Zum Inhalt springen

Herbstschauer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Hermann Lingg
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Herbstschauer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 798
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[798]

Herbstschauer.

  1.
Ueber dem südlichen Höhenzuge
Leuchtet schon der erste Schnee;
Schwäne rauschen mit mächtigem Fluge
Ueber den neblig dämmernden See.

5
Wie mir bangt vor den kommenden Tagen!

Ach, was hilft uns inneren Streit
Und die lastende Sorge tragen
In der traurigen Winterszeit?

Was versöhnt uns, hilft uns verzeihen,

10
Was belebt uns den sinkenden Muth,

Wenn nun der Wald und die Luft im Freien,
Alles in Todesschlummer ruht?


  2.
Wie oft ein Freudestrahl in banger
Und schwerer Zeit ihr Grau’n durchbricht,

15
Flammt durch Gewölk, vom Regen schwanger,

     Ein mächtig Abendlicht.

Es scheinen Blitze drin zu sprühen;
Ein Regenbogen schimmert hold,
Und Blumen scheinen aufzublühen

20
     In Roth und Strahlengold.


In diesem Licht, o schöne Sage,
Glüh’n wie auf einem Scheiterhauf’
Des hingeschiednen Sommers Tage
     In Todesflammen auf.

25
Verlangen, Hoffen, ausgesponnen

Zu süßen Stunden — Flor
Von tausend Freuden, tausend Wonnen,
     Flamm’ noch einmal empor!


  3.
Durch welkes Laub im dunklen Forste

30
Streift Wild, das noch der Jagd entrann;

Um Wipfel und verlass’ne Horste
Krächzt noch ein Rabe dann und wann.

Betraure, wen es rührt, dies Sterben,
Dies Klagelied in Feld und Flur —

35
Für mich bringt’s nach so manchem Herben

Erweckung und Erhebung nur.

Ergieb dich nicht, sagt dies Ermatten,
Und aus den Blätten rauscht es laut:
Das düstre Weh’n, die tiefen Schatten

40
Sind deinem Herzen längst vertraut.


 Hermann Lingg.