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Herbst-Lied

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Textdaten
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Autor: Christine Thaler
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Titel: Herbst-Lied
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 691
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[691]

Herbst-Lied.

Im zerborst’nen Fensterbogen
Lehn’ ich müd’ – der Uhu schreit – –
Herbstesabend, grau umzogen,
Liegt auf Wald und Wiesen weit.

5
Nach der warmen Schneeeshülle

Sehnt die Erde fröstelnd sich,
Sehnt sich, in der tiefsten Stille
Auszuruhen winterlich.

Sterbenssehnsucht hat durchzogen

10
Nun auch dich, mein Herz, mit Macht –

All dein Glück, es ist verflogen
Mit des kurzen Sommers Pracht.

Nun du sel’gen Kosestunden
Heiß nicht mehr entgegenschlägst,

15
Fühlst du nur die Feuerwunden,

Die du tief im Innern trägst.

Und auf der Erinn’rung Stätten
Seufzest du der Sehnsucht „Ach!“,
Und in dürren Blätterbetten

20
Rauscht es dir der Herbstwind nach – –


Da – fernab, wie ich noch träume,
Glüht das Abendroth empor;
Goldbestrahlte Wolkensäume
Gaukeln mir den Frühling vor.

25
Frühling wird einst auferstehen

Und mit ihm mein todtes Glück –
Herbstwind mußt’ es mir verwehen;
Lenzeshauch bringt’s mir zurück.

Neue Lieb’ ist dann erstanden;

30
Neuer Frühling uns beglückt –

Wieder liegt das Herz in Banden,
Wonnebebend, lieb’ umstrickt .....

Im zerborst’nen Fensterbogen
Lehn’ ich müd’ – der Uhu schreit – –

35
Frühlingsgleich, von Glanz umzogen,

Naht dein Bild mir – süße Maid!

C. del Negro.