinger’s Auftreten gegen die Encyklika und den Syllabus, und daß sein Name mit dem von so außerordentlichem Erfolg begleiteten Buche „Der Papst und das Concil, von Janus“ in engste Verbindung gebracht wurde, ist bekannt. Seine neueste Kundgebung gegen das Unfehlbarkeitsdogma rief zahlreiche Zustimmungsadressen aus allen Theilen Deutschlands hervor, von denen wir nur Breslau, Braunsberg, Bonn, Prag nennen wollen. Bemerkenswerth ist dabei, daß sich unter den vierundzwanzig Universitätsprofessoren der eben genannten rheinischen Stadt und unter den dreizehn Universitätsprofessoren Prags, welche ihre Uebereinstimmung mit Döllinger aussprachen, je fünf Theologen befanden, welche alle als entschiedene Katholiken gelten und von denen viele im Jahre 1869 die Gratulationsadresse an den Papst unterschrieben haben. Dieser Umstand bezeugt, wie richtig gerade in der katholischen Welt das Auftreten Döllinger’s beurtheilt worden ist, dessen Persönlichkeit den Beweis dafür giebt, daß man ein sehr guter Katholik sein und die sinnlosen fanatischen Uebergriffe der römischen Curie und der sie leitenden jesuitischen Partei dennoch verdammen kann.