Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf

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Textdaten
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Autor: Bn.
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Titel: Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 100
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[100] Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf ist der Titel einer Abhandlung, welche die Aerztin Dr. med. Anna Kuhnow in Leipzig in Haackes Verlag erscheinen ließ. Diese Schrift hebt sich durch eigenartige Gedanken und vortreffliche Darstellung aus der großen und nicht immer erquicklichen Flut von Broschüren zur Frauenfrage heraus. Es giebt darin die erfolgreiche Aerztin, die Kämpferin gegen naturwidrige Kleidung, mahnende Ratschläge, welche von den Müttern heranwachsender Mädchen ernstlich beherzigt werden sollten. Als Abwehr gegen Hysterie und moralische Trägheit, gegen das Gefühl unnützer Existenz, welche der Mangel an Pflichten notwendig hervorruft, verlangt sie vor allem die ernsthafte Ausbildung jedes erwachsenen Mädchens zu irgend einer beruflichen Thätigkeit, sei diese wirtschaftlicher oder anderer Natur.

Wenn sie auch dabei, wie manche andere bedeutende Vorkämpferin der Frauenbewegung ebenfalls, die Arbeitsleistung der modernen Stadtfrau zu gering anschlägt und die vielen Frauen des gebildetem Mittelstandes außer Augen läßt, die mit einem Dienstmädchen auskommen, also ein reichliches Teil Arbeit selbst leisten müssen, so spricht sie mit vielem Rechte dagegen, daß viele unserer Mädchen die ersten Jahre nach der Schulzeit mit dilettantenhaften Künsten und Liebhabereien vergeuden, statt Hand, Kopf und Charakter für das künftige Leben zu schulen. Nach ihrem Vorschlag soll das junge Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren die so gesunde allseitige Hausarbeit erlernen, von da an aber seine besonderen Gaben in einem ernsthaften Lehrgang ausbilden, ein bestimmtes Ziel vor sich sehen, auf das hin sie fest und energisch arbeiten muß: „Sie soll Wäscherin oder Plätterin, Köchin, Schneiderin, Lehrerin, Aerztin oder Juristin werden, je nach Talent und Mitteln, die Eltern sollen es aber mit dieser Ausbildung so ernst nehmen wie mit der des Sohnes. Sie soll irgend etwas tüchtig verstehen, um später Ordnungsliebe und Tüchtigkeit auf das ganze System ihrer Pflichten zu übertragen.“ Daß unter diesen Pflichten die gegen das Elternhaus und die eigene Familie in erster Linie stehen müssen, daß die alternde Mutter die Hilfe wenigstens einer Tochter verlangen kann, braucht wohl keiner besonderen Erwähnung.

Sehr interessant, um aus der Fülle des Gebotenen noch etwas herauszugreifen, ist auch, was die Verfasserin bei Besprechung des medizinischen Frauenstudiums von ihren eigenen Erfahrungen erzählt, wie oftmals dem weiblichen Arzt allein von seiten weiblicher Patienten das unbedingte Vertrauen erschlossen und dadurch drohendes Unheil verhütet wurde. Auch hier mahnt und warnt sie vor den Schädlichkeiten in Kleidung, Lebensführung und üblen Gewohnheiten, indem sie betont, wie eben hier der weibliche Hausarzt anders vorbauend eingreifen kann als der männliche.

So wird wohl die Notwendigkeit des medizinischen Frauenstudiums mit guten Gründen ausführlich gezeigt. Daß aber daneben Wert und Bedeutung der praktischen Berufe so eindringlich hervorgehoben werden, welche doch den Anlagen so vieler Mädchen am besten entsprechen, das ist ein Hauptverdienst der vortrefflich, klar und überzeugend geschriebenen Broschüre. Bn.