Zum Inhalt springen

Herr, lehre mich, wenn ich der Tugend diene

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Christian Fürchtegott Gellert
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Demuth
Untertitel: Herr, lehre mich, wenn ich der Tugend diene
aus: Geistliche Oden und Lieder. S. 106–108
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1757
Verlag: Weidmannische Handlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Google = commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[106]
Demuth.

Herr, lehre mich, wenn ich der Tugend diene,
Daß nicht mein Herz des Stolzes sich erkühne,
Und nicht auf sie vermessen sey.
Herr, lehre mich, wie oft ich fehle, merken.

5
Was ist der Mensch bey seinen besten Werken?

Wenn sind sie von Gebrechen frey?

     Wie oft fehlt mir zum Guten selbst der Wille?
Wie oft, wenn ich auch dein Gebot erfülle,
Erfüll ichs minder, als ich soll!

10
Sind Lieb und Furcht stets die Bewegungsgründe

Der guten That, der unterlaßnen Sünde?
Und ist mein Herz des Eifers voll?

     Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend,
Gedenke nicht der unvollkommnen Tugend

15
Der reifern Jahre meiner Zeit.

Wenn ich noch oft aus Stolz nach Tugend strebe,
Aus Menschenfurcht mich Lastern nicht ergebe;
Was ist denn meine Frömmigkeit?

[107]

     Wenn ich den Geiz aus Furcht der Schande fliehe,

20
Aus Weichlichkeit mich wohlzuthun bemühe,

Und mäßig bin, gesund zu seyn;
Wenn ich die Rach aus Eigennutze hasse,
Der Ehrfucht Pfad aus Trägheit nur verlasse;
Was ist an dieser Tugend mein?

25
     Und, Gott, wie oft sind unsre besten Triebe

Nicht Frömmigkeit, nicht Früchte deiner Liebe,
Nur Früchte der Natur und Zeit!
Wenn fühlen wir der Tugend ganze Würde?
Wenn ist dein Joch uns eine leichte Bürde,

30
Und dein Gebot Zufriedenheit?


     Doch, Herr mein Gott, wenn auch zu deiner Ehre
Mein Herze rein, rein meine Tugend wäre;
Weß ist denn dieses Eigenthum?
Wer ließ mich früh zur Tugend unterrichten,

35
Mein Glück mich sehn in meines Lebens Pflichten,

Und im Gehorsam meinen Ruhm?

     Wer gab mir Muth, Herr, dein Gebot zu lieben?
Wer gab mir Kraft, es freudig auszuüben,
Und in Versuchung Schild und Sieg?

40
Weß ist der Quell, der mich mit Weisheit tränkte?

Und weß der Freund, der mich zum Guten lenkte,
Und mir den Fehler nicht verschwieg?

[108]

     Du triebst mich an, daß ich das Gute wählte,
Und riefst mich oft, wenn ich des Wegs verfehlte,

45
Durch Stimmen deines Geists zurück;

Zogst mich durch Kreuz, durch Wohlthat auch, von Sünden,
Ließt, wenn ich rief, mich wieder Gnade finden,
Und gabst zu meiner Beßrung Glück.

     Was ist der Mensch, daß du, Gott, sein gedenkest,

50
Gerechtigkeit in deinem Sohn ihm schenkest,

Und zur Belohnung selbst ein Recht?
Und wenn ich nun durch deines Geistes Gabe,
Des Glaubens Kraft, und alle Werke habe,
Wer bin ich? Ein unnützer Knecht.