Ein interessantes Grabmal

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Titel: Ein interessantes Grabmal
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aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 174
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[171]

Doch gesprengt!
Vom Garten-Kirchhofe in Hannover nach der Natur aufgenommen von C. Grote.

[174] Ein interessantes Grabmal. (Mit Abbildung S. 171.) Unter den Kirchhöfen der Stadt Hannover ist es der bereits seit mehreren Jahren geschlossene Garten-Kirchhof, welcher durch seine kunstvollen Denkmäler und eine Reihe hier gebetteter berühmter Personen – auch Charlotte Kestner (Werther’s Lotte) liegt hier begraben – das meiste Interesse erregt. Es sind aber nicht nur diese Eigenschaften, welche den Besuch des genannten Kirchhofes zu einem lohnenden machen, auch die Natur hat dazu ihren Tribut gezollt.

Wenige Schritte von der östlichen Seite des auf dem Kirchhofe stehenden einfachen Gotteshauses sieht man auf einem Stufenunterbaue, in schräger Lage, wie solches das Bild unseres Künstlers zeigt, einen imposanten Grabstein, der durch mächtige eiserne Sparren mit dem Unterbaue verbunden war. Das Monument, im Jahre 1782 erbaut, trägt außer den üblichen Familieninschriften an seinem Fuße die stolzen Worten: „Dieses auf ewig erkaufte Begräbniß darf nie geöffnet werden.“ (Siehe das Gedicht von Heinrich Seidel: „Auf ewig“ in unserer Nr. 12 vom Jahrgang 1873.)

Entgegen dieser menschlichen Bestimmung fand jedoch, vielleicht vom Winde verweht, das Samenkorn einer Birke Eingang in die Spalten der Steinfügungen des Unterbaues. Aus dem winzigen Samenkorne ist mit den Jahren ein starker üppiger Baum geworden, der nun, der stolzen Inschrift des Denkmals spottend, den schweren Oberbau desselben emporgehoben hat und unter demselben herausgewachsen ist. Die starken eisernen Sparren sind gesprengt und das Gefüge des Unterbaues auseinander getrieben worden. Das auf diese Weise geöffnete Grab erinnert den Beschauer an die Hinfälligkeit menschlicher „für die Ewigkeit“ getroffener Bestimmungen.