Zum Inhalt springen

Eine weibliche Räuberbande

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Eine weibliche Räuberbande
Untertitel:
aus: Allgemeiner Harz-Berg-Calender für das Jahr 1851
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1804
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Clausthal
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[24]
Eine weibliche Räuberbande.




     Im südlichen Theile von Ungarn ist eine weibliche Räuberbande entdeckt worden. Einen großen Theil der Mitglieder des scheußlichen Bundes hat man eingefangen. Die Anführerin, eine Försterstochter Namens Josepha Bilgy, ist mit dem gefährlichsten dieser Verbrecherinnen, von denen die meisten jung und hübsch sind, bis jetzt noch allen Nachforschungen glücklich entgangen. Ein paar Mal war sie nahe daran, gefangen zu werden, aber ihre seltene Geistesgegenwart und ihr durch nichts zu erschütternder Muth haben sie jedesmal gerettet. – In einem Dorfe unweit Carlsburg hatte Josepha Bilgy einen Liebhaber, Andreas, den Sohn des dasigen Försters, und sie gab ihm öfters ein Rendezvous im nahen Walde, oder auch in der Försterei. [26] Man hatte dies Verhältnis halb geargwohnt und versprach dem Liebhaber eine sehr bedeutende Belohnung, wenn er zur Einfangung der Anführerin behülflich sei. Der Bursche ließ sich durch das Geld blenden und versprach, seine schöne blutige Geliebte zu verrathen. Josepha hatte dem Buhlen versprochen, am zweiten Pfingstfeiertag, wenn Alles in der Schenke sei, ihn zu besuchen. Davon benachrichtigt, hatten sich sechs Jäger in dem Hause verborgen, um sie zu überfallen und den auf ihren Kopf gesetzten Preis zu verdienen. Als es anfieng dunkel zu werden, kam Josepha wie gewöhnlich zu Pferde, allein, aber wohl bewaffnet. Andreas erwartete sie wie gewöhnlich im Garten hinter den Scheuern. Sie stieg ab, band das Pferd a die Hecke und schritt Arm in Arm mit dem Geliebten dem Hause zu. Bald indes fiel es ihr auf, daß er nicht so zärtlich wie sonst war, ja, daß sich eine gewisse Ängstlichkeit in seinem Äußern verrieth. Sie ward aufmerksam, ließ aber nichts merken. Mit Falkenaugen hatte sie sich umgesehen, aber alles war still und ruhig. So schritten sie ins Haus und in des Burschen Gemach. Schon glaubte sie, unnöthigen Befürchtungen Raum gegeben zu haben, da machte sie des Andreas Begehren, doch ihre Waffen abzulegen, von neuem stutzig. Indes sie zog die Pistolen aus dem Gürtel und legte sie vor sich auf den Tisch. In diesem Augenblick hörte man in dem anstoßenden Gemach das Knacken eines Hahnes an einer Büchse und gleich darauf ein Geräusch, wie wenn Schemel umgestoßen würde. Josepha sah Andreas erbleichen und in demselben Augenblick hatte sie in jeder Hand eine der Pistolen mit gespanntem Hahn. Sie warf einen raschen Blick um sich; die Fenster waren ganz klein und das Fensterkreuz hinderte ein Entkommen, so blieb ihr nur die Thür, die auf den Hausflur führte. Josepha hob drohend die Pistolen, Andreas stieß einen lauten Schrei aus, er hatte alle Faßung dadurch verloren, daß die Jäger zu zeitig durch ihre Unvorsichtigkeit ihre Anwesenheit verrathen hatten. Durch die Thürspalte hatten sie indes gesehen, daß der gefährliche Feind auf den Rückzug dachte. Sie rißen die Thür auf und drangen in das Gemach. Doch in demselben Moment schoß Josepha eine Kugel dem verrätherischen Liebhaber durch den Kopf, brannte ihr zweites Pistol auf die eindringenden Jäger ab und stürzte auf den Flur. Doch hier waren beide Thüren in Freie besetzt. Josepha sprang nun die Treppe hinan, warf die Bodenthüre hinter sich zu und stieg durch eine Dachluke auf ein angrenzendes Dach. Mit der Behendigkeit einer Katze kletterte sie auf demselben fort, sprang in einen offenen Garten hinab und verschwand bald im Gebüsch. Man eilte ihr nach, aber vergebens war alles Suchen, die Flüchtige war verschwunden. Nach acht Tagen lag die Försterwohnung in Asche, nachdem sie vorher durch die Räuberbande geplündert worden war. Nur durch einen glücklichen Zufall entgieng der alte Förster dem Tode. Bis jetzt sind alle Versuche vergebens gewesen, der Hauptmitglieder der Bande habhaft zu werden. Josepha wird sich bei ihren künftigen Liebeleien wohl noch beßer in Acht nehmen.