Fliegende Blätter Heft 38 (Band 2)

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Titel: Fliegende Blätter Heft 38 (Band 2)
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aus: Fliegende Blätter, Band 2, Nr. 38, S. 105–112.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
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Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg, Commons
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[105]



Nro. 38.
14. II. Bd.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions-
handlungen, sowie von allen Postämtern preis für den Band von 24 Nummern 3 fl. 36 kr.
und Zeitungsexpeditionen angenommen. R.-W. od. 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. R.W. od. 3 ggr.


Wie man eine Zeitung macht?
Beschrieben durch Schelmuffsky.


– – Der Tebel hole mir, ich will kein ehrlicher Kerl sein, überall in der Welt muß man doch was von der Sache verstehen und gilt das Sprichwort: Klappern gehört zum Handwerk. Wie gesagt, mein Kamerad, der Schuster, hatte es den Herren so plausibel gemacht, daß uns die Spitzbuben ausgeplündert und mir meine Kundschaft und Wanderbuch genommen hätten, daß sie mich, der Tebel hole mir, für einen wirklichen Buchdruckergesellen ansahen und in die Arbeit nahmen. Nun, ich habe Knochen wie ein Ochs am Leibe, und habe ihnen den Preßbengel gehandhabt, daß es wetterte und krachte, aber sie sagten mir’s doch bald in’s Gesicht, ein Brauknecht möchte ich sein, oder ein Wurstmacher, oder sonst was, aber ein Buchdrucker wäre ich einmal nicht. Weil ich aber immer guten humeurs wäre und so schön diskuriren könnte, so wollten sie mich doch nicht gerade wegjagen, sondern anderweitig verwenden. Nun es hat auch, seit ich in der Offizin war und ihnen da meinen Jux vormachte, der Tebel hole mir, Alles noch einmal so flink geschafft, und das sah der Herr Faktor ein, welcher mir auch gern zuhörte.



So war ich denn, wenn auch nicht Buchdruckergesell, doch Buchdruckerspolante geworden, und mein erst Geschäft am anderen Tage sollte sein, oben, wo die Herren Redacteurs schreiben, auszufegen, einzuheizen, Zeitungen aufzuschneiden u.s.w. Heiz’ Er aber brav ein, sagte der Herr Verleger, damit den Herren warm wird, sonst machen sie mir nichts ordentliches. Der Herr Verleger ist nämlich der Mann, welcher, wie er sich ausdrückt, [106] zu der ganzen Geschichte das Geld hergiebt, aber der Tebel hole mir, das ist recht großmüthig geredet, das Geld giebt der Publikus her, der sich dafür unterrichten und anlügen läßt und der Herr Verleger streicht am meisten das Geld ein.

Das waren so die Gedanken in meinem dummen Kopfe, als ich, mit einem Korb voll Holz auf dem Rücken, die Treppen hinaufstieg. aber fast wäre ich droben gleich wieder umgekehrt, denn da hing eine große Tafel mit goldenen Buchstaben:

manicula Damit der Geschäftsgang nicht gestört wird, darf
hier Niemand vor 12 Uhr eintreten. manicula

Aber immer drauf los, ich hinein und meine Sach besorgt. In einer Stunde war Alles geheizt, ausgefegt, aufgeschnitten (das Aufschneiden ist nämlich die Hauptsache, damit es schnell vorwärts geht mit der Zeitungsmacherei!) wie’s so nach und nach von der Post oder wer weiß woher sonst noch ankam, und eine Hitze in den fünf Zimmern, daß man einen Ochsen hätte braten können. Na es sah da ziemlich grusterich aus: nichts als ein Paar Stühle, Tische, Pulte, Wandbörter, alles voll Zeitungen und Bücher gepackt. Jetzt kamen die Herren Zeitungsschreiber angewackelt, einer nach dem andern; es mochten wohl so ein Dutzend bei einander sein, aber der Tebel hole mir, ich kann’s nicht sagen, ob alle wirklich auch dazu gehörten oder ob nicht einige sich nur zum Spaß bei uns herumgetrieben. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Einige von den Herren benahmen sich wie ehrbare Leute, machten sich’s bequem mit Schlafrock und Pfeife und gingen gleich an die Arbeit; die meisten aber waren so junges Volk mit Schnürröcken und Brillen auf der Nase. Die stührten in den Zeitungen und Briefen oder rekelten sich am Ofen, schwatzten von ihrem Saufen und Tanzen gestern Abend und was sie Neues gehört und gesehen hatten, und dann lief einer mal hin zum Pult und schrieb ein paar Worte, las sie den Anderen vor und legte es zuletzt dem Herrn Direktor auf’s Pult. Der Tebel hole mir, es war ein Geschrei und Durcheinander, daß man sein eigen Wort nicht verstehen konnte.

