Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Wolfgang Dietrich von Beichling
← August Ferdinand von Pflug | Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch Wolfgang Dietrich von Beichling |
Matthäus Daniel Pöppelmann → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
[28] Nr. 32. v. Beichling oder Beuchling, wie er nach Vehse (V, Seite 199) eigentlich hieß, Wolfgang Dietrich, Graf, 1665–1725, Geheimer Rat und kursächsischer Großkanzler. Schon unter Johann Georg IV. hatte er eine bedeutende Rolle gespielt, noch mehr war dies der Fall unter August dem Starken, der ihm zunächst seine volle Gunst zuwandte und im Jahre 1700 das Amt des Großkanzlers übertrug. Als B. aber die Teilnahme seines Landesherrn am Kriege gegen Karl XII. mißbilligte, auch in der Verwaltung seines hohen Amtes seine Befugnisse wiederholt überschritt, sich überdies Veruntreuungen von Einkünften zuschulden kommen ließ, wurde er 1703 auf dem Konigstein gefangen gesetzt, während man gleichzeitig seine Güter und sein großes Vermögen (1½ Millionen Taler) für den Hof eingezog. Als B. 1709 auf Fürsprache der Gräfin Cossell endlich seine Freiheit erhielt, zog er sich auf sein bei Wurzen gelegenes Gut Zschorna zurück, wo er 1725 starb.
Nach einem Aufsatze im Dresdner Anzeiger (1888 Nr. 273) über das „Palais de Saxe“, jetzt Moritzstraße 1b, hätte Graf B. 1709 nach seiner Rückkehr vom Königstein dieses Grundstück erworben und das Gebäude in seiner heutigen Gestalt aufführen lassen. Auch Gurlitt bringt in seinem Werke „Die Kunstdenkmäler Dresdens“, Heft 2, Seite 540, dieselbe Angabe. Sie ist jedoch unrichtig, Graf Wolfgang Dietrich v. B. hat auf der Moritzstraße nie ein Haus besessen, wie man aus den Geschoßbücherauszügen nachweisen kann. [29] Zu der angegebenen Zeit für sich in Dresden ein Wohngebäude errichten zu lassen, erscheint schon deshalb ausgeschlossen, weil der Graf, wie bereits schon bemerkt, 1709 nach seiner Entlassung aus der Haft sich sogleich von unserer Stadt, und zwar für immer, weggewendet hat. Aus den Geschoßbücherauszügen geht weiter hervor, daß das in Frage stehende Haus, und zwar von 1709–1715, allerdings einem Grafen v. B. gehörte; das war jedoch nicht der obengenannte Großkanzler, sondern dessen Bruder, der Oberfalkenmeister Gottlob Adolph v. Beuchling. Dem Großkanzler fiel allerdings, und zwar im Jahre 1700, durch Erbvergleich ein Haus zu; das lag aber an der Inneren Pirnaischen Gasse, jetzt Landhausstraße, wurde 1760 teilweise zerstört, bald wieder hergestellt und trägt seit 1890 die Hausnummer 13 (O.-Nr. 157). Durch die 1702 erfolgte und bereits erwähnte Einziehung der Güter des Grafen W. D. v. B. ging das Eigentumsrecht auf dessen Dresdner Wohnhaus an den Landesherrn über, der es zwei Jahre später seiner Geliebten, der Fürstin von Teschen, schenkte. Mit königlicher Genehmigung verkaufte sie es schon 1705, und nunmehr hat das Gebäude in den drei folgenden Jahrzehnten auch weiter öfters den Besitzer gewechselt. 1737 wurde es kurfürstliches Posthaus, was es bis 1832 geblieben ist. Seit dem letzteren Jahre befindet es sich wieder in Privatbesitz.