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Jugend- und Volksspiele in Deutschland

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Textdaten
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Titel: Jugend- und Volksspiele in Deutschland
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 667
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[667] Jugend- und Volksspiele in Deutschland. Vor einem Jahrzehnt etwa wurde eine Bewegung eingeleitet, welche nichts Geringeres als eine vollständige Wandlung in der Jugenderziehung und im Volksleben bezweckt. Jung und alt sollte aus der Enge der Mauern mehr, als es bis dahin der Fall war, ins Freie geführt werden, um in frischer Luft, in fröhlichem Spiel Leib und Seele zu stärken. Eine solche Wandlung, welche tief in die Sitten und Gewohnheiten des Volkes eingreift, kann sich nicht rasch vollziehen; nur langsam setzt sich auf diesem Gebiete der Gedanke in die That um. Zehn Jahre sind aber immerhin auch im Volksleben eine Frist, die hinreicht, um zu zeigen, ob ein Unternehmen Anklang gefunden und lebenskräftige Wurzeln zu treiben vermocht hat. Darum in eine Rundschau über den gegenwärtigen Stand der Leibesübungen in Deutschland von großer Wichtigkeit und in Anbetracht dieser Thatsache hat der Centralausschuß zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland in seinem „Jahrbuch für Jugend- und Volksspiele“ (Leipzig, R. Voigtländers Verlag) eine ausführliche Statistik für das Jahr 1892/93 veröffentlicht. Das Bild, das Dr. Viktor von Woikowsky-Bindau, Mitglied des preußischen statistischen Bureaus, in dieser auf Grund sorgfältiger Erhebungen entstandenen Arbeit vor unseren Augen entrollt, ist im allgemeinen durchaus erfreulich.

Im vergangenen Jahre wurde das Jugendspiel in 543 deutschen Städten gepflegt und 533 dieser Städte verfügten über besondere Spielplätze, während die Militärverwaltung 34 Exercierplätze dem Spiel der Jugend geöffnet hatte. Wenn wir bedenken, daß vor einem Jahrzehnt diese Leibesübungen der Schuljugend ganz und gar nicht gebräuchlich waren, so muß uns das bereits Errungene mit hoher Freude erfüllen. Aber von dem eigentlichen Ziele ist man doch noch weit entfernt; denn in 1380 deutschen Städten sind die Wohlthaten des Spiels im Freien der Schuljugend noch nicht zu teil geworden. Feruer ist das Spiel im Freien bis jetzt vorwiegend auf unseren höheren Schulen in Aufnahme gekommen, es ist in 156 Gymnasien, 49 Realgymnasien, 95 Realschulen und in 69 Städten auch in höheren Mädchenschulen eingeführt. Die Beteiligung der Volksschulen an diesen so ungemein nützlichen Leibesübungen läßt noch in den meisten Städten viel zu wünschen übrig oder fehlt gänzlich. Das Volksspiel, das Spiel der Erwachsenen, ist noch in den ersten Anfängen begriffen, es wurde im Jahre 1892/93 nur in 347 Orten geübt, zumeist von Turnvereinen ins Leben gerufen.

Jene Statistik verbreitet sich auch über zwei andere Leibesübungen, die dem Spiele nahe verwandt sind, über das Baden und Schwimmen sowie über den Eislauf. Was die erstere gesundheitlich so wichtige Leibesübung anbelangt, so weist die Statistik leider einen großen Mangel an Schwimmanstalten nach. Nur 319, d. h. 16,6% aller deutschen Städte besitzen eine Bade- und Schwimmgelegenheit. Hier ist also noch die regste Thätigkeit gemeinnütziger Vereine und ein unablässiger Druck auf die Gemeindebehörden, die in der Erfüllung ihrer Pflichten säumig sind, dringend notwendig. Etwas günstiger ist ea mit dem Eialauf bestellt, denn 459 oder 23,9% der deutschen Städte besaßen Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen und 32 verfügten über künstliche Eisbahnen. Die Zahlen lehren uns, wie viel auf diesem Gebiete noch zu thun ist; aber mit froher Zuversicht kann das gemeinnützige Werk fortgesetzt werden, denn das in einem Jahrzehnt Errungene ist wirklich groß. *