Hyperion an Diotima XXXVIII
[21] HYPERION AN DIOTIMA.
Ich bin erwacht aus dem Tode des Abschieds, meine Diotima! gestärkt, wie aus dem Schlafe, richtet mein Geist sich auf. Ich schreibe dir von einer Spize der Epidaurischen Berge. Da dämmert fern in der Tiefe deine Insel, Diotima! und dorthinaus [22] mein Stadium, wo ich siegen oder fallen muss. O Pelopones! o ihr Quellen des Eurotas und Alpheus! Da wird es gelten! Aus den spartanischen Wäldern, da wird, wie ein Adler, der alte Landesgenius stürzen mit unsrem Heere, wie mit rauschenden Fittigen. Meine Seele ist voll von Thatenlust und voll von Liebe, Diotima, und in die griechischen Thäler blikt mein Auge hinaus, als sollt’ es magisch gebieten: steigt wieder empor, ihr Städte der Götter! Ein Gott muss in mir seyn, denn ich fühl’ auch unsere Trennung kaum. Wie die seeligen Schatten am Lethe, lebt jezt meine Seele mit deiner in himmlischer Freiheit und das Schiksal waltet über unsre Liebe nicht mehr. |