Für die Wittwe Friedrich Fröbel’s!
[104] Für die Wittwe Friedrich Fröbel’s! Ueberall, wo für eine gesunde Erziehung der Jugend freier Sinn und warme Liebe vorhanden sind, werden heute Vorbereitungen getroffen, um das nahende hundertjährige Jubiläum der Geburt Friedrich Fröbel’s in würdigster Weise zu feiern.
Bei solchen Festen, welche in dem lautersten Dankbarkeitsgefühle ihren Ursprung finden, ist es eine schöne Sitte, nicht nur den Todten zu rühmen, sondern auch Derer zu gedenken, die der Gefeierte lieb hatte und die ihm bei Erfüllung seiner schwierigen Plichten treu und aufopferungsvoll zur Seite standen. In diesem Sinne muß auch der nahende Jubeltag der Fröbel’schen Idee begangen werden.
Der Mann, welcher der deutschen Jugend gelebt und für diese mit so vieler Aufopferung gewirkt hat, starb ohne ein Vermögen zu hinterlassen. Der Lehrer der künftigen deutschen Geschlechter starb, ohne eine Pensionsberechtigung für seine Wittwe bei irgend einer der vielen Regierungen Deutschlands erlangt zu haben.
Und die Wittwe Fröbel’s weilt noch unter den Lebenden.
Viele Jahre nach dem Tode seiner ersten Gemahlin, schon am Abend seines thatenreichen Lebens suchte Fröbel nach einer treuen Gefährtin, mit deren Hülfe er den Samen seiner Lehren in die Gemüther der ihm immer zahlreicher zuströmenden weiblichen Zöglinge auszustreuen vermöchte. Diese ersehnte Gehülfin fand er in einer seiner eifrigsten und treuesten Schülerinnen, Fräulein Louise Levin. Nach dem Tode Fröbel’s wirkte Louise Fröbel unter Middendorf’s Leitung eine kurze Zeit in Keilhau und wandte sich, als auch dieser aus dem Leben schied, erst nach Dresden und dann nach Hamburg. Hier ist sie seit 1854 unausgesetzt für die Fröbel’sche Sache thätig, gegenwärtig in dem hohen Alter von siebenundsechszig Jahren stehend.
Es ist gerecht und billig, daß der Staat sich der Hinterlassenen des einfachsten Dorfschullehrers annimmt. Um so auffallender aber muß es erscheinen, daß die Wittwe des Lehrers Friedrich Fröbel diese gerechte Vergünstigung nicht genießt – oder sollen wir sagen: es ist leicht erklärlich, da Fröbel nicht im Dienste einer Regierung, sondern in dem mühevolleren des deutschen Volkes stand. Das deutsche Volk hat daher die Pflicht, sich der Wittwe eines seiner verdientesten Beamten anzunehmen; es hat hier eine lange vergessene, aber nicht verjährte Schuld abzutragen.
Wir wollen mit einer Theilzahlung den Anfang machen. Es ist uns von Freunden und Schülern Fröbel’s, vor Allem aber von dem hervorragendsten Vertreter der Fröbel’schen Idee, Wichard Lange, die ehrende Anerkennung zu Theil geworden, daß unter allen bisher an die Oeffentlichkeit gedrungenen Bildnissen Fröbel’s das in Nr. 1. dieses Jahrgangs der „Gartenlaube“ erschienene das gelungenste sei und die Züge des großen Kinderfreundes am getreuesten wiedergebe.
Die Verlagshandlung der „Gartenlaube“ hat daher beschlossen, von diesem Portrait Separatabzüge auf feinem Papier anfertigen zu lassen, dieselben, auf Cartonpapier aufgezogen, zu dem billigen Preise von 75 Pfennig für das Stück zu verkaufen und den aus diesem Verkaufe sich ergebenden Reinertrag Frau Louise Fröbel zu überlassen. Jede Buchhandlung ist in der Lage, dieses Portrait zu liefern, während directe Bestellungen von der Firma Ernst Keil erst von sechs Exemplaren an ausgeführt werden können.
Wir wenden uns an unsere Leser mit der herzlichsten Bitte, uns in diesem Unternehmen unterstützen zu wollen. Wie geringfügig auch dasselbe auf den ersten Blick erscheinen mag, so kann es doch durch eine möglichst starke Betheiligung von Seiten des deutschen Publicums einen durchschlagenden Erfolg erzielen. Wir wenden uns an Alle, ohne Unterschied der Partei und Confession; denn Friedrich Fröbel muß in jedem deutschen Hause ein gern gesehener Gast bleiben, ist doch jeder Familienherd ihm zu dem größten Danke verpflichtet. D. Red.