Gegen den Mißbrauch des freien Handgepäcks
[667] Gegen den Mißbrauch des freien Handgepäcks, der in den letzten Jahren besonders bei den großen Schnellzügen eine wahrhaft ungeheuere Ausdehnung angenommen hatte, ist in letzter Zeit die Münchener Bahnhofsverwaltung energisch eingeschritten und verdient sich damit den Dank aller, die, mit bescheidenem Handgepäck reisend, bisher der Belästigung durch rücksichtslose Coupénachbarn ausgesetzt waren. Man muß die überfüllten Gepäcknetze des Zuges Kufstein-Ala gesehen haben, die ohne weiteres auf den Sitzen untergebrachten Handkoffer und Plaidrollen, oft drei bis vier Stücke einer einzige Person gehörend, man muß Zeuge der höchst widerwärtigen Auseinandersetzungen darüber gewesen sein – um die Münchener Neuerung freudig zu begrüßen, wonach sich am Wartesaalausgang Aufsichtsbeamte befinden und niemand mehr als zehn Kilo Gewicht mit in den Waggon nehmen lassen. Aber – ein Wunsch knüpft sich von selbst daran. Das Passagiergepäck ist auf deutschen Bahnen unverhältnißmäßig theuer, daher es sich so vielfach in Handgepäck zu verwandeln sucht. Könnte nicht, nach amerikanischem Beispiel, ein Packwagen dem Schnellzug eingefügt werden, in dem alle die kleinen Stücke: Kofferchen, Plaids, Schachteln gegen einfache Abgabe von Marken und gegen eine geringe einheitliche Taxe untergebracht würden? Das wäre eine große Wohlthat für das Publikum und entspräche doch auch der Billigkeit, die anderwärts [668] eine gewisse Anzahl von Kilo als Freigepäck zugesteht. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese schon mehrfach aufgeworfene Frage doch endlich von seiten der Bahnverwaltungen eine günstige Beantwortung fände!