Freund oder Feind

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Freund oder Feind?
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 65
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[49]

Eine Begegnung im Gebiete der Tuareg.
Nach einer Zeichnung von Alb. Richter.

[65] Freund oder Feind? (Zu dem Bild S. 49.) Nirgends ist das Schicksal des Menschen unsicherer als in der Wüste. Sobald er die schützenden Mauern der angrenzenden Städte verlassen hat, umringen ihn tausend Gefahren, und die schlimmste droht ihm von den Söhnen der Wüste.

Unter den Bewohnern der Sahara gelten die Tuareg für den schönsten Menschenschlag, ja sie sollen die schönsten Männer von ganz Afrika sein. Sie sind in ihrem südlich von Algerien gelegenen Gebiete die Herren der Karawanenstraße und lassen nur zu oft den Reisenden ihre Herrschaft in schlimmster Weise fühlen. Unter den Speeren der Tuareg haben schon viele Forscher ihr Leben ausgehaucht, die Mörder der kühnen Forscherin Alexandrine Tinné waren gleichfalls Tuareg. Das Menschenleben hat bei ihnen wenig Werth und an Fremden wird der Raubmord ohne viel Umstände verübt.

Das wissen die Händler, die auf dem Rücken der Kamele die Wüste durchziehen, und lassen das Vertrauen jenseit des Dünengürtels, der die nördliche Grenze des Tuareggebietes bildet. Sie reiten still dahin auf dem Wege, den Sanddünen, Felsen und Gerippe bezeichnen, und sind froh, wenn sich in der weiten Runde keine Menschengestalt blicken läßt. Eines Tages aber taucht am Horizonte ein Reiterbild auf. Wer ist es? Freund oder Feind? Es muß entschieden werden, bevor man weiter zieht. Die Karawane macht Halt und einer der Führer reitet vor, der fremde Reiter kommt näher, es ist ein Targi (so heißt die Einzahl von Tuareg). Man erkennt ihn wohl an seiner Tobe, dem hemdartigen Ueberwurf, am Speer, am langen Schwert und der langen Flinte, eine phantastische Hutmaske trägt er auf dem Rücken, er hat sie vielleicht unlängst geraubt. Der Führer der Karawane läßt seinen Schleier fallen, giebt sich zu erkennen und nennt seinen Namen. Der Targi thut es nicht; er lüftet nicht den um Kopf und Gesicht sorgfältig gewickelten Litham – er legt diesen Schleier überhaupt so selten wie möglich ab. Leute des Schleiers, „Ahel-el-Litham“, wurden ja die Tuareg schon von den ersten Arabern benannt, die mit ihnen in Berührung kamen.

Freund oder Feind? Der sorgliche Händler wünscht den Frieden und betheuert es beim Allah, indem er die Rechte erhebt, der Targi blickt über ihn hinweg und zählt die Häupter und Flinten der Karawane ... auch er versichert jetzt den Fremden seiner friedlichen Gesinnung. Er wendet sein Meheri (Reitkamel) und trabt zurück nach dem ausgetrockneten Flußbette, in welchem seine Freunde versteckt lauern.

„Zu stark ist die Karawane,“ lautet die Meldung des Kundschafters.