Zum Inhalt springen

Freundliche Aufforderung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Kurt Tucholsky
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Freundliche Aufforderung
Untertitel:
aus: Fromme Gesänge, S. 27
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1919
Verlag: Felix Lehmann
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Charlottenburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck in: Die Weltbühne, 12. September 1918
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[27]
Freundliche Aufforderung


Ich bin ein dicker, aber reiner Knabe,
von treuer, braver, biederer Ehrlichkeit;
ich freu mich an dem bißchen, das ich habe,
und geh in schmucklos grauem Bürgerkleid.

5
Doch würd auch ich das goldne Kalb umhuppen,

nennt mir ein Schieber eine große Zahl
und deutet auf den Kaffee tief im Schuppen:
 „Na, wollen wir mal?“

Michel steht auswärts. Sei es in Rumänien,

10
sei es in Belgien, seis in der Türkei –

Und in der Heimat sitzen nur die wenigen,
die gründen eine Vaterlandspartei.
Der Kammerherr reicht zierlich wie zum Tanze
die Fingerspitzen einem General;

15
stehn sie parat, dann fragt der Chef vons Ganze:

 „Na, wollen wir mal?“

Der Friede ist ein junger, eleganter
Flaneur auf jenem Boulevard der Welt.
Von Tag zu Tag wird er nur noch scharmanter,

20
doch scheints, daß er den Damen nicht gefällt.

Da gehn nun so viel, mit und ohne Schleier,
in Poirets Stoff, in Schottlands buntem Schal –
und keine, keine spricht zu ihm als Freier:
 „Na, Kleiner? wollen wir mal?“