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Fischotterjagd

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Textdaten
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Autor: Karl Brandt
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Titel: Fischotterjagd
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, S. 373, 387
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[373]

Otterjagd.
Nach einem Gemälde von L. Beckmann.

[387] Fischotterjagd. (Zu dem Bilde S. 373.) Das Jagen der Biber und Otter mit Hunden war eine uralte deutsche Jagdart, und in der Jägerei vieler Fürsten wurden Jäger gehalten, welche mit ihren Hunden im Lande umherzogen, um die Gewässer von dem der Fischerei so schädlichen Otter zu säubern. Aber das Jagen des Fischotters mit eigens hierzu abgerichteten Hunden war in Deutschland nach und nach in Vergessenheit gerathen; der wieselartige Fischräuber wurde fast ausschließlich auf Eisen gefangen und nur gelegentlich vor einem scharfen Hühnerhund oder auf dem Anstand erlegt, bis in den siebziger Jahren die Gebrüder Schmidt zu Schalksmühle im Westfälischen die alte Jagdart wieder zu Ehren brachten. Ihre aus wenigen Köpfen bestehende Meute nicht reinrassiger, aber sehr scharfer Wasserhunde stöberte den Otter aus seinem unterirdischen Versteck oder im Weidendickicht am Rande der Flüsse und Bäche auf, jagte, laut „Hals gebend“, ihren mit fischartiger Behendigkeit unter dem Wasserspiegel hingleitenden Feind, bis an einer geeigneten Stelle einer der Jäger demselben eine dreizinkige, mit Widerhaken versehene Wurfgabel oder aus kurzer Büchse eine Kugel zusandte. Die Berufsjäger Gebrüder Schmidt haben wohl in allen Gauen Deutschlands mit ihren ausgezeichneten, nie fehljagenden Hunden die Flußläufe nach Fischottern abgesucht, und ihr Ruf ging so weit, daß selbst Kronprinz Rudolf von Oesterreich sie kommen ließ, um ihre Jagdart kennenzulernen.

Als aber in Deutschland die auf Hebung der Hundezucht abzielende Bewegung, welche Ende der siebziger Jahre sich zu regen begann, feste Wurzeln geschlagen hatte, kamen über den Kanal auf unsere Ausstellungen auch englische „Otterhounds“, reinrassige, harschhaarige, rauhbärtige, mittelgroße, schneidige Gesellen mit langen gedrehten Behängen, mit denen in vielköpfiger Meute drüben der Otter oft stundenlang gehetzt wird, bis er erliegt. Mit diesen Otterhounds und einer Griffonhündin (rauhhaarigen Hühnerhündin) züchtete einer der bekanntesten Sportfischer Deutschlands, dem selbst die Engländer die Ueberlegenheit im Fischen mit der Fliegenangel einräumten, der verstorbene Gutsbesitzer Sperber-Weimar, eine Meute, mit der er seine ausgedehnten Forellengewässer und die seiner Freunde von dem gefährlichen Räuber befreite. Clemens Freiherr von Fürstenberg-Niedermarsberg in Westfalen, der eifrigste und bekannteste Jäger seines Heimathlandes, züchtete sich ebenfalls aus verschiedenen Hunderassen – aus welchen, ist sein Geheimniß geblieben – eine Meute rauhhaariger, vorzüglicher Otterhunde in zwei verschiedenen Größen, von denen die kleinen, etwas über dachshundgroßen Hunde dazu bestimmt sind, den Otter aus dem Baue zu hetzen, und die größeren ihn jagen, bis er zu Schuß kommt. Bis heute ist aber in Deutschland die Meutenjagd auf den Fischotter, wohl der großen Unkosten wegen, in den Händen einzelner weniger geblieben, so aufregend sie auch sein mag.

Der bekannte Jagdmaler und bedeutendste deutsche Hundekenner Ludwig Beckmann in Düsseldorf, ein Freund des Freiherrn von Fürstenberg, versetzt uns auf seinem Bilde an ein Flüßchen Westfalens mitten in ein solch stürmisch wildes Jagdgewoge. Die Hunde haben den Otter gefunden, und mit hellem Halse jauchzend, verbellend, „hourlierend“,[1] leutet die Meute ihm schwimmend und plantschend nach – kein Wasser ist ihr zu tief, kein „Klang“ (Stromschnelle in kiesigem Bach) zu schnell, kein Gestrüpp zu dicht – da hilft kein Tauchen, kein Verkriechen, kein Versteck – immer sind ihm die Hunde auf der Jacke – allen voran der deutsch Langhaarige edelster Baron Kalksteinscher Zucht, der sogar in tiefem klaren Wasser den Otter tauchend verfolgt, bis dieser endlich, von der langen Flucht ermüdet, vergeblich unter einem Felsvorsprung Deckung suchend, sich seinen Feinden stellt. Karl Brandt.     



  1. Bei jagenden Hunden finden sich hin und wieder solche, die mitten in der Hatz plötzlich stehen bleiben, den Kopf hoch heben und ein eigenthümlich langgezogenes Heulen ausstoßen, was „Hourlieren“ genannt wird. Es giebt sogar eine Rasse, bei der das Hourlieren stehend ist, die „Hourleur-Bracke“.