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Eine Ehrenrettung der Schwiegermütter

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Textdaten
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Titel: Eine Ehrenrettung der Schwiegermütter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 706
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[706] Eine Ehrenrettung der Schwiegermütter. Die Schwiegermütter sind jedenfalls besser als ihr Ruf, aber in allen Zeiten sind sie bei den Dichtern, besonders bei den satirischen, schlecht weggekommen. Selbst ein berühmter Redner wie Cicero sprach sich in einer sehr unholden Weise über die Schwiegermütter aus: „Man kann nicht zu gleicher Zeit sich mit der Philosophie und mit einem Weibe befassen, geschweige denn mit zwei Weibern, wovon das eine eine Schwiegermutter ist! Ich muß annehmen, daß Ihr mein größtes Unglück wünschet; denn obschon es viele Leiden giebt, womit die sterblichen Menschen von den unsterblichen Göttern heimgesucht werden, bin ich nach der Meinung meiner Väter gleichfalls der Ansicht, daß die Schwiegermutter das größte Unglück ist.“ Aehnlich sprach sich der Philosoph Seneca aus. Die spanischen Dichter sind überreich an boshaften Ausfällen gegen die Schwiegermütter; wir erinnern nur an das auch in Deutschland aufgeführte Lustspiel „Recept gegen Schwiegermütter“. Natürlich ist in den deutschen Lustspielschwänken die Schwiegermutter eine unvermeidliche Hauptperson; denn wenn den Dichtern der Humor ausgeht und sie doch noch einen Trumpf ausspielen wollen, so genügt ein satirischer auf die Schwiegermutter abgeschossener Pfeil, um die Sympathien des Publikums wieder zu gewinnen und ein beifälliges Gelächter hervorzurufen.

Eine reichhaltige Auswahl von Bosheiten, welche der erfinderische Witz der Dichter und Schriftsteller aller Völker den Schwiegermüttern gewidmet hat, findet sich in der kleinen Schrift von Dr. Adolf Kohut: „Das Buch von der Schwiegermutter“. Wir sind mit dem Verfasser darin einverstanden, daß diese Bosheiten, die sich sogar in volksthümlichen Sprichwörtern finden, weit übers Ziel hinausschießen und daß eine Ehrenrettung der Schwiegermütter wohl an der Zeit ist. Eine solche hat in dem genannten Buche unter anderem eine Schriftstellerin, Frau Silvia Brand, den Schwiegermüttern zutheil werden lassen: „Wer sollte so willig hereilen und die häuslichen Pflichten erledigen, wenn ein Dienstbote plötzlich den Laufpaß erhält? Doch nur die Schwiegermutter des Hausherrn. Wer sollte die schweren Krankendienste an seinem Bette verrichten, wer die Nachtwachen ohne Murren übernehmen; wer unterzöge sich so gern, so selbstlos der Mühe, dem ersten kleinen Schreihals, den der Storch ins Haus bringt, menschliche Manieren beizubringen; wer wird nicht müde, die Wiege zu hüten, wenn die junge Mutter aus ihrem Lager bleich und kraftlos die Augen zu wohlthätigem Schlummer schließt? Abermals die Schwiegermutter! Wen ruft man in den Stunden der Noth und Gefahr, wen zieht man in die bittersten Sorgen, in den Kampf um das tägliche Brot unbedenklich herein? Die Schwiegermutter. Wem schickt man die herangewachsenen Kinder in den Ferien, den Tagen, die Vater und Mutter aus Ausflügen und Erholungsreisen finden, zu? Der Schwiegermutter. Wem vertraut man das undankbare Amt an, dem unfolgsamen Sohn, der flatterhaften Tochter den Kopf zurechtzusetzen? Der Schwiegermutter. Mit einem Worte, in allen ernsten und heiklen Lagen des Lebens ist die Schwiegermutter gut genug. Erscheint sie aber einmal ungebeten, nicht programmmäßig, so wittert der dankbare Schwiegersohn sofort ein Unglück, Eingriffe in seine Rechte.“

Nach dieser glänzenden Ehrenrettung können die Schwiegermütter die Ausfälle der Komödie, der Witzpresse, der Anekdote ruhig über sich ergehen lassen.
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