Jetzt trat der Herr Direktor ein, mit einem Pack Briefe und geschriebene und gedruckte Papierstreifen in der Hand. Er grüßte Alle sehr wichtig, warf das, was er in der Hand hielt, auf den Boden, las die Zettel auf seinem Pulte und warf sie auch auf den Haufen, daß ich, der Tebel hole mir, schon dachte, all das Geschrei und Arbeit wäre umsonst gewesen. Aber auf einmal schrie der Herr Direktor in ein Sprachrohr in der Wand: Abholen! und gleich daran kam mein Freund, der Herr Factor, mit drei bis vier baarfüßigen Druckerjungen anmarschirt und ließ den ganzen Zettelkram in die Druckerei tragen. Er stellte sich aber eine Weile zu mir hinter den Ofen, um sich etwas durchzuwärmen. Der hat mir’s nun Alles ordentlich erklärt und wir waren ganz ungestört, denn der Lärm wurde jetzt noch größer, weil Alle zugleich mit dem Herrn Direktor reden wollten, der Tebel hole mir, ich hätte fast dazwischen geschrieen: Singen können viel auf einmal, aber reden nur Einer! Allein ich dachte daran, daß ich hier zehn Thaler monatlich hätte und was deines Amtes nicht ist, da laß deinen Vorwitz, und so hörte ich denn still zu, was der Herr Factor vorbrachte. Sieht Er, sagte er, die langen geschriebenen Zettel, das sind die leidenden Artikel, die handeln davon, was man nicht glauben sollte, aber doch wahr ist; die kleinen aber –

Ih, sagte ich, woran leiden sie denn? – so nem Zettel wird doch kein Mensch was zu leide thun? –

Sieht Er, sagte er, die haben viel zu leiden, denn die werden so oft „gestrichen“ wie ein russischer Rekrut. Der Verfasser streicht sie heraus, der Herr Direktor streicht sie an, der Censor streicht sie durch. Doch das versteht Er nicht, aber sieht Er, sagte er, die kleinen Briefe und die Zettel, welche die Herren meist aus den Zeitungen herausschneiden, das sind die Correspondenzen oder auswärtigen Berichte, in denen steht, was man glauben soll, was aber doch nicht wahr ist. Sieht Er, sagte er, das sollte Er einmal mit ansehen, in Wien und Berlin, Cöln und Frankfurt die Studentle, wie sie da Abends im Bierhaus zusammensitzen und sich gegenseitig anlügen und dann setzt sich Einer hin und schreibt: ,,In den bestunterrichteten Kreisen der höheren Gesellschaft herrscht das Gerücht u. s. w.“ oder gar: „Als Augenzeuge kann ich Ihnen berichten etc., und so lügt er den Herrn Direktor an und der lügt wieder das Publikum an und das Publikum lügt sich wieder gegenseitig an aus der Zeitung, und Alle kriegen dafür bezahlt – nur das Publikum nicht. Davon heißt’s gelogen, wie gedruckt.

Auf einmal wurde es ganz still in der Zeitungsschreiberei, denn der Herr Direktor drehte sich herum auf seinem Hocker und schaute die Herren Einen nach dem Andern curios an.



Sieht Er, sagte er, nämlich der Factor, leise zu mir, jetzt kommt das Beste. Jeder von den Herren da hat „eine Ansicht.“ Weiß Er, was das ist? –

Der Tebel hole mir, sagte ich, ich weiß es nicht, wenn’s was besonders sein soll.

Schadt nix, sagte er, die Herren wissen’s auch oft selbst nicht. Sieht Er, sagte er, Ansicht, das ist so die Manier, wie man die Sache ansieht, und das hängt davon ab, wie man steht, sitzt oder gestellt ist. Einige von den Zeitungsschreibern stehen sich gut, einige schlecht, einige sitzen, die anstelligsten Ansichten giebt das Anstellen. Die Ansichten sind oft sehr verschieden, allein – –

„Der Herr Factor soll die Correktur machen!“ brüllte es auf einmal aus dem Sprachrohr in der Wand. Der Factor machte, daß er hinauskam.

