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Ein zweiter Mäusezug

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: C. Caesar
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Titel: Ein zweiter Mäusezug
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 272
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[272] Ein zweiter Mäusezug. Beim Durchlesen Ihrer trefflichen „Blätter und Blüthen“ finde ich soeben den interessanten Bericht des Herrn Lehrer T. aus Hfd. über einen sogenannten Mäusezug und frene mich, nur das bestätigt zu finden, was ich vor etwa drei Jahren meinen Freunden öfters erzählte, von diesen aber für „Jägerlatein“ gehalten sehen mußte. Ich verfehle daher nicht, Ihnen über das Erlebte gewissenhaft zu berichten:

Ein hiesiger Müller hatte wiederholt unterlassen, mir als Fischpächter vorher anzuzeigen, daß er seinen Mühlteich ausschöpfen wolle. Hierdurch wurde ich veranlaßt, dem betreffenden Herrn Oberförster A. davon Anzeige zu machen, um mit diesem den Thatbestand an Ort und Stelle zu constatiren. Als wir in die Nähe des Mühlteichs kamen, fanden wir Arbeiter damit beschäftigt, die Sohle desselben und namentlich das eingerutschte Ufer auszuheben. In demselben Augenblick bemerkten wir eine geschlossene Mäusegesellschaft eiligst das bedrohte Ufer verlassen, um unter einem etwa zwölf Schritte entfernten hohen Steinhaufen Schutz zu suchen. Es mochten etwa ein Dutzend Mäuse gewesen sein, von gleicher Größe und aschgrauer Farbe, die ebenso schnell dahinliefen, wie dies die gewöhnlichen Hausmäuse zu thun pflegen.

Wir glauben deutlich gesehen zu haben, daß immer eine Maus sich an der Schwanzwurzel der andern vermittels ihrer Zähne festhielt, und zwar so, daß hierdurch sämmtliche Schwänze verdeckt wurden mit Ausnahme des Schwanzes am letzten Gliede. Offenbar hatte die hinterste Maus das leichteste Spiel, während dem Zugführer jedenfalls die schwierigste Rolle zugetheilt worden war; dagegen hatte dieser wohl auch das stolze Bewußtsein für sich, ganz nach eigenem Ermessen die Gesellschaft aus der ihr drohenden Gefahr geführt, ohne dabei ein theures Familienglied verloren zu haben. Ehe die Mäuse eine geschlossene Kette bilden konnten, mußten sie vorher versammelt gewesen sein. Bei dem überaus unruhigen Lebenswandel dieser Nager nun ist nicht anzunehmen, daß sie zufällig vor ihrem Auszug alle beisammen in einem Loche etwa auf der Bärenhaut lagen, vielmehr wird man zu dem Schlusse gelangen, daß vielleicht einige Mäuse die drohende Gefahr bemerkten, dann sofort Generalmarsch schlugen oder pfiffen, worauf sich die ganze Gemeinde schnell versammelte und nun überlegte, ob Einzelflucht vorzuziehen, oder ob man in geschlossenem Gliede sich der Führerschaft eines Mäuseritters anvertrauen solle.

Katzenelnbogen, im März. C. Caesar.