Im Oktober 1849 (Romanzero)

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Textdaten
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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Im Oktober 1849
Untertitel:
aus: Romanzero. Zweites Buch: Lamentationen.
Seiten 192-195
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch eine andere Version Im Oktober 1849, erschienen 1850.
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[192]

 XVI.
 Im Oktober 1849.

Gelegt hat sich der starke Wind,
Und wieder stille wird’s daheime;
Germania, das große Kind,
Erfreut sich wieder seiner Weihnachtsbäume[WS 1].

5
Wir treiben jetzt Familienglück –

Was höher lockt, das ist vom Uebel –
Die Friedensschwalbe kehrt zurück,
Die einst genistet in des Hauses Giebel.

Gemüthlich ruhen Wald und Fluß,

10
Von sanftem Mondlicht übergossen;

Nur manchmal knallt’s – Ist das ein Schuß? –
Es ist vielleicht ein Freund, den man erschossen.

Vielleicht mit Waffen in der Hand
Hat man den Tollkopf angetroffen,

15
(Nicht Jeder hat so viel Verstand

Wie Flaccus, der so kühn davon geloffen).

[193]
Es knallt. Es ist ein Fest vielleicht,

Ein Feuerwerk zur Goethefeier! –
Die Sontag, die dem Grab entsteigt,

20
Begrüßt Raketenlärm – die alte Leyer!


Auch Liszt taucht wieder auf, der Franz,
Er lebt, er liegt nicht blutgeröthet
Auf einem Schlachtfeld Ungarlands;
Kein Russe, kein Kroat hat ihn getödtet.

25
Es fiel der Freiheit letzte Schanz’,

Und Ungarn blutet sich zu Tode –
Doch unversehrt blieb Ritter Franz,
Sein Säbel auch – er liegt in der Kommode.

Er lebt, der Franz, und wird als Greis

30
Vom Ungarkriege Wunderdinge

Erzählen in der Enkel Kreis –
„So lag ich und so führt’ ich meine Klinge!“

Wenn ich den Namen Ungarn hör’,
Wird mir das deutsche Wams zu enge,

35
Es braust darunter wie ein Meer,

Mir ist als grüßten mich Trompetenklänge!

[194]
Es klirrt mir wieder im Gemüth

Die Heldensage, längst verklungen,
Das eisern wilde Kämpenlied –

40
Das Lied vom Untergang der Nibelungen.


Es ist dasselbe Heldenloos,
Es sind dieselben alten Mähren,
Die Namen sind verändert blos,
Doch sind’s dieselben „Helden lobebären.“
 

45
Es ist dasselbe Schicksal auch –

Wie stolz und frei die Fahnen fliegen,
Es muß der Held, nach altem Brauch,
Den thierisch rohen Mächten unterliegen.

Und diesmal hat der Ochse gar

50
Mit Bären einen Bund geschlossen –

Du fällst; doch tröste dich, Magyar,
Wir Andre haben schlimm’re Schmach genossen.

Anständ’ge Bestien sind es doch,
Die ganz honnet dich überwunden;

55
Doch wir gerathen in das Joch

Von Wölfen, Schweinen und gemeinen Hunden.

[195]
Das heult und bellt und grunzt – ich kann

Ertragen kaum den Duft der Sieger.
Doch still, Poet, das greift dich an –

60
Du bist so krank und schweigen wäre klüger.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Weinachtsbäume