Eine Ausstellung von Fälschungen thierischer und pflanzlicher Nahrungsmittel

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Autor: Dr. Julius Erdmann
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Titel: Eine Ausstellung von Fälschungen thierischer und pflanzlicher Nahrungsmittel
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 76
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[76] Eine Ausstellung von Fälschungen tierischer und pflanzlicher Nahrungsmittel. In den ersten drei Tagen des kommenden Februars wird in Berlin eine Kochkunstausstellung stattfinden, die vom deutschen Gastwirthverbande veranstaltet worden ist. Nach dem Programm wird die Tendenz der Ausstellung vorzugsweise die sein: „ein Bild über den gegenwärtigen Stand der Kochkunst überhaupt und besonders der deutschen Küche und Conditorei darzubieten.“ Ferner soll ein Ueberblick geboten werden über die chemischen, diätetischen und sanitätlichen Hülfsmtttel einer vernunftgemäßen Volksernährung, sowie über die Behandlung dieser Materien in der wissenschaftlichen und populären Literatur. Schließlich werden auch die Fortschritte der Technik derjenigen Industriezweige Berücksichtigung finden, die in naher Beziehung zur Kochkunst, zur Küche und zur Gastwirthschaft stehen.

Die Ausstellung von Surrogaten der Nahrungsmittel und von Hülfsmitteln der Kochkunst ist nur unter der Bedingung gestattet, daß es solche sind, welche unter ihrem wahren Namen in den Handel gebracht werden.

Mit der im Vorstehenden erwähnten Ausstellung, die vorzüglich culinarischen Zwecken dient, und der auch im Hinblick auf das angestrebte Ziel einer rationellen Volksernährung eine große Bedeutung beizulegen ist, wird eine andere verbunden, die ebenfalls ein besonderes und allgemeines Interesse in Anspruch nehmen dürfte. Dr. Bernhard Heßlein, der Dirigent der diätetisch-sanitärischen Abtheilung, theilte mir mit, daß der Minister Dr. Friedenthal die Direction des landwirthschaftlichen Museums ermächtigt habe, sich an der Ausstellung mit Präparaten und Darstellungen von Krankheiten und Fälschungen thierischer und pflanzlicher Nahrungsstoffe zu betheiligen.

Ich halte diesen Schritt für sehr verdienstlich und bedeutungsvoll und möchte im Interesse des Gemeinwohls wünschen, daß vorzugsweise die Schaustellung gefälschter Nahrungsmittel in der umfassendsten und eingehendsten Weise veranstaltet würde. Hierdurch könnte dem Publicum ein Bild dargeboten werden, das freilich nicht so angenehm berühren und keinen so erfreulichen Anblick wie die Ausstellung von Kochkunstgegenständen gewähren würde, aber ein derartiger Einblick in das verwerfliche Treiben jener Gattung von Menschen, die es sich zur Aufgabe macht, die unentbehrlichsten Nahrungsmittel aus schnöder Gewinnsucht in der schamlosesten Weise zu fälschen, würde eine wünschenswerthe, ja man kann sagen eine nothwendige Aufklärung und Belehrung auf diesem Gebiete verbreiten.

Ich will nur an die Mehlfälschungsprocesse erinnern, die sich laut Zeitungsberichten vor gar nicht langer Zeit in Cleve und in letzter Zeit in Wiesbaden vor den Schranken des Gerichts abgespielt haben. In Cleve wurde der eine Chef der Firma Bauder und Compagnie aus St. Tönis, Namens Scherer, überführt, Mehl mit Gyps und ähnlichen Stoffen verfälscht zu haben, und in Wiesbaden verurtheilte man den Mühlenbesitzer D. aus Weißkirchen wegen Vermischung seines Mehls mit Schwerspath. In beiden Fällen ereilte die Schuldigen eine bedeutende und wohlverdiente Geldstrafe.

Wir sehen hieraus, wie nothwendig es ist, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln darnach zu streben, das Publicum über alle Arten von Nahrungsverfälschungen aufzuklären.

Es ist ein umfangreiches Gebiet und das Feld der Thätigkeit ein schwieriges und großes, das nur durch die vereinten Kräfte sämmtlicher deutscher Sachverständiger und durch eine thatkräftige Unterstützung derselben von Seiten der Behörden in nutzbringender und erschöpfender Weise bearbeitet werden kann.

Dr. Julius Erdmann.