Eine französische Lebensbeschreibung Kaiser Wilhelm’s

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Titel: Eine französische Lebensbeschreibung Kaiser Wilhelm’s
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 196
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[196] Eine französische Lebensbeschreibung Kaiser Wilhelm’s von Eduard Simon ist vor Kurzem in deutscher Uebersetzung erschienen (Jena, Costenoble); es ist erfreulich, daß diese Lebensbeschreibung, obschon von einer französischen Feder herrührend, mit gutem Gewissen auch dem deutschen Volke zugeeignet werden konnte: wir besitzen sogar in Deutschland nur wenige eingehende und zusammenhängende Darstellungen von Kaiser Wilhelm’s Leben. Daß der Verfasser nicht im Stile der Déroulède und der jetzigen französischen Revanchepartei geschrieben, daß er sich streng an die Thatsachen gehalten, jede Empfindlichkeit verleugnet hat, kann seinem Werke zum Ruhme nachgesagt werden; ohne Frage hat ihm eine gewisse Sympathie die Feder geführt, und auch was er über den Kronprinzen, über Bismarck und Moltke sagt, beweist rückhaltlose Anerkennung der Bedeutung dieser hervorragenden Persönlichkeiten.

Gleichwohl ist es natürlich, daß Simon als Franzose die Sachen unter einem andern Gesichtswinkel sieht, als ein deutscher Autor sie sehen würde, und daß vor Allem seiner Darstellung jene Wärme und Begeisterung fehlt, welche, ohne aufdringlich zu sein, doch wie mit geheimem Pulsschlag ein derartiges Werk durchdringen müßte. Der Geschichtschreiber braucht sich nicht in einen begeisterten Dichter zu verwandeln und Hymnen zu singen, wo er Thatsachen zu berichten hat; aber er wird, wenn er seinem Helden nicht bloß Sympathien, sondern Begeisterung entgegenbringt, doch Töne anschlagen, welche im Herzen unseres Volkes ein freudiges Echo finden. Das kann man von einem Franzosen selbstverständlich nicht erwarten: man wird es schon anerkennen müssen, wenn er sich von jeder Feindseligkeit und Gehässigkeit fern hält und sich geschichtlicher Wahrhaftigkeit befleißigt. In der Regel sind die Besiegten schlechte Geschichtschreiber, wo es die Thaten ihrer Sieger gilt.

Trotz aller Verdienste des Simon’schen Werkes ist dasselbe doch nicht als das Kunstwerk eines hervorragenden Biographen zu betrachten, das in harmonischer Vollendung auf der Grundlage beglaubigter Thatsachen aufgebaut ist; noch weniger kann ein Franzose ein Volksbuch schaffen, das für den Hausschatz eines jeden Deutschen sich eignen würde.