Im Ulmen-Laubgang

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Textdaten
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Autor: Friedrich Emil Rittershaus
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Titel: Im Ulmen-Laubgang
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 333
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Im Ulmen-Laubgang.


Niemals hab’ den Ulmen-Laubgang
Ich so schön geseh’n wie heute,
Wo die zarten grünen Blüten
Auf den Weg der Nachtwind streute.

Auf den breiten Wipfelkronen
Flimmerte die Morgensonne,
Und der Waldpastor, die Amsel,
Predigte von Frühlingswonne.

Und da war es mir, ich sähe
Heut’ den Mai den Einzug halten –
Und ich sah vor mir im Geiste
Wandeln süße Huldgestalten.

Aus den schmucken Blumenkörbchen
Streuten zarter Kinder Hände
Leise auf des Lenzes Pfade
Reiche grüne Blätterspende.

Kranzgeschmückt die Einen waren,
Andre weiße Schleier trugen,
Aus den seidnen goldnen Löcklein
Sah ich Rosenknospen lugen.

Frohsinn kam, umtanzt, umgaukelt
Von den bunten Schmetterlingen;
Hoffnung hatte sich geliehen
Von der Lerche Lied und Schwingen.

Vor der Tulpen Flammenbechern
Klang der Chorgesang der Bienen;
Maikraut um die Stirn gewunden,
War der Rebengott erschienen.

An dem Goldstern der Narzisse
Funkelten die Taujuwele –
Und die Liebe sang das Credo
Aus der Nachtigallenkehle! –

Alles, alles durft’ im Geiste
Heut’ ich wonnetrunken schauen,
Als ich ging durch die Alleen
Bei dem ersten Morgengrauen –

Duftend um die Stirne wehte
Frischer Hauch aus Blatt und Blüten –
Und ich fühlte: aus dem Herzen
Schwand das dumpfe Winterbrüten.

Meine Pulse fühlt’ ich schlagen
Jugendfrisch in hellen Sprüngen –
Und ich glaubte an den Frühling,
An des Lenzes Weltverjüngen!
 Emil Rittershaus.