Eine Unsitte auf Bahnhöfen

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Textdaten
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Autor: A. H. in Crefeld
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Titel: Eine Unsitte auf Bahnhöfen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 877–878
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[877] Eine Unsitte auf Bahnhöfen. „Schon zu wiederholten Malen“ – so schreibt man uns aus Crefeld – „war es ein Verdienst der ‚Gartenlaube‘, durch energischen Hinweis auf gewisse Gebrechen des öffentlichen Verkehrs wirksam auf deren Abhülfe hinzuarbeiten und sich den Dank des Publicums zu erwerben. Ihre Mahnung genügte, den Reisenden auf der Eisenbahn Befriedigung des primitivsten Bedürfnisses nach einem Trunk frischen Wassers in brennender Sonnengluth auf fast jedem Bahnhofe unseres Vaterlandes zu verschaffen. Eine neuliche Nummer der ‚Gartenlaube‘ trat wieder mit einer Reihe gerechtfertigter Wünsche hervor, die gewiß nicht vergeblich ausgesprochen sein werden und deren Erfüllung nicht unwesentlich beitragen muß, das Reisen auf der Eisenbahn angenehmer und sicherer zu machen. Nur einen faulen Punkt finde ich noch nicht erwähnt, der die ‚Gartenlaube‘ nicht minder zu energischem Protest veranlassen dürfte, wie Curirschwindel und Gründerthum, weil durch ihn sittliche Interessen unserer Nation tiefer geschädigt werden als man auf den ersten Blick glauben möchte – ich meine die schmutzige Literatur, die sich in der schamlosesten Weise zur Zeit auf fast allen Bahnhöfen breit macht, während sie in den Schaufenstern anständiger Buchhandlungen das Tageslicht scheuen muß. Die erbärmlichen Auswüchse der Phantasie eines Paul de Kock, Sardou, Dumas jr und ähnlicher Scribenten, die schon in ihrer aller guten Sitte Hohn sprechenden Ausstattung ihren unsauberen Inhalt genügend darthun, destomehr aber [878] auch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, speculiren hier auf das Unterhaltungsbedürfniß der Reisenden und finden eine bereitwilligst gebotene Absatzquelle, die leider auch unserer Jugend nur zu leicht zugänglich ist. Für die Ausstellung aber solcher Schundliteratur erheben die Eisenbahn-Verwaltungen ein Standgeld und weisen ihr eine Stelle an, wo sie nothwendig Jedermann in die Augen fallen muß. Diese Art von Literatur ist da und wird auch immer ihre Leser finden, aber ein ganz Anderes ist es, sie aus den Winkeln, in die sie sich sonst verkriechen muß, hervorzuziehen und ihr gerade an den verkehrreichsten Punkten des öffentlichen Lebens eine legitime Stätte zu bewilligen. Man sorge, daß dem Reisenden gute Werke unserer und der ausländischen Literatur geboten werden – dann erfüllt die Einrichtung einen Culturzweck, der nicht gering anzuschlagen ist, aber man wehre der Gewinnsucht der Eisenbahnverwaltungen, auf ihren Bahnhöfen den schlüpfrigen Erzeugnissen nichtswürdiger Schreiber einen ergiebigen Markt zu bereiten! A. H. in Crefeld.“