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Helgoland (Die Gartenlaube 1861/9)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. B.
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Titel: Helgoland (Die Gartenlaube 1861/9)
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 144
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1861
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Helgoland unter britischer Herrschaft
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Bearbeitungsstand
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[144] Helgoland, das jetzt wieder in allen Zeitungen als zukünftige englische Festung proclamirt wird, hatte einst ebensoviel Meilen im Umfang, als jetzt Viertelstunden. Als Warte für alle von und nach der Jahde, Weser, Elbe und Eider segelnden Schiffe war sie bis in die Zeiten Carl’s V. ein gefürchtetes Raubnest von Seeräubern gewesen, die als Wappen Rad und Galgen auf den Aermeln führten und deren letzter Hauptmann decretirte: „Ich, von meinetwegen, nicht von Gottes Gnaden, der lange Peter, Mörder der Holländer, Einfanger der Hamburger, Stürmer der Dänen, Zuchtruthe der Bremer“ – – Im siebzehnten Jahrhundert war dann die Insel an die Dänen überliefert worden und fiel 1807 an die Engländer, die in demselben Jahr Kopenhagen in Brand geschossen und die dänische Flotte in ihre Häfen geführt hatten. Schnell erkannten sie die Bedeutsamkeit dieses Felsens für den Kampf gegen Napoleon und sein Continentalsystem, womit er das verhaßte England vernichten wollte. Sie setzten ihre Blokadedecrete entgegen und von Helgoland aus blokirten sie die deutschen Ströme. Dazu wurde von ihnen hier ein gewaltiges Kriegsmagazin errichtet, und ein ungemein ausgedehnter Schleichhandel nahm von hier seinen Ausgangspunkt. Die größten Handelshäuser Englands, Hollands und Deutschlands hielten hier Comptoirs, und in „klein London“, wie man die Insel dazumal wohl nannte, liefen alltäglich 3 bis 400 Schiffe ein. Napoleon haßte deshalb wohl auch dies Eiland und strafte die Verbindung mit demselben auf das Härteste. Ein Hamburger Schiffer, der Jemand hingebracht hatte, wurde füsilirt, und Hamburg wurde eben solcher Verbindung wegen von ihm mit Drohungen überhäuft; „es solle wieder ein Fischerdorf werden, wie es einst gewesen, denn es sei nichts als eine englische Colonie auf dem Festlande.“ – Aber auch in einer andern Beziehung hatte dieses Felsennest damals hohe Bedeutung. Diplomaten und Generale aus allen unterdrückten Ländern hatten hier geheime Zusammenkünfte. So weilten hier vorübergehend viele von den zahlreichen Männern, die Napoleon einen rechten Hannibalshaß geschworen hatten, viele von denen, die als Ziel ihres Lebens und ihrer Kraft die Vernichtung Napoleons betrachteten. Der hannöversche General Wallmoden kam hierher, auch Gneisenau war auf dieser Klippe, und Münster’s, des hannöverisch- britischen Ministers, geheime Boten gaben und empfingen hier ihre Nachrichten. Auch gekrönte Häupter kamen, so der unglückliche König von Schweden, Gustav Adolph IV., und Carl X., dazumal noch Graf von Artois. Mit welchen Gefühlen aber mag Friedrich Wilhelm von Braunschweig nach dem glorreichen Zuge durch Deutschland mit seinem tapfern Corps das Eiland begrüßt und betreten, mit welchen Gefühlen die Flammen des Leuchtthurms angeschaut haben, die wie des deutschen Reiches heiliges Feuer um Erlösung, Freiheit und Rache emporzulodern schienen! – M. B.