Goldbeschlagene Streitrosse
[99] Goldbeschlagene Streitrosse. Orientalische Fürsten und europäische Verschwender haben schon manchmal ihre Pferde mit „goldenen Hufeisen“ beschlagen lassen. Die Weltgeschichte kennt aber auch einen Fall, wo eine ganze Schwadron goldbeschlagene Streitrosse ritt. Das hat sich im Goldlande Peru im Jahre 1533 ereignet. Francisco Pizarro hielt in Caxamarca den Inka gefangen, sein Bruder Hernando stand in dem berühmten Tempelorte Patschakamak, wo er den düsteren Tempel des Orakelgötzen nach Gold durchstöberte. Da erhielt er die Nachricht, daß der indianische Häuptling Tschalkutschima an der Spitze von 30 000 Mann einen Aufstand plane. Der mutige Hernando wollte ihm zuvorkommen und brach am letzten Februar nach Chaucha auf. Es war ein furchtbarer Marsch über einen steilen Gebirgszug. Auf dem mit spitzen Gestein besäeten Saumpfade verloren alle Pferde ihre Hufeisen und traten sich die Hufe so wund, daß die Reiter absitzen mußten. Man hatte kein Eisen, um die Rosse wieder zu beschlagen. Da sahen sich die Krieger gezwungen, von peruanischen Schmieden Hufbeschläge aus Silber und Gold anfertigen zu lassen, und nun überwand die Schwadron die schneebedeckten Pässe. Die Geschichtschreiber von Peru erzählen, daß diese theueren Beschläge sich ganz gut bewährt und länger ausgedauert hätten als eiserne. Der Marsch brachte übrigens Hernando und seinen Kriegern einen glänzenden Ersatz für die goldenen Hufeisen; denn Tschalkutschima wagte nicht, Widerstand zu leisten, und lieferte den Spaniern dreißig Lasten Gold und vierzig Lasten Silber aus.