In der Genesung
Erscheinungsbild
[872–783]
[892] In der Genesung. (Zu dem Bilde S. 872 u. 873.) Es war recht krank, das arme Prinzeßchen, und das verwöhnte Fürstenkind, dem sonst die Lebenslust und Lebensfreude aus den hellen Augen leuchtete, ist noch recht hinfällig und schwach und vermag kaum die müden Lider offenzuhalten. Aber besser ist es doch geworden; mit den beruhigendsten Versicherungen ist der Leibarzt gegangen, und nun werden alle Mittel in Bewegung gesetzt, nicht bloß den Körper, sondern auch das Gemüth der Genesenden von den Nachwehen der Krankheit vollends zu befreien. Die treue Gesellschafterin mischt stärkende Tropfen, die jugendliche Kammerzofe lächelt ihre Gebieterin mit ihrem fröhlichsten Lächeln an, damit diese auch gewiß dem Glauben an die Wiederkehr vergnügter Stunden ihr Herz erschließe, und der lustige Hofrath, der gewandteste Vorleser bei den abendlichen Zirkeln des schöngeistigen Höfchens, hat das Neueste und Lustigste mitgebracht, was der Büchermarkt in der Zeit der Krankheit seiner sonst so verständnißinnigen Zuhörerin zu Tage gefördert hat, und er liest es ihr vor mit dem ganzen Aufwand seiner die Lachmuskeln reizenden Mimik. Nun – lange wird es nicht mehr dauern, da verzieht sich ganz sacht der jetzt noch so betrübt geschlossene Mund des Prinzeßchens, ein Schimmer der alten Heiterkeit fliegt über das müde Gesichtchen hin und ein leiser rosiger Schimmer verklärt die bleichen Wangen der Genesenden.
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