„Meine Herren, sagte der Herr Direktor, der Ruf unserer Zeitung steht auf dem Spiele, es fehlt uns heut an interessanten Correspondenzen. Also fordere ich Sie zu außerordentlichen Anstrengungen auf! – –“

„Der Tebel hole mir, dacht’ ich, haben die sich denn schon angestrengt? –“

„Herr Nebelreiter,“ fuhr der Direktor fort, ,,berathen Sie sich mit Herrn Mäusefresser. Sie sollen vom Cap der guten Hoffnung etwas Unwahres über den Carlsruher Zollcongreß und letzterer Herr dagegen die Wahrheit aus England schreiben. Sie wissen aber, für Inländisches interessirt sich nur ein kleiner [107] Theil des Publikums, seitdem auswärts so Unerhörtes passirt, wie z. B. daß man in Rußland den Juden das Schenken verbieten muß, während sie bei uns nicht einmal mehr leihen wollen. Herr Märchenmacher, melden Sie von der versandeten Sulinamündung, man hoffe auf baldige Abhülfe, weil ein Bundesgesetz im Werke sei, alle deutschen Schriftstellerinnen dürften nur Sulinastreusand brauchen. Zugleich mit neuester Post aus Constantinopel, der Sultan wolle sich taufen lassen und nach Berlin als Privatmann ziehen, weil es ihm unerträglich sei, daß er die Romane der Gräfin Hahn erst drei Wochen später als das gebildete Deutschland zu lesen kriege. Herr Trommelsucht, schreiben Sie aus dem stillen Ocean, die Königin Hovas hätte die fliegenden Blätter in ihrem ganzen Reiche verboten, weil ihrer bis dato in denselben noch nie erwähnt, und die Königin Pomare wolle Dupetit Thouars verklagen, weil er sie hat sitzen lassen.“

Auf einmal wurde es so still in der Stube, daß man, der Tebel hole mir, eine Maus hätte können pfeifen hören, und dann rasselten die Federn über das Papier, und so wie eine halbe Seite fertig war – fort damit in die Druckerei! Da sind sie aber auch Alle aufgefahren, als es plötzlich aus dem Sprachrohr herausschrie:

Es ist dreiviertel zwölf und noch fehlen zwei Spalten! Alle fielen nun noch einmal über die Zeitungen her und suchten und suchten, und je ängstlicher sie wurden, je zufriedener sah der Herr Direktor aus.

„Wenn mein Genie nicht wäre!“ sagte er endlich triumphirend, nahm eine alte Zeitung von 1763, und schnitt ein Stück „außerordentliche Naturerscheinungen“ heraus: „So lange die Welt steht, ist es wohl nie passirt und es wird auch wohl nie wieder geschehen, was wir gesehen haben. Auch hier zeigte sich in diesen Tagen der berühmte Schnellläufer Peter Jacobsen; der Ruhm seiner Thaten war so groß ihm vorausgegangen, daß wir meinten, die Wirklichkeit könne uns nicht befriedigen! Und doch, wie waren wir überrascht! höre es Welt und staune: „Peter Jacobsen, der berühmte Schnellläufer, ist ohne Füße geboren.“

Und der Hauptvortheil ist, daß das gleich für den nächsten Tag mit nützt, denn da heißt es in der Zeitung: der Mann ohne Beine, welcher hier gestern durchkam, heißt auch Peter Jacobsen, ist aber ein Vetter des berühmten Schnellläufers, welcher letztere ganz gesunde Beine hat.

Oder man nimmt aus dem alten Vademecum für lustige Leute neue Witze, z. B. Buchhändleranzeige:

Was erwartet uns in jenem Leben? . . 1 fl. 30 kr.

          Kinderschriften:

     Anna und Luise, vom Verfasser der „Kinder der Wittwe.“

Der Herr Direktor trocknete sich unter der Perücke den Schweiß ab, die Zeitung war fertig und die Welt um 24 Stunden mehr aufgeklärt. Jeder von den Herren Redacteurs besah in seinem Exemplar noch einmal liebevoll-triumphirend lächelnd das, was er geschrieben hatte, schob’s in die Tasche und Alle gingen ihrer Nahrung nach. Ich, der Schelmuffsky, dachte aber in meinem dummen Kopfe, der Tebel hole mir, jetzt weiß ich, wie’s zugeht, daß heut zu Tage alle Leute so klug sind und daß alle Tage so viel Merkwürdiges in der Welt passirt, kurz: Wie man eine Zeitung macht.





Die Romanze vom König Saul.

Die bärtigen Jüden kamen all’
Mit Paukenschlag und Cymbelschall,
Sie wollten Saul, den langen Mann,
Zu ihrem langen König ha’n.

5
So kamen sie vor Sauli Haus,

Die Mutter sah zur Thür heraus,
Und als sie kamen so daher,
Da zitterte die Mutter sehr.
     Der künft’ge Jüdenkönig

10
     Der forcht sich auch nicht wenig.


Beim Hause war ein Keller alt,
Der Mäus’ und Ratten Aufenthalt,
Auch standen manche Fässer Wein
In langer Reih’ gepflanzet drein.

