Friedrich Königs Denkmal in Eisleben
[408] Friedrich Königs Denkmal in Eisleben. Es war am 29. November 1814, da verkündigte ein Leitartikel an der Spitze der englischen Zeittung „Times“ den Lesern die große Neuigkeit, daß sie ein Blatt in Händen hielten, von dem, mit Hilfe „der größten Verbesserung, welche die Buchdruckerkunst seit ihrer Erfindung erfahren hat,“ nicht weniger als elfhundert Exemplare in einer Stunde gefertigt worden seien. Es war das ein bedeutungsvoller Augenblick in der Geschichte der Buchdruckerkunst, das erste Öffentliche Auftreten der Erfindung eines Deutschen aus Eisleben, der Schnellpresse von Friedrich König.
Den Lesern der „Gartenlaube“ ist Friedrich König kein Unbekannter. Sie haben aus dem Jahrgang 1883 das Leben dieses genialen Mannes kennengelernt, ein echtes Erfinderleben, voll bitteren Ringens und herber Enttäuschungen, groß durch eine wunderbare Vereinigung von geistigem Scharfsinn und sittlicher Charakterstärke, die beide nicht erlahmten, wenn auch spät, zu spät für ihn selbst die Krone des Erfolges erreicht wurde. Friedrich König starb am 17. Januar 1833 und hinterließ dem treuen Genossen aus den Jahren des Kampfes, dem Schwaben Andreas Friedrich Bauer, eine fertig ausgebildete Erfindung, aber ihre Früchte zu genießen, war ihm nicht mehr vergönnt. Sein Lohn ruht allein in dem dankbaren Gedächtniß der Nachwelt.
Und es fehlt nicht an äußeren Zeichen dieses dankbaren Gedächtnisses. Auf seinem Grabe zu Oberzell bei Würzburg, wo heute noch die blühende Buchdruckmaschinenfabrik von König und Bauer ihren Sitz hat, steht seit dem Jahre 1842 ein Denkmal, das auf der einen Seite Gutenberg an seiner Presse thätig, auf der anderen eine im Betrieb befindliche Schnellpresse zeigt. In diesen Tagen aber, am Sonntag den 3. Mai, ist auch in Eisleben ein Denkmal für Friedrich König enthüllt worden. Als die „Gartenlaube“ zum fünfzigjährigen Todestage Königs das Leben dieses Mannes erzählte, da schloß sie mit der Frage: „Wird jetzt die Stadt Eisleben ihres zweiten großen Sohnes, wird die deutsche Nation des Vollenders der Erfindung Gutenbergs gedenken und ihn ehren durch ein Denkmal, das er vor vielen anderen verdient hat?“ Nun, diese Anregung ist, in ihrem ersten Theile wenigstens, auf fruchtbaren Boden gefallen. Das neue Denkmal, welches wir unseren Lesern in Abbildung vorführen, steht im Stadtgraben von Eisleben an der Friedrich Königstraße. Es ist eine überlebensgroße Büste aus Bronze auf Granitsockel, im ganzen etwas über drei Meter hoch, hervorgegangen aus der künstlerischen Meisterhand des Professors Fritz Schaper in Berlin. Auf der Vorderseite steht die Inschrift: „Dem Erfinder der Schnellpresse Friedrich König, einem Sohne Eislebens.“
So zeigt nun ein schönes Monument aus Stein und Erz der Mit- und Nachwelt das Bild des großen Erfinders. Eine andere stets frische Erinnerung an diesen Landsmann Luthers halten unsere Leser allwöchentlich in Händen, denn – jede Nummer der „Gartenlaube“ ist ein Denkmal der Kunst Friedrich Königs.