Heubäder

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Heubäder
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 419
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[419] Heubäder. Wasser-, Dampf-, Sand-, Luft-, Sonnenbäder etc. – das kennen wir alle, die Heubäder sind aber eine Specialität Tirols, die in der Ebene noch nicht nachgeahmt worden ist und wohl auch nicht nachgeahmt werden wird. Unter den Bädern nehmen sie aber eine so eigenartige Stellung ein, daß sie mindestens erwähnenswerth sind. Wir folgen in dieser Beschreibung den Mittheilungen, die Ludwig v. Hörmann in seinem trefflichen Werke „Die Jahreszeiten in den Alpen“ (Innsbruck, Verlag der Wagnerschen Univ.-Buchhandlung) darüber giebt.

Die Bauern, besonders die Etschländer, halten sehr viel auf die Heubäder. Für besonders heilsam gilt das frische kurze Gebirgsheu, und zwar muß es noch „brennend“ sein. Deshalb trifft man die übrigens höchst einfachen Vorrichtungen zu dieser Kur häufig hoch oben auf luftigen Höhen, so z. B. in der nach Völs gehörigen Alpenhütte auf dem Schlern (2561 m). An einem Balken ihrer niederen Decke klebt ein Anschlagezettel, welcher folgende Badeordnung enthält:

„Bemerkung 1. Das derjenige, der auf das Hei geth sich fleisig den Koth abstreift. 2. Das derjenige, der von Hei hinausgehet sich fleisig das Hei abschittelt. 3. Das jeder nicht von Völs gebirtüge, welcher eine ganze oder halbe Woche im Hei liegt, 30 Kreizer zahlen muß.
Unterz. Heiinhaber.“ 

Um die Kur zu gebrauchen, wird eine Grube im Heu gemacht, in welche sich der Badende nackt hineinlegt. Ein anderer, sei es nun ein Kurgast oder der eigens bestellte „Badreiber“, deckt ihn bis an den Hals zu. Auch während des Heubades muß immer jemand gegenwärtig sein, um dem Leidenden beizustehen, sobald sich bei diesem bedrohliche Störungen der körperlichen Funktionen, namentlich des Herzens, einstellen. Wenn der Betreffende vollständig in Schweiß ist, wird er „ausgegraben“ und vom Badreiber abgetrocknet; er selbst wäre vor Mattigkeit nicht imstande, es zu thun. Ankleiden kann er sich dann selbst. So liegt in den Stadeln oft Kopf an Kopf. Wie schmutzig und zerwühlt davon das Heu gegen Ende der „Saison“ aussieht, läßt sich denken. Die Heubäderkur ist übrigens nicht ganz ungefährlich. So wurden im August 1886 in dem Heubad zu Aldein zwei „Badegäste“ ohnmächtig aus dem glühend heißen Bergheu herausgezogen, was auf eine starke Störung der Lebensfunktionen deutet, da es sich hier nicht um eine jener Salonohnmachten handelt, die bekanntlich nicht gefährlich sind. *