Ein preisgekrönter Lustspieldichter

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Titel: Ein preisgekrönter Lustspieldichter
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 32
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Hyppolyt Schauffert
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[32] Ein preisgekrönter Lustspieldichter. Nachträglich zu Nr. 1, S. 9 haben wir noch zu berichten: Schauffert ist zu Winnweiler in der baierischen Pfalz geboren, hat in den Jahren 1848 bis 1852 in München die Rechte studirt und befindet sich, nachdem er früher in Waldmohr und Dürkheim Polizei-Commissär gewesen, seit 1868 als Landgerichts-Assessor in Germersheim. Beruf und Talent für die schönen Künste, für Malerei, Declamation und poetische Darstellung verrieth er schon in früher Jugend, und namentlich war es die eifrige Lecture Walter Scott’s, welche in dem Knaben zunächst eine starke Neigung zum erzählenden Genre weckte. Trotz des väterlichen Verbotes las er den englischen Dichter mit einer wahren Leidenschaft, so daß ihn der Vater zu seinem nicht geringen Erstaunen eines Tages im Schweinstalle fand, zu dessen Insassen er sich in homerischer Einfachheit mit seinem Scott’schen Roman zurückgezogen hatte.

Auf lyrischem und dramatischem Gebiete hatte sich Schauffert schon als Gymnasiast und Student versucht. So entstand während seines Münchener Aufenthaltes ein zweiactiges Lustspiel „Der Schmetterling“, so wie der Entwurf zu einer Tragödie „Kaiser Otto der Dritte“, welche aber nur bis zum dritten Acte ausgeführt wurde, da die Anforderungen des erwählten praktischen Berufes dem immer regen Drange zu dichterischem Schaffen Schranken setzten. Erst später sehen wir den jugendlichen Dichter zu poetischer Thätigkeit zurückkehren, damit aber zugleich, im Selbstgefühl seiner Begabung, eine dornenvolle Bahn der Entmuthigungen und schmerzlichen Erfahrungen betreten. Während seines Aufenthaltes in der Pfalz vom Jahre 1856 bis heute verfaßte Schauffert eine Reihe von Lustspielen, ohne daß es ihm gelang, auch nur eines derselben bei irgend einer deutschen Bühne anzubringen. Er war eben ein unbekannter, abseits der großen Heerstraße lebender Mann, der nicht die Trommel der Reclame zu rühren, nicht mit den beiden Ellenbogen sich Bahn zu schaffen wußte, und wie viel Unbedeutendes sah er gelobt und aufgeführt, während er selbst überall zurückgewiesen und dadurch zuletzt ganz abgestumpft und verbittert wurde.

Nur Einer hatte ihn mit scharfem Blick erkannt und in ihm mehr als einen Dilettanten gesehen. Es war der greise König Ludwig, der dem Dichter auf ein ihm zu seinem einundachtzigsten Geburtstage im Sommer 1866 gewidmetes Gedicht eine goldene Medaille mit seinem Brustbilde und der von einem Lorbeerkranz umschlungenen Inschrift „Merenti“, in Begleitung des folgenden Handschreibens übersandte: „Ihr Gedicht habe ich erhalten, und die Frage in Ihrem Briefe beantwortend, sage ich Ihnen, daß dasselbe den Weg zu meinem Herzen fand. Eine ausgezetchnete Dichtergabe besitzen Sie. Ihre Anhänglichkeit ist mir um so werther, weil Sie mich persönlich nicht kennen, was ich daraus ersehe, daß von Ihnen meine Haare silbern genannt werden, die noch blond sind. Beiliegende Medaille mit meinem Brustbilde wird Ihnen sagen, wie sehr den Dichter ehrt sein ihm wohlgewogener König Ludwig.“

Auch bei der im Jahre 1865 vom Münchener Actien-Theater ausgeschriebenen Preisbewerbung betheiligte sich Schauffert, und seine Lustspiele „Actuar Lackmann’s Hochzeitsabenteuer“ und „Die Zipplinger“ gehörten zu den wenigen Stücken, welche das Comité zur Aufführung empfahl. Doch kam es auch hier, trotz wiederholter Versprechungen, zu einer solchen nicht.

Da fiel endlich im Spätherbst 1867 die Wiener Preisausschreibung wie ein Blitzstrahl in die Seele des vergeblich ringenden Mannes und weckte ihn aus seiner brütenden Niedergeschlagenheit. Noch einmal griff er zur Feder, aber mit dem festen Vorsatze, dieselbe für immer zur Seite zu legen, wenn auch sein „Schach dem König“ wegen „mangelnder Bühnengerechtigkeit“ – die gewöhnliche Ausrede, mit welcher sich Intendanten und Directoren namenlose Schriftsteller vom Leibe halten – das Schicksal seiner Vorgänger theilen würde.

In Bezug auf den Erfolg bedarf es keiner Hinzufügung. Wir haben keinen Ueberfluß an guten Bühnendichtern. Es scheint, als ob in Schauffert eine glückliche Kraft gefunden sei, denn wie die Kritik allgemein anerkannt hat, ist „Schach dem König“ ein Lustspiel, bei dem „das Publicum kaum eine Minute aus dem Lachen kommt.“