Ein billiges und wohlschmeckendes Erfrischungsmittel aus Apfelsinen- (Orangen-)schalen

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Autor: Marie Ernst
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Titel: Ein billiges und wohlschmeckendes Erfrischungsmittel aus Apfelsinen-(Orangen-)schalen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 440
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[440] Ein billiges und wohlschmeckendes Erfrischungsmittel aus Apfelsinen-(Orangen-)schalen. Durch Trocknen, Einschichten in oder Kochen mit Zucker suchen unsere Hausfrauen nicht selten die Schalen der jetzt für wenige Pfennig zu hahenden Apfelsinen oder, wie man in Süddeutschland sagt, Orangen zu längerer Aufbewahrung tauglich zu machen, und gewinnen dadurch ein für manche Zwecke sich recht wohl eignendes Gewürz. Immerhin dürften noch ungezählte Apfelsinenschalen unbenutzt zu Grunde gehen, aus denen mit wenig Mühe und Kosten ein Erfrischungsmittel sich herstellen ließe, welches bei Allen, denen wir es vorsetzten, namentlich auch bei Arbeitern und Handwerkern, Beifall gefunden hat. Dasselbe dient zur Herstellung einer Nachahmung der in Sachsen und manchen anderen Gegenden Deutschlands beliebten „Wasserkaltschale“. Man bereitet dieselbe bekanntlich aus frischem Wasser, dem geriebene Brotkrumen, in kleine Würfel geschnittene Brotrinde, Zucker, etwas Wein und Citronenscheiben, oder an Stelle der beiden letzteren auch nur Citronensaft oder etwas Essig zugesetzt werden. Manche fügen auch noch einige in kochendem Wasser aufgequellte und wieder abgegossene Korinthen hinzu. Die letzteren sind aber entbehrlich. Der Wein und die Citronen können nach unseren Versuchen mit bestem Erfolge durch starken Essig ersetzt werden, den man durch mehrwöchentliches Ansetzen mit möglichst dünn abgeschälter Apfelsinenschale aromatisirt hat. Auf einen halben Liter Einmache-Essig genügen die Schalen von zwei Apfelsinen. Im Interesse der Haltbarkeit benutzten wir Essig, der mit Hilfe der bekannten Essig-Essenz bereitet war. Der nach beliebig langer Zeit von den Schalen abgegossene, angenehm duftende Essig hielt sich auch unfiltrirt stets mehrere Jahre. Um etwa zurückbleibend kleine Theilchen der Schale zu entfernen, kann der Essig durch ein feines Tuch oder Filterpapier gegossen werden; nöthig ist es aber nicht. Mit jedem Jahre nimmt in Folge des günstigen Handelsvertrags mit Spanien und der Eröffnung der St. Gotthardbahn der Apfelsinenhandel einen immer größeren Umfang an; die wohlfeileren (spanischen) Sorten werden heut zu Tage auf Wochen- und Jahrmärkten nicht selten auch von kleinen Leuten gekauft, denen der ohne Umstände und Zeitopfer zubereitete Apfelsinenschalenessig während der heißen Jahreszeit, sei es als Kaltschale oder auch nur als Limonade, eine recht willkommene und – was die Hauptsache ist – wohlfeile Erquickung bieten dürfte. Vielleicht ließe sich diese Kaltschale auch in den Volkskaffeehäusern einführen, deren Entstehen und kräftiges Gedeihen eines der erfreulichsten Ergebnisse der Thätigkeit des seine großen Ziele mit so viel Geschick und Umsicht verfolgenden „Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke“ ist. Für die Volkskaffeehäuser wären die Schalen in großen Städten, wo der Apfelsinenverbrauch ein massenhafter geworden ist, gewiß leicht schenkungsweise zu erlangen. Auch könnten Freundinnen der Mäßigkeitsbewegung aus den in ihren Haushaltungen abfallenden Schalen Essig für Volkskaffeehäuser oder zum Verschenken an Arbeiter, kleine Handwerker, Briefträger u. A. bereiten. Hat man nur erst die Leute mit diesem einfacheu Genußmittel bekannt gemacht, so werden die Meisten jede aufzutreibende Apfelsinenschale zu seiner Bereitung verwenden. Ein Handwerker, der auf unsere Empfehlung hin den Apfelsinenschalenessig in seiner Familie benutzte, meinte, in einfachen Familien und Volkskaffeehäusern brauche man das Brot zu der Kaltschale nicht zu reiben. Jeder könne sich dasselbe mit den Händen zerkrümeln und die Rinde in kleine Stückchen schneiden. Bemerkt sei noch, daß für eine Portion oder ein Viertel Liter Wasser ein Eßlöffel Essig und 20 Gramm Zucker genügen. Marie Ernst.