Eingekauft
[580] Eingekauft. (Mit Illustration S. 572.) Seit Kaulbach die Goethe’sche „Lotte“ verewigte, haben wir das Thema der vorsorglichen „Aeltesten“ in mannigfachster Weise variirt gesehen, aber selten mag es einem Maler gelungen sein, die „alte Geschichte“ in so fesselnder Weise „neu zu erzählen“, wie dies Hahn in seinem Bilde „Eingekauft“ thut. Die Situation bedarf kaum einer Erklärung. Das älteste, halb schon zur Jungfrau erblühte Haustöchterchen ist mit den drei kleinen Geschwistern „einkaufen“ gewesen, und mit nicht geringem Stolze rühmen sich die Schwestern der schweren Lasten an Gemüse und Obst, die ein Jedes heim schleppen durfte.
Nur das Brüderlein scheint den Zweck des „Einkaufens“, das Versorgen der Küche, nicht vollständig erfaßt zu haben. Er steckt die Rübe, die man ihm zum Tragen überlassen hat, gleich roh ins Mäulchen; seine dicken Backen beweisen, daß er in keiner Art ein Kostverächter ist!
Wenn etwas an dieser reizenden Kindergruppe einer Erklärung bedürfte, so ist es die Frage: Warum mußten die Kleinen selbst einkaufen gehen? Hinweg mit der traurigen Vermuthung, daß sie vielleicht keine Mutter mehr haben! Die fröhlichen Mienen von Allen deuten viel eher darauf hin, daß Mutter nur ganz vorübergehend von den gewohnten Marktgängen abgehalten wird. Ein lieber Besuch soll sich im Hause angemeldet haben. Und da war es rathsam, die Kleinen mit zum „Einkaufen“ zu schicken. Geärgert haben sie sich darüber sicher nicht. C. M.