Elektrische Kraft Hertz:066

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Heinrich Hertz: Untersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft
Seite 66
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3. v. Bezolds Untersuchungen über die elektrische Entladung.


     In der bisher beschriebenen Form ist jedoch der Versuch ziemlich unscheinbar, da man nur mit sehr kleinen Funkenstrecken des Hülfsmikrometers f arbeiten kann. Ich war deshalb bestrebt, ihn in einer Weise abzuändern, welche gestattet, denselben auch einem Auditorium sichtbar zu machen.

     Versuche mit kleinen Geissler’sehen Röhren führten bis jetzt noch zu keinem entschiedenen Resultate. Dagegen kann man die Verspätung wenigstens bei Verzögerungslängen von einigen Metern recht schön auf folgende Art nachweisen. (Fig. 17.)

     Theilt man einen (negativen) Entladungsschlag, am besten
Fig. 17.
den eines Rühmkorff’schen Apparates, ebenso wie oben gleich hinter dem Funkenmikrometer in zwei Zweige und verbindet man einen derselben mit der Belegung der vollkommen isolirten Probeplatte, während man den andern durch den Zuleiter A auf die obere unbelegte Fläche führt, so kann auf der oberen Tafel eine positive, negative oder auch gar keine Figur erscheinen, je nachdem der obere Zweig grösser, kleiner oder ebenso lang ist als der untere. Und zwar müssen die Versuche in bestimmtem Sinne ausfallen, wenn sie die Vermuthung bestätigen sollen, dass sie Zeitdifferenzen ihren Ursprung verdanken. Wenn man sich nämlich daran erinnert, dass es gleichgültig ist, ob man positive Elektricität auf die Platte führt oder negative hinwegnimmt, so versteht man, dass eine positive Entladung eine positive Figur hervorruft, wenn die Elektricität früher an die Spitze des Zuleiters ankommt als auf der Belegung, d. h. wenn D1 kürzer ist als D2. Gelangt hingegen die Entladung früher auf die Belegung, so wird der Zuleiter von der Influenzelektricität im entgegengesetzten Sinne durchlaufen und es muss demnach auf der Glasfläche eine negative Figur entstehen, sobald D2 kürzer ist als D1. Im Verlaufe der Bewegung muss diese Influenzentladung im Drahte D1 auf die directe von F herkommende Elektricität treffen, und hiedurch der Figur ein zusammengesetzter Charakter aufgedrückt werden.