Eine hochherzige Stiftung
[740] Eine hochherzige Stiftung. Frau Elise Wentzel, geborene Heckmann, hat der kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin die namhafte Summe von anderthalb Millionen Mark überantwortet mit der Bestimmung, daß mit dem Erträgnis vor allem umfassende wissenschaftliche Unternehmungen, die einen größeren Aufwand verlangen, gefördert werden sollen. Seit Werner Siemens durch seine Freigebigkeit die Gründung der „Physikalisch-technischen Reichsanstalt“ ermöglichte, ist der deutschen Wissenschaft eine solch großartige Zuwendung von privater Seite nicht gemacht worden; und wenn Siemens noch die Förderung gerade seiner Wissenschaft im Auge hatte, so gilt die neue Stiftung ganz allgemein und ohne Beschränkung der Wissenschaft als solcher. Darin liegt ein großer Zug und ein schönes Vertrauen, daß die Mitglieder der Berliner Akademie das Rechte und Sinngemäße jederzeit schon finden werden. Und es ist zu hoffen, daß sie es finden werden, zu Nutz und Frommen der Wissenschaft und des Fortschritts unserer Kultur.
Frau Elise Wentzel hat mit dieser Stiftung eine Absicht verwirklicht, die schon ihr Gatte Hermann Wentzel gehegt und die nur infolge des raschen Ablebens dieses treffliche Mannes (1889) unausgeführt geblieben war. Auch der Vater der Frau Elise, der im hohen Alter von 92 Jahren verstorbene Fabrikbesitzer Karl Julius Heckmann, gehört mit zu den geistigen Urhebern der Stiftung. Beide Männer haben klein augefangen, Heckmann als Kupferschmiedemeister, Wentzel als Maurer. Aber Fleiß und höheres Streben brachten sie vorwärts und Wentzel hat als Schüler Stülers einen hochgeachteten Namen unter den Berliner Architekten erworben. So hinterließen Vater und Gatte der Frau Elise Wentzel die reichen Mittel, mit denen sie jetzt die Berliner Akademie und damit die deutsche Wissenschaft beschenkt hat. Die „Elise Wentzel, geborene Heckmann-Stiftung“ wird zu allen Zeiten ein Ruhmesblatt in der Geschichte unseres Bürgertums bleiben, ein leuchtendes Beispiel selbstloser schlichter Hingabe an ein großes ideales Ziel.