Zum Inhalt springen

Einsiedlers heiliger Abend

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Draußen schneit’s Allerdings (1928) Komm, sage mir, was du für Sorgen hast »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern) am linken Seitenrand.
Textdaten
<<< >>>
Autor: Joachim Ringelnatz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Einsiedlers heiliger Abend
Untertitel:
aus: 103 Gedichte, S. 80–81
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1933
Verlag: Ernst Rowohlt
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[80]
Einsiedlers heiliger Abend


Ich hab’ in den Weihnachtstagen –
Ich weiß auch, warum –
Mir selbst einen Christbaum geschlagen,
Der ist ganz verkrüppelt und krumm.

5
Ich bohrte ein Loch in die Diele

Und steckte ihn da hinein
Und stellte rings um ihn viele
Flaschen Burgunderwein.

Und zierte, um Baumschmuck und Lichter

10
Zu sparen, ihn abends noch spät

Mit Löffeln, Gabeln und Trichter
Und anderem blanken Gerät.

Ich kochte zur heiligen Stunde
Mir Erbsensuppe mit Speck

15
Und gab meinem fröhlichen Hunde

Gulasch und litt seinen Dreck.

[81]
Und sang aus burgundernder Kehle

Das Pfannenflickerlied.
Und pries mit bewundernder Seele

20
Alles das, was ich mied.


Es glimmte petroleumbetrunken
Später der Lampendocht.
Ich saß in Gedanken versunken.
Da hat’s an der Türe gepocht,

25
Und pochte wieder und wieder.

Es konnte das Christkind sein.
Und klang`s nicht wie Weihnachtslieder?
Ich aber rief nicht: „Herein!“

Ich zog mich aus und ging leise

30
Zu Bett, ohne Angst, ohne Spott,

Und dankte auf krumme Weise
Lallend dem lieben Gott.