Es war in der heiligen Christnacht
Es war in der heiligen Christnacht.
Zerrissen das Herz von unbändiger Gluth,
Verzweifelnd am Dasein, gebrochen an Muth,
So stand ich und schaute mit düsterem Sinn
Zum sterneblitzenden Himmel hin –
Nicht Friede, nicht Ruhe, nicht Freude, nicht Lust
Erfüllte die drängende hadernde Brust,
Es kämpfte im Herzen unseliger Wahn –
Die Sterne, sie zogen die ewige Bahn –
Da öffnet der Himmel sich leise und mild,
Ich schaue verzücket der Mutter Bild
In himmlischem Glanze, und Engelsgesang
Durchzittert die Lüfte so klagend und bang –
Die Mutter, sie schaute so traurig mich an,
Als hätt’ ich unendlich ihr wehe gethan;
Und Thränen – die ersten im bösen Jahr
Entströmen dem Auge mir wunderbar –
Und Friede und Ruhe durchzog mir die Brust
Und himmlische selige Weihnachtslust –
Die Mutter lächelte lieblich und mild –
Verschwunden war das beglückende Bild –
Und „Friede“ tönte der Glocken Schall,
Und Ruhe und Friede allüberall!
Ich schaute sehnend zum Himmel an –
Die Sterne, sie zogen die ewige Bahn:
Karl Wilhelmi.