15
Darin sich Saul verkrochen hat,

Zu pflegen drinnen guten Rath.
Doch als ihm ward die Zeit zu lang,
Zapft er die Fässer an und trank;
     Und trank da gar nicht wenig,

20
     Der künft’ge Jüdenkönig.


Die Jüden kamen an die Thür;
Wo ist der Saul ? den wollen wir.
Wo ist der Saul, der lange Mann?
Den wollen mir zum König ha’n.

25
Die Mutter thät die Hausthür auf,

Da strömt herein der ganze Hauf;
Sie kamen auch an’s Kellerthor
Und riefen dort in hellem Chor:
     „Wir wollen Saul zum König!“

30
     Deß freut er sich nicht wenig.


Herr Saul sprang nun hinaus zur Thür:
„Wollt ihr den Saul, so bin ich hier,
So gebt mir nur die güldne Kron’,
Und setzt mich auf den güldnen Thron!“

35
Dermalen Saul, der trunkne Mann,

Sein Judenregiment begann,
Und schlug verwegen ritterlich
Mit nuchternen Philistern sich.
     Auch trank er wohl als König

40
     Hinfurder gar nicht wenig



[108]

Des Herrn Barons Beisele und seines Hofmeisters Dr. Eisele
Kreuz- und Querzüge durch Deutschland.




Reise nach München.


„Sie entschuldigen, wohnt nicht hier ein gewisser Herr Fischer?“ – „Fischer – ? – weiß ich nicht – da in dem Zimmer neben mir wohnt seit zehn Jahren ein Herr – ’s ist möglich, daß der Fischer heißt – Sie müssen Ihnen halt anfragen.“




Münchener Straßenbeleuchtung.



Dr. Eisele belehrt seinen Zögling, daß das magische Licht der Straßenlaternen auf eigenthümliche Art erzeugt wird. – Die Beleuchtungscommission läßt nämlich zur Sommerzeit alle Johanniswürmchen einfangen. Von diesen wird je eins in eine Laterne gesperrt mit dem Auftrage zu leuchten. – Im vorigen nassen Sommer sind indeß die Johanniswürmchen schlecht gerathen, weßhalb dieselben zur Beleuchtung nicht zureichten. In Folge dessen bildeten sich in der Stadt zwei Partheien; die eine wollte, daß man die Johanniswürmchen dressiren möchte, von einer Laterne zur andern zu fliegen und somit wenigstens zwei zu versehen die andere aber schlug vor, jedes Johanniswürmchen in zwei Stücke zu spalten und auf zwei Laternen zu vertheilten. – Der erstere Vorschlag wurde wegen der kostspieligen Dressirungskosten nicht ausführbar befunden, und der letztere behielt deshalb die Oberhand und wird ausgeführt, wie Figura zeigt.




[109]

Ansicht des Rochusberges in München.



Die Reisenden bewundern hier die Natur in ihrer ganzen romantischen Wildheit. Sie begegnen einem Bewohner dieser Gegend, dessen gefälliges Aeußere sie zu der Frage ermuthigt:

„Erlauben Sie, ist das auch eine Straße?”

„Was Straße – warum nicht gar! – Das ist der Rochusberg!“ –

„Ja, Sie entschuldigen, wir meinen, ob das nicht eine gepflasterte Straße ist?“ –

„Wie? – Gepflastert –?“

„Ja nun gepflastert! – Wissen Sie denn nicht, was gepflastert ist? –

„Nein! ich wohne jetzt 38 Jahre in dieser Gegend und habe noch nichts vom Pflastern gehört!“


Ansicht des Bultplatzes in München
im Sommer Nachmittags 2½ Uhr bei Sirocco-Temperatur (24 Grad Reaumur).



(Fortsetzung folgt.)




[110]

Der Koch.
(Pfälzisch.)



Gute ̃ Morge ̃ Herr Leibkoch, ei Sapperment,
Do brozlt’s un ̃ sied’s jo ohne End`,
Gott`s Blitz, was for Fisch, Forelle ̃ un’ Aal
Un ̃ Häring un ̃ Salme ̃ noch der Wahl,

5
Un ̃ Auschtre ̃ un ̃ Krebse ̃, wo sin ̃ dann die her,

Deß sin ̃ jo Unthier, ’glaab gar vum Meer,
Un ̃ was for Gelée’s un ̃ Paschtete ̃, der Glanz!
Un ̃ deß do, deß is jo e ̃ Biberschwanz,
Was is dann heut los, wer werd dan’ traktirt,

10
Heut werd jo e ̃ Heidegeld vermangirt!

„Ei, was werd’s dann sei ̃, Er is halt ke ̃ Chrischt,
„Un ̃ wees nit, warum mer ang’lt un ̃ fischt,
„Es is jo Quatember, e ̃ Faschttach is heut,
„Un ̃·deß is for uns als e ̃ zablichi Zeit,

15
„Un ̃ meent mer schun oft, der Verstand steht em ̃ still,

„Wann e ̃ Herrschaft halt gar e so faschte ̃ will.“



Idylle.
Frei nach Geßner.


