Einem Todten
Zwei Jahre kaum, als heitre Träume scheuchten
Der Sorgen dunklen Schwarm aus Deiner Brust;
Du riefst: „Ade!“ ich sah Dein Auge leuchten,
Und fühlte Thränen doch das meine feuchten,
Mein armer Wilm, das Roth auf Deinen Wangen,
Es war das Kleid des frischen Lebens nicht,
Der Tod nur, sichrer Dich in’s Netz zu fangen,
Ließ Rosen blühn auf Deinem Angesicht.
Eh’ Deine Barke noch vom Ufer stieß, –
Gen Spanien ging’s, – Du durftest heiter träumen
Von duft’gen Mandel- und Kastanienbäumen,
Denn Deine Zukunft barg ein Paradies.
Hat Dich der Hauch des Todes angeweht,
Und ach, der Matador, den Du gefunden,
Als Sensenmann vor meiner Seele steht.
Ich sah ihn längst Dich Schritt vor Schritt bewachen,
Behende sprang er mit Dir in den Nachen,
Und immer schien er höhnisch mir zu lachen,
So oft du riefst: „auf fröhlich Wiedersehn!“
Auf Wiedersehn! wann, Freund? statt Herzensfrieden
Hat man Dich selber nun hinabgesenkt.
Schön ist das Leben! ach, man lernt es lieben
Recht innig erst, wenn man es meiden soll,
Wo fremd wie wir auch unser Herz geblieben,
Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll.
Auf welcher Wange sahst Du Thränen glänzen?
Wer hat Dein brechend Auge zugedrückt?
Hat flücht’ges Mitleid nur Dein Grab geschmückt.
Was half es Dir, daß schöner dort die Rosen,
Und goldner selbst des Himmels Sterne glühn?
Nun gilt es gleich – ob rauhe Stürme tosen,
Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.
Im Dünensand, wo Du zu ruhn geglaubt:
Ein Kuß der Liebe hätt’ im Vaterlande
Doch jetzt, wo du den bittren Kampf bestanden,
Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es ist vorbei.“
Schön ist das Leben, doch von tausend Banden,
Ob in der Heimath, ob in fremden Landen,
Mir löst die Pflicht, der strenge Kerkermeister,
Die Fessel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht,
Und selbst von Deinem Grabeshügel reißt er
Mich unerbittlich, wenn der Tag erwacht.
- ↑ Wilhelm Krause starb zu Malaga 1842.