Hände (Březina)/Wahnbetörte
Durch der Erde Geheimnis irren wir, befragen schweigsame Dinge,
Nach dem Frühling, der nicht herannaht, nach Blüten, die sich nicht erschließen;
Stets den gleichen Gruß, entbietend den Winden, die wehen in künftige Zeiten,
Stets mit dem gleichen Gedanken, zu End’ nicht gedacht, dem Liede zu End’ nicht gesungen,
Deine Stiefkinder, Erde, wurden wir mit der Milch des Schmerzes
Wie auf Brüsten unserer verführten Mütter genährt;
Wo unsere Brüder tranken aus deinen Brünnlein und lieblichen Quellen voll Dankes,
Vor der Salzflut der Meere standen wir, ewigen Durstes,
Zum Dankgebet knieten wir nieder, wo Tausende Flüche dir sandten
Und weinten dort, wo Ungezählte dich priesen;
Wie Sonne funkelte unsere Stimme, wenn Millionen ängstlich verstummten
Und als bei der Heimkehr der Sieger im Triumph erdonnerten Herzen und Glocken,
Fürsten der Erde und Sklaven, blutig gegeißelt,
Kamen wie Brüder zusammen im Dome unserer Andacht:
Den Friedenskuß brachten wir allen gezeichneten Stirnen,
Der Erde drückendste Träume, wie heimlich Seufzen der Mutter waren uns verständlich
In der Schönheit freundlichem Lächeln, in zutraulichen Blicken der Dinge
Brannte für uns nur das Grablicht der wissenden Jünger;
Aus der Stille der Agonien erquoll uns gieriger Küsse Geflüster,
Aus der Stille des Ekels und der Ermüdung - jugendlicher Fittiche Schlagen
Vom Morgen zu unserem Abend schritten wir nur auf Pfaden künftiger Zeiten:
Wenn wir am nächsten den Brüdern schienen, entfernten wir uns am meisten;
Ärmste, aus kostbaren Lichtern, Marmor, geheimnisbergenden Erzen,
Zu des Ewigen Ehre bauten wir Dome, gaben zurück die Schönheit dem Worte,
Und obgleich in ungezählten Leben wir lebten, in der Glut aller Blüten blühten,
Mit der Sonne unserer Liebe hoben wie eine Wolke das Weltall in azurne Träume,
Zu den Tieren im Joche uns neigten, wie zu Brüdern unsrer Verwünschung,
Aller Empfängnisse Schauer fühlten und in den Schoßen das schmerzliche Regen des Ungeborenen
Nur Tote und aus kommenden Tagen winkende Brüder
Erwiderten freudig die Botschaft unsrer Verheißung;
Am Anblick unseres dürstenden Wollens, wie von Gluten des Mittags entkräftet,
Verstummten, erblassend unsere teuersten Freunde und unsere zärtlichsten Blicke
Heimlich hießen sie uns Verräter der Erde, wenn wir den Ruhm ihrer Sendung,
Der Ewigkeit morgendlich Feuer auf Knie’n in Verzückung begrüßten,
Wenn wir vom Weibe, der neuen Liebe Königin, hellsehend träumten,
Vom Manne, dem liebreichen Hüter der Elemente, dem Fürsten mystischer Kräfte,
Von aller Millionen Verfließen in den einen Erlösten, den einzigen Menschen,
Den Steuermann geistiger Erde, der zu den Küsten deiner Geheimnisse steuert,
Gehorchend deinen heiligen Winden, hißt seine Segel, von Äonen gesponnen,
Und mit neuer Sprache, mächtig wie Sprache der Engel, rein wie die Sprache der Kinder,
Aber nicht einmal in den strahlenden Nebelgestirnen fernster Schöpfung
Fanden wir Frieden, beneideten Tote um ihre stumme Erleuchtung;
Über allen Stätten der Schönheit, wohin unsere Blicke erobernd drangen,
Als Wahrzeichen deiner selbstherrlichen Macht im unendlichen Raume,
Aus Firmamenten flammten auf tausend Firmamente in gigantischen Halbkreisen,
Galerien deines Gebäudes, stets geistiger, im unendlichen Ausblick;
Von Stern zu Stern, wie Bienen im Schwärmen, in deines Willens stachelndem Juni,
Schweben empor die Hierarchien der Geister, die mystischen Bienen eines einzigen Stockes,
Je höher, umso tiefer und heimlicher ist das Ringen, verhängnisvoller der Ruhmesbahn Wirbel;
Je näher dem ewigen Meere, umso höheren Höhen entsprüh’n Katarakte
Unserer Gedanken, ein jeder Tropfen ein Strom des Feuers vom Anprall der Welten.
In deines Gewitters Stampfen werden Worte wie Körner zermalmt, im Fluge
Und damals, vor unseren geschlossenen Augen zog blitzschnell vorüber dein neuer Kosmos;
Gleich der brennenden Säule führte zu ihm uns die Milchstraße aller Sonnen;
Und aus dem glühenden Becher der Sehnsucht, wo des Träumens magischer Bronnen versiegt war,
Ewigen Durstes, tranken wir den letzten Wein, in unseren Keltern gepreßt,