Kommt, schöne Schäferinnen, sprach der alte Schäfer Menalkas; die Herde ruht im Schatten der breiten Ulme; kommt, setzt euch mit mir zu diesen Fliederbüschen und hört die Geschichte von dem unglücklichen Mirtill. Und die Schäferinnen kamen herbei, setzten sich im Kreise nieder und Menalkas hub an:



Mirtill war wohl der schönste Schäfer auf den Triften des reichen Müros. Blondgelockt war die Fülle seines Haares, blau, wie der Himmel, sein Auge, schmelzend seine Stimme und ein Meister war er auf der Doppelflöte. Wenn er sie spielte, nahten alle Schäferinnen des Thales und konnten sich nicht satt hören!



So auch die liebliche Phillis. Gern verließ sie ihre Herde, um Mirtill’n von Ferne zu belauschen und an dem Anblick seiner schönen Gestalt sich zu weiden! Er aber wußte es nicht, daß Phillis ihm gewogen sei, sondern glaubte, daß der schwarzgelockte Mopfus, der die mit kebrigtem Wachse zusammengefügte Panflöte so schön spielte, ihrer Liebe sich erfreue. Davon tief betrübt – denn Mirtill liebte ja Phillis – trieb

[111]


er eines Abends in wehmüthiger Stimmung seine Herde heimwärts, gefolgt von seinem treuen Spitz, und sang ein Schäferlied an Phillis.



Sieh, da trat sie eben aus ihrer Hütte, schön und reizend, wie die Abendsonne, die ihre Gestalt röthete! Mirtill zog schweigend vorüber, und Thränen fielen auf seinen Pfad. Des andern Tags aber fand er eine Rose vor seiner Thüre liegen! Er hob sie vom Boden auf, küßte sie und sprach zu sich: „Vielleicht kömmt sie von Phillis!“ –



Phillis aber hatte ihn belauscht. Als er Abends spät heimkehrend an ihrer Hütte wieder vorüber ging, trat sie ihm entgegen, süßlächelnd wie der Mond, der eben aus den Wolken zog. Mirtill aber vermochte es länger nicht, sein Herz zu bezähmen; er fiel ihr zu Füßen und sprach mit bewegter Stimme: „Phillis!” Und sie darauf: ,,Mirtill! ” und er bedeckte ihre Hände mit heißen Küssen. Der tückische Mopfus aber, der beider Liebe ahnte, hatte von Ferne hinter einem Baume lauschend sie beobachtet.



Von Eifersucht und Wuth entbrannt – denn auch er liebte Phillis – schwur er Rache zu nehmen an dem Beglückten. Als nun eines Tages Mirtill, seine Herde hütend, auf neue Lieder sann, schlich sich Mopfus auf den Zehen herbei, und schnitt – o welche Tücke! – Mirtills schönen Zopf ab.



Da war es um Mirtill geschehen! Denn nimmer durfte er beim Tanz der Schäferinnen erscheinen, und wagte es nicht, Phillis vor Augen zu treten! So verkümmerte er! Einsam klagte er in den Felsenklüften und seine Herde zerstreute sich. Eines Tages fand man ihn erblaßt liegend am Ufer des weidenbegränzten Baches. Gram und Kummer hatten ihn getödtet.

Dieß ist die Geschichte des schönen Mirtill – endigte Menalkas – und die Schäferinnen, die um ihn saßen, weinten.



[112]

Congreß deutscher Zeitschriften.
(Schluß.)


Ball und Thee bei dem Herrn Bürgermeister der Stadt; der Hausherr und seine Gemahlin empfangen die vielgeehrten Gäste. Die jüngern Damen beschäftigen sich jedoch ausschließlich mit einigen fremden Roués und scheinen Kopf und Herz an sie verloren zu haben.


Allemande à trois getanzt von zwei ältern Damen der Stadt und einem der Gäste. Links die Stadtpfeifer.


Kehraus.



Redaction: Caspar Braun und Friedr. Schneider. – München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn in München.