Johannes Lämmerer an Justinus Kerner (12. Mai 1816)
Herr Dockter,
Mit diesen wenigen Zeilen nehme ich Endesunterschriebener unserer Abrede gemäß mir die Freyheit, ein kleines Gedicht zu überschiken und Euer Wohlgebohrn vorzulegen.
Die Geschichte welche darinnen enthalten ist habe ich bei Herrn Pfarrer Prescher aus einem Buche gelesen, und auf desen begehren nach meinem geringen Verstand sogleich in Verße übersetzt, ich habe aber aus übereilung bei dem abschreiben den 29. Verß vor dem 28. geschrieben dieses werden Sie gütigst verzeihen, den ich mus alles nur an den Sonntag nachmittägen abschreiben, [2] weilen ich an andern [Ta]gen meinem Amt oder andern Geschäften abwarten muß, um mich und die meinigen Ehrlich ernähren den die Einkünfte von der Schule sind zu wenig daß ich allein davon leben kan. Daneben mache ich auch nochmal meine verbindlichste Danksagung für das was ich bei Ihnen genoßen, und für die gütige Freundschaft die Sie mir erwiesen haben, den ich lebe diese Zeit sehr vergnügt weilen ich dieses mal so unvermuthete Freunde gefunden habe.
Ohne mein erinnern würden Sie dieses Gedicht dem Herrn Pfarrer Prescher zur beliebigen Einsicht überschiken, und doch will ich Gehorsamst bitten mich diesem und allen den werthen seinigen gehorsamst Empfehlen zu lasen.
Schließlich Empfehle ich mich in Ihre wie auch der Hochzuverehrenden Frau Dockterin fernere Freundschaft und Wohlgewogenheit, und verbleibe mit wahrer Hochachtung!
Lämmerer.
Deufstetten,
d. 12. May 1816.