Eine gefährliche Künstlerin
[802] Eine gefährliche Künstlerin. (Zu dem Bilde S. 788.) Von jeher haben die kunstreichen Werke der Spinnen die Aufmerksamkeit der Forscher wie der Laien aufs lebhafteste beschäftigt. Eine der verblüffendsten Leistungen ist wohl das Nest der in Spanien und im südlichen Frankreich vorkommenden Minierspinne (Cteniza fodiens), dessen Abbildung und Beschreibung wir dem soeben erschienenen 13. Jahrgang des „Neuen Universums“ entnehmen. Die Minierspinne bohrt sich eine runde Röhre etwa 10 cm oder tiefer in die Erde und tapeziert diesen Schacht mit einem feinen sammetartigen Gewebe aus. Hierauf baut sie von Erde einen Deckel, welcher genau auf das an seinem oberen Rande etwas schräg erweiterte Loch paßt. Die untere Seite des Deckels wird gleichfalls besponnen und dieses Gespinst mit dem in der Röhre in Verbindung gebracht, derartig, daß an dem Deckel ein Band als Scharnier angebracht wird. Dieses Scharnier ist kräftig genug, den aufgeklappten Deckel zu halten damit er nicht nach hinten über fällt.
Die Oberseite des Deckels ist nicht besponnen, sondern gleicht der die Röhre umgebenden Erde, so daß die Wohnung der Spinne nicht leicht aufzufinden ist. An seinem inneren Rande befinden sich viele Löcher, in welche das Thier die Krallen steckt, sich einhängt, um den Deckel geschlossen zu halten, wenn es sich in der Röhre befindet. Will die Spinne ein Insekt fangen, so öffnet sie den Deckel und schließt ihn, sobald ein unvorsichtiges Thier in die Falle gegangen ist, jedenfalls in der Weise, daß sie das Scharnier anzieht. Der Deckel soll so fest schließen, beziehungsweise von der Spinne so fest zugehalten werden, daß man Mühe hat, ihn mit Hilfe eines Messers zu öffnen.
Wir machen bei dieser Gelegenheit wieder auf das „Neue Universum“ aufmerksam, das auch in seinem neuesten Jahrgang eine Fülle von Anregung und Belehrung, insbesondere für die reifere Jugend, bietet.