Russischer Postkurier
[100] Russischer Postkurier. (Zu dem Bilde S. 97). In das östlichste Europa versetzt uns das Bild. Der russische Postkurier hat die Tasche mit Eilbriefen in Empfang genommen und den Befehl zu ihrer Beförderung erhalten. Er schwingt sich auf sein Roß, macht das Zeichen des Kreuzes, das der Russe beim Antreten einer Reise niemals vergißt, und Marsch! Marsch! geht es durch den düstern winterlichen Wald und die öde, verschneite Steppe. Bald ist die Sonne untergegangen und die Abenddämmerung senkt sich über die Landschaft. Wie feierlich still ist die Steppe – der Reiter hört nur das Knirschen des Schnees unter den Hufen seines Pferdes. Doch horch! Aus der Ferne dringen langgezogene Laute an sein Ohr. Er kennt sie wohl; es ist das Heulen hungriger Wölfe. Der Sohn der Steppe ist mit solchen Gefahren vertraut; er macht seinen Revolver schußbereit, späht scharf in die Ferne und vorwärts! heißt es, Gott befohlen!
Die Meute hat ihn gewittert, und bald beginnt ein Ritt auf Leben und Tod. Dem Braven ist es gelungen, zwei der zudringlichsten Mordgesellen niederzustrecken; wenn er aber heil das nächste Dorf erreicht, so hat er es nur der Schnelligkeit und Ausdauer seines treuen Gefährten, des edlen Rosses, zu danken.*