Elektrische Sonden oder Wünschelruthen

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Titel: Elektrische Sonden oder Wünschelruthen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 219
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[219] Elektrische Sonden und Wünschelruthen. Der Erfinder des Telephons in seiner jetzigen Gestalt, Professor Graham Bell, hat neuerdings einen für die Chirurgie in Kriegs- und Friedenszeiten werthvollen Apparat erdacht, um mit möglichst geringer Belästigung des Verwundeten die in seinen Körper eingedrungenen Geschosse schnell und sicher zu finden. Von dem Schmerzenslager Garfield’s her wird es noch allen Lesern frisch im Gedächtnisse sein, wie viel Mühe es zuweilen machen kann, ein tiefer in den menschlichen Körper eingedrungenes Geschoß zu finden, und wie die zu dem Zwecke der Auffindung gemachten Einschnitte den Zustand des Verwundeten erheblich verschlimmern können. Schon früher (1877) hatte G. Trouvé ein derartiges Instrument erdacht, dessen Wirkungsweise darauf beruht, daß zwei nadelförmige Metallsonden einen ganz schwachen, durch sie in den Körper geleiteten Strom nur dann circuliren lassen, wenn beide Sondenspitzen auf den Metallkörper gestoßen sind; der Ausschlag der Magnetnadel eines mit den beiden Sonden verbundenen Galvanometers zeigt dann sofort an, daß das Geschoß gefunden wurde. Nun ist zwar das Einstoßen reiner Metallnadeln an den meisten Körperstellen durchaus gefahrlos und der geringe Schmerz dieser Operation kann sogar durch örtliche Aetherisation ganz aufgehoben werden, allein der neue Apparat ist insofern noch vollkommner, als dabei nur eine einzige Nadel eingeführt zu werden braucht. Es wird statt des Galvanometers ein Telephon verwendet, welches der Chirurg an sein Ohr hält, nachdem er die mit dem einen Drahtpole desselben verbundene Sonde in die Wunde eingeführt hat, während eine mit dem anderen Pol verbundene Platte aus dem gleichen Metall wie die Sonde auf die äußere Haut des Verwundeten gedrückt wird.

Sobald die Nadel das bleierne Geschoß erreicht, entsteht durch die Berührung der beiden verschiedenartigen Metalle ein schwacher elektrischer Strom, der in dem Telephon einen dumpfen Ton erzeugt, welcher durch Einschaltung eines sogenannten Stromunterbrechers und eines schwachen galvanischen Elementes noch verstärkt werden kann.

Diese elektrische Sonde, welche auf den Schlachtfeldern der Zukunft eine sehr wohlthätige Rolle spielen wird, erinnert in ihrem Principe lebhaft an die schon vor dreißig Jahren erfundene elektrische Wünschelruthe, welche dazu dienen sollte, auf dem Meeresgrunde verlorene größere Metallgegenstände aufzusuchen, und die einem Doppelrechen glich, bestehend aus einem gezahnten Kupfer- und einem gezahnten Zinkstreifen, welche parallel befestigt waren, ohne sich zu berühren.

Von jedem Streifen führte ein Draht zu einem Pole des auf dem Schiffe befindlichen Galvanometers, das heißt zu einer von Drahtwindungen umkreisten Magnetnadel, in die Höhe, und die letztere gab, umgekehrt wie bei der elektrischen Sonde, dann keinen Ausschlag mehr, wenn der Rechen tief auf dem Meeresgrunde über metallene Gegenstände, Kanonen etc., hinglitt. Mit einem in ähnlicher Weise zusammengesetzten neuen Apparat hat man nach Zeitungsberichten kürzlich auf dem Boden des Eriesees einen 1843 mit Kupferbarren beladenen Schooner aufgefunden. Da auf dem Boden des Meeres noch viel verlorenes Metallgut liegt, werden diese Einrichtungen vielleicht noch zu einer Schatzfischerei der eigenthümlichsten Art führen.